Verliebt in Italien
Eine kunstsinnige Lyrik-Anthologie
Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn,
Im dunklen Laub die Goldorangen glühn, Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht, Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht? (J.W. Von Goethe)
Vielleicht waren Sie ja noch nie in Italien. Dann ist dieses Buch eine verlockende Einladung. Oder sie waren dort, doch es ist lange her. In diesem Fall weckt es augenblicklich verschüttete Sehnsüchte und Erinnerungen. Viele Italien-Reisende, die das Land und seine Menschen mit offenem Auge und weitem Herzen besucht haben, haben sich unsterblich verliebt – in das Land, seine Kultur, seine pittoresken Landschaften, in seine freundlichen Menschen oder in den einen oder die eine ganz speziell. Soll gar nicht so selten vorgekommen sein!
Hannes Fricke hat ein beeindruckendes Kompendium von Beispielen der deutschen Italien-Lyrik und Werken der internationalen Malerei und Fotografie zusammengestellt, das als Liebeserklärung in Bildern und Gedichten unter dem schlichten Titel „Italien“ im Reclam Verlag erschienen ist – vom Einband über das Layout, die Bild- und Textauswahl sowie die Gesamtgestaltung ein Augenschmaus und Lesevergnügen sondergleichen.
Daß Italien seit Jahrhunderten das Sehnsuchtsland der Deutschen und Engländer (z.B. Mary Shelley, Lord Byron, Percy Shelley, Claire Clairmont) ist beweisen Malerei und Dichtung sowie die Reisen großer Deutscher in das Land der Orangebäume und Zypressen, denken wir nur an Goethes „Italienische Reise“: In der Nacht auf den 3. September 1786 hatte sich der Geheime Rat noch vor der Dämmerung auf den Weg gemacht, um der leidigen Affäre mit Frau von Stein zu entfliehen: „Früh drei Uhr stahl ich mich aus Carlsbad, weil man mich sonst nicht fortgelassen hatte...“, hält er tags darauf in Regensburg in seinen Aufzeichnungen fest. Einunddreißig Stunden brauchte er mit der Kutsche ohne Aufenthalt allein bis Regensburg. In rasender Fahrt ging es weiter über München, Mittenwald, Innsbruck, Bozen bis Verona, wo er am 14. September eintraf. Zwölf Tage. Goethes Reise verlief weiter nach Vicenza, wo er die Bauten Andrea Palladios studierte. Noch weitere Male nahm Goethe die Beschwerlichkeiten der weiten Reise in Kauf, so sehr hatte Italien ihn gepackt.
Vor allem englische und deutsche Maler wie William Turner, Hans Thoma, Carl Morgenstern, Miner Kelogg, Elizabeth Murray, Michael Wutky, Johann Peter Denifle, Angelika Kauffmann, Sanford Gifford, Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, Walter Tyndale, und Philipp Hackert hielten das Arkadien der frühen Italien-Begeisterung in ihren Bildern fest. Wunderbare Beispiele in perfekter Wiedergabe finden sich in diesem herrlichen Band.
Am 9. Dezember 1801 schulterte in Grimma der Verlags-Korrektor Johann Gottfried Seume seinen Tornister. Sein lockendes Ziel war Syrakus auf Sizilien, das er, wie zuvor schon Paris, zu Fuß zu erreichen trachtete. Anfängliche Reisegefährten verließen ihn bald. Die 800 sächsischen Meilen (á 7,5 km) seiner Reise legte er dennoch unbeirrt in 250 Tagen zurück, Schiffspassagen eingeschlossen. Sein 1803 veröffentlichtes Buch „Mein Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802“ ist ein Klassiker worden. Die Schönheiten des Landes und seine Begegnungen notiert Seume zufrieden und bescheiden unterwegs.
Genau 100 Jahre später unternahm Otto Julius Bierbaum „Eine empfindsame Reise im Automobil“, die ihn und seine Frau mit einem 8 PS starken „Adler“ in 21 Tagen von Berlin über Prag nach Wien brachte. Zehn weitere Wochen lang setzen sie ihre Reise über die Alpen und durch Norditalien fort. Der Wuppertaler Reisepionier Dr. Hubert Tigges schließlich veranschlagte 1951 für eine Busfahrt nach Italien, bei der unterwegs bei Übernachtungen gezeltet und von den Reisenden gemeinsam selbst gekocht wurde, immerhin noch drei bis vier Tage.Das geht heute flotter, nicht unbedingt dem Reiseerlebnis zuträglich, zumal einige Städte wie Venedig und Rom sich bereits dagegen auflehnen im Massentourismus zu ersticken, seit Reisen kein Privileg, kein Kulturerlebnis mehr ist.
Portofino - Foto © Frank Becker
Reisen wir also gemächlich mit diesem besonders schön ausgestatteten Buch und Gedichten von u.a. Rainer Marua Rilke, Paul Heyse, Hermann Allmers, Stefan Zweig, Christian Morgenstern, August von Platen, Richard Dehmel, Alfred Wolfenstein und Robert Gernhardt ins Land wo die Zitronen blühn. Das Buch ist (s.o.) absolut gelungen und verdient ebenfalls wie die hier vorgestellten liebenswerten Damen unser Prädikat, den Musenkuß.
Hannes Fricke (Herausgeber) – „Italien“
Eine Liebeserklärung in Bildern und Gedichten
Ein Spaziergang durch die Schönheiten Italiens - Mit einem Epilog von Stefan Ulrich
© 2025 Reclam Philipp Jun., 160 Seiten, gebunden, mit 60 farbigen Fotos, 22 x 16 cm - ISBN-13: 978-3-15-011475-9
28,- €
Weitere Informationen: www.reclam.de
Anm.: Die Fotos stammen natürlich nicht aus dem Buch.
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