Ehre, wem Ehre gebührt
Der Weg zum Frieden in Nahost ist noch lang
Von Lothar Leuschen
Seinen vielen Kritikern wird es nicht leicht fallen, ausgerechnet Donald Trump die Ehre zu erweisen, die ihm nach seinem Einsatz für Waffenruhe im Gazastreifen und für die Freilassung der noch lebenden Geiseln gebührt. Aber er hat sich Anerkennung und Respekt verdient. Denn am Ende eines solchen Prozesses zählt nur das Ergebnis. Dann muß der Zickzack-Kurs vergessen sein, den Trump in den vergangenen Wochen und Monaten gesteuert hat. Denn Zuckerbrot und Peitsche führten letztlich schließlich dazu, daß sowohl die israelische Armee als auch die Terroristen der Hamas ihre Waffen schweigen lassen. Donald Trump hat das im Alleingang erreicht. Sämtliche Sanktionen einer in der Nahost-Frage zerstrittenen Europäischen Union trugen hingegen nicht zum Fortschritt bei. Allein die Wucht der Vereinigten Staaten, die Drohungen Trumps mit Liebesentzug für Israel und der „losbrechenden Hölle“ für die Terrororganisation Hamas zerschlugen den Gordischen Knoten. Und nur Trump allein hielt das Schwert dafür in der Hand. Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika hat Leben gerettet. Das ist aller Ehren wert und nun auch von erbittertsten Widersachern nicht mehr in Zweifel zu ziehen.
Zunächst einmal sollte nichts die Freude darüber trüben, daß sowohl für die Geiseln als auch für die Palästinenser im Gazastreifen, ein zweijähriges Martyrium vorüber ist. Für den Nahen Osten jedoch sind Waffenruhe und Freilassungen nur ein Zwischenschritt auf dem noch langen Weg zu Frieden. Denn selbst wenn die Terroristen der Hamas ihren Kampf aufgeben, hat Israels Armee mit ihrem Einsatz im Gazastreifen und vielen zivilen Opfern für die Zukunft vermutlich sehr viele neue Terroristen geschaffen. Außerdem ist es fraglich, daß Israel der Forderung Trumps nachkommen wird, Iran die Hand zu reichen. Ebenso ungewiß ist, ob das Mullah-Regime die Hand ergreift. Fragen über Fragen, Hürden hinter Hürden.
Zweifellos ist der Nahe Osten einem Frieden dank Trumps Brachial-Diplomatie am Montag ein Stückchen näher gekommen. Mehr aber noch nicht.
Der Kommentar erschien am 14. Oktober in der Westdeutschen Zeitung.
Übernahme des Textes mit freundlicher Erlaubnis des Autors.
Redaktion: Frank Becker
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