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 Brenners Besen und Delbrücks Unglaube Unterhaltsame Wissenschaft in Anekdoten Emsige Musenblätter-Leser erfreuen sich seit Jahren Sonntag für Sonntag an den populärwissenschaftlichen Aufsätzen des Wissenschaftspublizisten Ernst Peter Fischer, die wir durchaus auch zum eigenen Vergnügen veröffentlichen dürfen. Daß er über einen reichen Anekdotenschatz aus der Welt der Wissenschaft verfügt, bewies bereits sein köstliches Buch „Davon glaube ich kein Wort“, im Titel einem topischen Zitat Max Delbrücks entliehen. Daraus haben wir reichlich zitiert. Nun legt der Reclam Verlag ein Oktavheftchen mit 144 eng bedruckten Seiten vor, in dem Ernst Peter Fischer mit Hilfe von wundervollen Zitaten aus dem Mund berühmter Wissenschaftler über Mathematik, Kern-, Raum und Quantenphysik so leichtfüßig plaudert wie andere über das Wetter, gleichzeitig aber auch spannendes elementares Wissen vermittelt: „Die schönsten Anekdoten aus der Wissenschaft“. Es ist ein charmantes Lesevergnügen, das uns einen Einblick in die Lebens- und Denkwelt der höchsten Geister gewährt. Wir begegnen natürlich Max Delbrück, dazu Albert Einstein, Niels Bohr, David Hilbert, Kurt Gödel, Paul Dirac, Max Born, Wolfgang Pauli, Richard Feynman, Lise Meitner und Max Planck, Carl Friedrich von Weizsäcker und einigen mehr – nicht wenige darunter veritable Nobelpreisträger. Eine meiner Lieblingsanekdoten ist die über Niels Bohrs Physikprüfung als Student, die sich dem Vernehmen nach so abgespielt haben soll: „Herr Bohr, wie bestimmen Sie die Höhe eines Gebäudes mit einem Barometer?“ „Ganz einfach. Nehmen wir zum Beispiel dieses Institut. Ich nehme das Barometer, klettere auf das Dach, werfe es nach unten und bestimme die Falldauer, aus der man mit einer einfachen Gleichung die Höhe berechnen kann.“ „Herr Bohr, etwas weniger zerstörerisch und eleganter, bitte“. „Ganz einfach. Ich klettere wieder auf das Dach, nehme ein Seil mit, binde das Barometer daran fest, lasse es auf die Straße herunter und messe die Seillänge.“ „Herr Bohr, es geht hier um Physik, und davon müssen sie etwas mehr einsetzen, bitte.“ „Ganz einfach. Ich bleibe bei dem Seil und lasse das Barometer als Pendel schwingen, bestimme die Schwingungsdauer bei gegebener Pendellänge und berechne daraus mit der bekannten Formel … „ „Herr Bohr, das geht doch genauer und einfacher mit etwas mehr Mathematik, bitte.“ „Ganz einfach. Ich warte auf Sonnenschein, bestimme die Länge des Schattens, den das Barometer wirft, bestimme zugleich die Länge des Schattens, den das Gebäude wirft, und kann durch ein wenig Trigonometrie ausrechnen, was Sie wissen wollen, wenn ich die mir bekannten Maße des Barometers dabei einsetze.“ „Herr Bohr, das klingt alles nicht undurchführbar, aber geht es nicht einfacher und direkter, und zwar mit der besonderen Qualität und Funktionsweise das Geräts, mit dem Sie hantieren?“ „Doch. Ich gehe zum Hausmeister und frage ihn, ob er weiß, wie hoch das Gebäude ist. Wenn er es weiß und mir sagt, schenke ich ihm das Barometer.“ Als das Publikum nicht mehr aus dem Lachen und die Prüfungskommission nicht mehr aus dem Kopfschütteln herauskamen, fügte Bohr mit seinem verzaubernden Lächeln noch hinzu, „Natürlich kann man mit dem Barometer auch den Unterschied im Luftdruck zwischen der Parterre und dem Dachgeschoß ermitteln, ihre Differenz bilden und mit Hilfe dieser gemessenen und berechneten Zahlen und dank der barometrischen Höhenformel die gestellte Frage beantworten, aber das steht doch so im Lehrbuch, und dann wissen Sie das ja schon.“ Nicht ohne Grund nannte man Bohr den Sokrates der Physik. Da das Büchlein über keinen Index verfügt, müssen Sie schon das ganze Bändchen lesen, um all den Namen und den ihnen nachgesagten Anekdoten zu begegnen. Es wird Sie jedoch nicht reuen, denn die Lektüre ist pures Vergnügen. Prof. Dr. Ernst Peter Fischer, geb. 1947, studierte Mathematik, Physik, Biologie und Wissenschaftsgeschichte und wurde u. a. mit der Medaille der Deutschen Physikalischen Gesellschaft für Naturwissenschaftliche Publizistik und mit dem Sartorius-Preis der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen ausgezeichnet. Ernst Peter Fischer – „Die schönsten Anekdoten aus der Wissenschaft“ Ein Streifzug durch die Eigenheiten von Wissenschaftlerinnen und Forschern, Professorinnen und Nobelpreisträgern © 2025 Reclam Verlag, 144 Seiten, Broschur, Reihe: Reclams Universal-Bibliothek  -  ISBN: 978-3-15-014716-0  8,- € Weitere Informationen: www.reclam.de | 


