Im Kaffeehaus

von Joachim Klinger

Joachim Klinger pinx.

Im Kaffeehaus

Ich sitze gern im Kaffeehaus,
wo mich die Kellner kennen.
Und ich, ich kenn' mich auch dort aus,
kann alle Namen nennen.
Der Alfons und der Alois gehören zu den schnellen -
hingegen Franz und Ottokar sind langsame Gesellen.
Dann ist da noch der Waldemar, schon alt und ganz zerknittert.
Bringt er dir eine Schale Gold, bemerkst du, wie er zittert.

Ich sitze gern im Kaffeehaus,
und schau auf die Passanten.
Die Gäste gehen ein und aus.
Hier trifft man die Bekannten.
Doch einmal kam ins Kaffeehaus ein richtiger Minister.
Da staunte selbst Herr Januschek, und der ist ein Magister.
Recht spät erscheint die Blumenfrau in schmutzigen Galoschen.
Ich kaufe einen Knopflochschmuck und schenke ihr drei Groschen.

Das Kaffeehaus steht längst nicht mehr.
Dort ist die Krankenkasse,
am Tage voll, am Abend leer.
Die scheffelt Geld in Masse.
Der Alfons und der Alois sind nun Kantinenpächter,
hingegen Franz und Ottokar, die dienen stumm als Wächter.
So tut ein jeder seine Pflicht, entwickelt die Talente.
Nur Waldemar, der Zitterer, ging letztes Jahr in Rente.

Joachim Klinger