Piaf

Pam Gems´ Bühnenstück gibt der kleinen großen Chanteuse Gestalt

von Alexander Hauer
Piaf

Schauspiel mit Musik von Pam Gems

 
Nürnberg, Staatstheater in der Kongresshalle




Inszenierung: Peter Hatházy  -  Bühne und Kostüme: Heiko Mönnich  -  Musikalische Leitung:Wolfgang Wunderlich  -  Aufführungsfotos: © Marion Bührle
Besetzung: Elke Wollmann (Piaf), Nicola Lembach (Toine, Marlene), Tanja Kübler (Madeleine, Krankenschwester, Privatschwester), Rainer Matschuck (Manager, Polizeiinspektor, Paul, Therapeut), Heimo Essl (Leplee, Pierre, Marcel), Rolf Kindermann (Albert, Michel Emer, Jean, Dealer, Theo), Philipp Niedersen (Klein-Louis, 2. Boche, Lucien, Jacko), Jan Ole Sroka (Eddie, Manager, 1. Boche, Kellner, Angelo), Felix Axel Preißler (Emile, Raymond, Georges, Journalist)

Nachdenklich mit Fixstern

Oft genug gerät Pam Gems´ Revue über das Leben der Piaf zu einer verklärten Darstellung, die das

Elke Wollmann - Foto © Marion Bührle
weniger Schöne ausblendet. Oft genug gerät auch die Darstellung der Titelrolle zu einer Travestie. Oft genug scheitern die Schauspielerinnen auch im Versuch die Stimme der Piaf zu imitieren.
All dies geschieht in Nürnberg nicht. Elke Wollmann weiß, daß sie nicht die Piaf ist, sie spielt die Piaf auch nicht, sie lebt sie.
Unter der Regie von Peter Hatházy gelingt ein  amüsant nachdenklicher Abend, der einen Fixstern hat, um dem sich andere brillante Planeten drehen. Elke Wollmann dominiert, und alle anderen Rollen geraten dabei zu Stichwortgebern. Aber wie beim Fußball, der Star einer Mannschaft ist nichts ohne die anderen.

Ein Leben in Musik

Piaf, das ist ein Leben in Musik. Und die Musik ist in Nürnberg hervorragend. Die Combo um Wolfgang Wunderlich gibt alles, sie schafft es die jeweilige Stimmung des Stücks, die Zeit in der es spielt, von den 30ern bis in die 60er Jahre hinein genau zu treffen.
Aber zurück zum Stück. Die Bühne (Ausstattung: Heiko Mönnich) ist ein schwarzer Guckkasten, der ideal die verschiedenen Spielorte hergibt. Zusammen mit den Kostümen läßt er so Zeiten und Orte lebendig werden.

Nicola Lembach, Elke Wollmann - Foto © Marion Bührle
Elke Wollmann zeigt die Entwicklung einer Frau vom Straßenkind bis zum gefeierten Star, mit allen Facetten des Aufstiegs und des tiefen Falls. Ihr Mut zur Häßlichkeit, ihre Bereitschaft, die Person Piaf wieder zum Leben zu erwecken, die Krisen explizit darzustellen, lassen die Show zu einer glaubwürdigen Lebensbeichte werden. Besonders berückend sind da die Momente mit der kongenialen Nicola Lembach als Wegbegleiterin Toine und als Marlene Dietrich (grandios die wandelbare Stimme und Hoppla! was für Beine).
Aber auch die Szenen mit Tanja Kübler als Krankenschwester, Sekretärin Madeleine und Nonne gehen zu Herzen. Zwei Welten prallen da aufeinander, hier der Star aus der Gosse, der seine Herkunft nicht leugnen kann und nicht will, da die feinen, zarten Wesen, die eben mit diesem Gossenkind zurecht kommen müssen.

Kollektives Lob

Neben all den tragischen Momenten gibt es aber auch genügend Raum für Humoristisches. Besonders die Szene der beiden Wehrmachtssoldaten, die es im besetzten Paris mal so richtig krachen lassen wollen, gerät zum Schenkelklopfer. Für die sechs Herren, die 27 Rollen zum Leben verhelfen, gerät der Abend zum Umzugsmarathon, hier auch ein großes Lob an das Team hinter der Bühne, dass den Abend reibungslos am Laufen hielt.
Kurz und knapp: „Piaf“ in Nürnberg weckt die Lust auf Rotwein und Pernod, die Interpretation der Chansons ist sensationell, die Darstellung packend. Hingehen!

Nächster Aufführungstermin: heute Abend - dann erst wieder am 14.3./15.3.09
Weitere Informationen unter:

Redaktion: Frank Becker