Der phönizische Meisterstreich
(The Phoenician Scheme) - USA, Deutschland 2025 Drehbuch und Regie: Wes Anderson
Mit: Benicio del Toro, Mia Threapleton, Michael Cera u.a. Es ist immer dasselbe mit den Filmen von Wes Anderson, was nicht verwundert, denn schließlich dreht er gewissermaßen immer denselben Film. Hoch stilisierte Optik, in Künstlichkeit getaucht, als „malte“ er mit der Kamera Bilder im naiven Stil. Alberne Handlung, immer parodistisch angehaucht, oft so dumm, als wollte der Regisseur austesten, was das Publikum sich alles von ihm bieten läßt.
Und siehe da: Es läßt. Der Mann hat seine Fans, sonst wäre sein jüngster Film, der zwölfte abendfüllende, heuer in Cannes nicht so enthusiastisch aufgenommen worden. Warum? Das wissen nur die Filmkritiker selbst. Die Prädikate verstiegen sich in Deutschland zu „besonders wertvoll“, in Österreich wenigstens nur auf „wertvoll“. Vielleicht weil eines der Themen des Films der Tod ist, das Sterben, und Bill Murray bei diesen (schwarz-weißen) Phantasien des Ins- Jenseits-Gleitens Gott spielt? Man weiß es ja, Anderson gelingt es immer, viele große Namen für kleine und kleinste Rollen in seine Besetzungen zu holen, daran fehlt es diesmal wieder nicht.
Der Tod droht anfangs, kommt aber doch nicht. Milliardär Zsa Zsa Korda (welch ein Name, denkt man doch bei Zsa Zsa gleich an Gabor, bei Korda gleich an Alexander…) ist das Abstürzen und Überleben gewohnt, seine Feinde sind permanent hinterher, ihn trickreich aus dem Leben zu befördern. Benicio del Toro sieht in der zentralen Rolle meist starr vor sich hin, anfangs blutverschmiert, später oft mit Fez, denn wir begeben uns nach „Phönizien“, das es realiter nicht gibt, hier jedoch schon, ein Land im Nahen Osten (viel Wüstensand), wo Korda mit dubiosen Investitionen noch reicher werden will, als er schon ist. Weil er viele Feinde hat, die alles tun, um seine Pläne zu durchkreuzen, ist das die parodierte Agentenfilm-Schiene der Geschichte.
Etwas gewichtiger soll das Vater-Tochter-Problem ausfallen. Obwohl er eine Menge Söhne hat, bildet Korda sich ein, daß seine Tochter Liesl, ungeachtet dessen, daß sie Nonne ist, seine Alleinerbin werden soll. Mia Threapleton spielt sie mit dem typischen weitgehend bewegungslosen Gesicht, wie bei Anderson üblich, und hätte man es nicht aus den Medien erfahren, käme man nicht darauf, daß sie die Tochter von Kate Winslet ist. Nun, Talent läßt sich bei den strikten Vorgaben der Regie kaum ermessen. Und schließlich schaffen es auch Scarlett Johansson oder Benedict Cumberbatch, den Unechtheits-Stil des Regisseurs abzuliefern. Die Kritik schwankte angesichts des „Phönizischen Meisterstreichs“ extrem zwischen „Meisterstück“ und „diesmal nicht gelungen“. Wer Wes Anderson ernst nimmt, ist selbst schuld, Wer sich auf seine pastellfarbige, verrückte Welt einlassen möchte, mag etwas daran finden. Aber Stil und Schrulligkeit allein? Nicht wirklich genug für rund eindreiviertel Kinostunden.
Amüsiert Wes Anderson nun mit immer denselben formalen und inhaltlichen Spielchen? Oder nervt er bloß? Das muß jeder selbst entscheiden.
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