Der Tod, das muß ein Wiener sein
„The last place you want to be.“
Wien feiert das 150-jährige Jubiläum des Wiener Zentralfriedhofs
Von Politik bis Jazz
Direkt vor der Gedächtniskirche liegt die Gruft, in der die verstorbenen Bundespräsidenten seit 1945 (Renner, Körner, Schärf, Jonas) bestattet sind. Mozart erhielt ehrenhalber ein Grabdenkmal (Gruppe 32a); sein Grab ist aber auf dem Friedhof St. Marx. In der Nähe von Jazzpianist Joe Zawinul und Schauspieler Fritz Muliar hat im Frühjahr 2015 die Urne des Sängers, Pianisten und Komponisten Udo Jürgens, geborgen in einem weißen Marmor-Konzertflügel, ihren letzten Ruheplatz bekommen (Gruppe 33g).
Schräg gegenüber dem Hauptportal, auf der anderen Seite der Simmeringer Hauptstraße, steht das 1922 von Clemens Holzmeister in sehr eigenartiger Architektur errichtete Krematorium. An der Friedhofsmauer weiter entlangfahrend kommt man (Straßenbahnendstation) zum 3. Tor (Nebeneingang), zum 4. Tor (Evangelischer Friedhof) und zum 5. Tor (neue Israelitische Abteilung, seit 1928).
Diese Ruhestätte ist einer der magischsten Orte Wiens. Hier warten Ehrengräber von Beethoven bis Falco, fantastische Jugendstil-Architektur sowie jede Menge sattes Grün, das den Friedhof zu einem beliebten Naherholungsgebiet macht. 2024 feiert der Zentralfriedhof das 150. Jubiläum.
Seit Oktober 2014 ist auf dem Zentralfriedhof auch das Bestattungsmuseum untergebracht.
Den Friedhof Tor für Tor erkunden
Vom Stadtzentrum kommend passiert man das 1. Tor. Hier befindet sich der Zugang zur alten Israelitischen Abteilung, einem mit üppigem Grün durchsetzten Gräberfeld mit vielen architektonisch interessanten Denkmälern und Gräbern prominenter jüdischer Persönlichkeiten. In Gruppe 5b sind u. a. Arthur Schnitzler und Friedrich Torberg begraben. Entlang der Friedhofsmauer gelangen Besucher zum Hauptportal (2. Tor), 1905 von Max Hegele im Jugendstil errichtet.
Durch das Hauptportal geht man geradeaus auf die von einer großen Kuppel gekrönte Friedhofskirche zum heiligen Karl Borromäus zu und findet links und rechts dieses Hauptweges (Gruppen 32a und 14a sowie 32 c und 14c) die wahrscheinlich größte Anlage von Ehrengräbern der Welt. Hier sind unter vielen anderen (Gruppe 32a:) die Gräber von Gluck, Beethoven, Schubert, Hugo Wolf, Johann Strauss Vater und Sohn, Lanner, Brahms, (Gruppe 32c:) Arnold Schönberg, Hans Moser, Robert Stolz, Theo Lingen und Curd Jürgens.
Paradies der Tiere
Doch vor allem lieben die Wiener den Zentralfriedhof aufgrund seiner Qualitäten als Naherholungsgebiet. Der Friedhof ist ein Naturparadies und perfekt für ausgedehnte Spaziergänge. Genauso beliebt ist der Zentralfriedhof bei Joggern. Auch das Radfahren ist erlaubt. – Und mit etwas Glück kann man hier ganz besonderen Bewohnern begegnen. Denn wenn es im Gebüsch raschelt, dann muß sich niemand vor Untoten fürchten: Der Zentralfriedhof ist Lebensraum von Rehen, Feldhamstern, Eichhörnchen, Dachsen, Mardern, Turmfalken und vielen weiteren Tierarten, die das riesige Areal genauso schätzen wie die Wiener.
Anläßlich des Geburtstags wartet ein großes Jubiläumsprogramm. Die Termine finden Sie hier. Nicht nur diese Feierlichkeiten zeigen: Der 1874 eröffnete Wiener Zentralfriedhof ist viel mehr als eine letzte Ruhestätte. Rund zwei Quadratkilometer groß, handelt es sich um den zweitgrößten Friedhof Europas. Dementsprechend tut sich hier eine Parallelwelt auf, die an Abwechslung kaum zu überbieten ist. Beeindruckend sind nicht nur die Grabanlagen. – Darunter viele Ehrengräber von weltbekannten Musikern wie Johannes Brahms, Franz Schubert, Ludwig van Beethoven, aber auch Falco und Udo Jürgens. Mit der Friedhofskirche zum Heiligen Karl Borromäus wartet eine der schönsten Jugendstilkirchen Wiens. Arkadengrüfte, Mausoleen und bizarr anmutende Monumente schaffen eine einmalige Atmosphäre, die auch für ein gewisses Gruseln sorgt. – Willkommen an einem ganz besonderen Wiener Ort!
Wiener Umgang mit dem Tod
Neben seiner eigentlichen Funktion bietet der Zentralfriedhof durch das Bestattungsmuseum auch einen einzigartigen Einblick in die Wiener Auseinandersetzung mit dem Tod. Das Museum präsentiert auf 300 m² auf anschauliche Weise die Geschichte und Traditionen der Beisetzungen in Wien. Zwischen kunstvollen Särgen und anderen historischen Bestattungsritualen bietet die Ausstellung einen oft humorvollen Zugang zu diesem Thema und spiegelt so den berühmten schwarzen Humor der Wiener wider. Unter anderem kann man hier auch ungewöhnliche Merchandising-Artikel erwerben, wie ein T-Shirt mit dem Spruch „We put the FUN in Funeral“ oder Honig, produziert von den Bienen des Zentralfriedhofs.
Weitere Fun Facts über den Wiener Zentralfriedhof
Kilometerlange Spaziergänge möglich: Besucher können den Friedhof auf 80 Kilometern an Straßen und Wegen erkunden.
Eigene Buslinie: Eine Linie von 100 % elektrisch betriebenen Bussen bedient 19 Haltestellen, um die Navigation auf dem riesigen Gelände zu erleichtern.
„Silent Run“ Laufstrecken: Zwei ausgeschilderte Laufstrecken ermöglichen es den Besuchern, den Friedhof auf sportliche Weise zu entdecken und dabei die Ruhe zu genießen.
Biodiversität erleben: Der Wiener Zentralfriedhof ist nicht nur ein Ort der Ruhe, sondern auch ein Hotspot der Biodiversität. Mit 170 dokumentierten Tierarten, darunter Feldhamster, und 200 Pflanzenarten, sowie einem eigenen 40.000 m² großen Naturgarten, bietet das Areal Lebensraum für eine beeindruckende Flora & Fauna. Naturführungen wie die „Hamster-Tour“ laden dazu ein, diese ökologische Oase im Herzen des Friedhofs zu erkunden.
Nachtführungen: Exklusiv nach Einbruch der Dunkelheit bieten die Nachtführungen am Wiener Zentralfriedhof spannende Einblicke in schaurige Legenden, Bestattungsrituale und historische Ereignisse wie die Entstehung der forensischen Medizin – ein Erlebnis, das garantiert für Gänsehaut sorgt.
Kaffeehaus und Würstelstand: Für kulinarische Pausen sorgen ein traditionelles Kaffeehaus und ein Würstelstand direkt beim Friedhofsgelände.
WienTourismus ehrt das Jubiläum mit einem Kurzfilm
Anläßlich dieses 150-jährigen Jubiläums hat der WienTourismus einen originellen Kurzfilm ins Leben gerufen: Mit dem zweideutigen Namen „Vienna: the last place you want to be.“ erzählt er die Geschichte einer Eintagsfliege, die ihren einzigen Lebenstag in Wien verbringt. Während sie die kulturellen und kulinarischen Höhepunkte der Stadt entdeckt, entkommt sie dabei immer wieder nur knapp dem Tod. In Zusammenarbeit mit dem Londoner Animationsstudio BlinkIink produziert, zeigt der Film auf humorvolle Weise die Vielseitigkeit und den morbiden Charme Wiens. Die Reise der Eintagsfliege endet bei Sonnenuntergang in den Wiener Weinbergen – ein passendes Finale für einen ereignisreichen Tag.
„Der Wiener Seele wurde ohne Zweifel eine Portion Morbidität in die Wiege gelegt. Wir nutzen sie in unserem neuesten Kurzfilm als Vehikel, um zu zeigen, wie viel Lebensfreude, Kultur und Kulinarik unsere Stadt bietet und unterstreichen, daß Wien zu Recht laufend zur lebenswertesten Stadt der Welt gekürt wird“, erklärt Norbert Kettner, Direktor des WienTourismus.
Der Kurzfilm wird in den Märkten Deutschland, Großbritannien, Italien, Frankreich, Spanien, Schweiz sowie den USA und Kanada ab dem 14. Oktober 2024 über Social Media und online beworben. In den USA ist es auch auf der Streamingplattform Disney+ zu sehen, während es in Kanada auf Netflix ausgespielt wird. Nutzer können den Kurzfilm und zusätzliche Informationen auf der Landingpage thelastplace.vienna.info entdecken.
Zentralfriedhof
Simmeringer Hauptstraße 234, Tor 2 - 1110 Wien
Mehr Informationen finden Sie unter: www.wien.info
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