KlangArt 2009 – Eine besondere Jazzreihe kündigt sich an

Weltklasse-Jazz im Wuppertaler Skulpturenpark Waldfrieden

von Frank Becker

Foto © Frank Becker
KlangArt 2009 – Eine besondere Jazzreihe kündigt sich an
 
Tony Cragg und E. Dieter Fränzel bringen Weltklasse-Musiker zu raren Konzerten in den Wuppertaler Skulpturenpark Waldfrieden
 
Wenn am kommenden Sonntag, dem 8. Februar 2009 der Perkussionist und Schlagzeuger Dietrich Rauschtenberger seine umwerfende „Klangmaschine“ aufgebaut hat und gemeinsam mit dem New Yorker Saxophonisten Rob Brown das erste Konzert des ambitionierten Projekts „KlangArt“ bestreitet, beginnt in Wuppertal ein neues Kapitel der musikalischen Geschichtsschreibung dieser berühmten Jazzstadt. Eines ist dabei schon jetzt gewiß: es wird keine Konzertreihe für verschworene eingeweihte Kreise mit Spezialkenntnissen sein – die Musiker, die der musikalische Leiter E. Dieter Fränzel aus 12 Ländern nach Wuppertal holt, stellen einen respektablen Querschnitt durch die Jazzlandschaft der Gegenwart dar – Grenzen vom zeitgenössischen Jazz über World Music bis zur Neuen Musik überwindend.
 
Dietrich Rauschtenberger - Foto © Frank Becker
 
Der Dialog zwischen Dietrich Rauschtenbergers Schlagzeug und Rob Browns Altsaxophon und Flöte macht den Auftakt. Dies Konzert wird wie die beiden folgenden im gläsernen  Ausstellungspavillon des Skulpturenparks Waldfrieden stattfinden, dessen erstaunliche Akustik neben dem Rang de Musiker eine Garantie für Hörgenuß der besonderen Art gibt. Eine akustische Kostprobe konnte nachhaltig überzeugen – der gläserne Kubus bietet eine Sphäre, die von einer Kathedrale kaum übertroffen wird. E. Dieter Fränzel: „Der Pavillon wirkt wie ein Resonanzkörper mit bis zu acht Sekunden Nachhall – was für besondere Spannung sorgen kann“. Zwischen der zur Zeit dort noch ausgestellten Werken des Bildhauers Eduardo Chillada werden annähernd 200 Gäste Platz nehmen können, um dem hochkarätigen Konzert zu folgen. Es dürfte kaum ein Sitz frei bleiben, deshalb empfiehlt sich eine Platzreservierung (die Kontakt-Telefonnummer finden Sie am Ende des Artikels).
 
Tony Cragg, dessen ästhetische Großplastiken den zauberhaften Skulpturenpark „bevölkern“,
 
Tony Cragg - Foto © Frank Becker
kommentiert die Planung der außergewöhnlichen Konzertreihe: „Es war immer mein Wunsch, hier zeitgenössische Musik präsentieren, eine Verbindung von Kunstwerken und Klängen schaffen zu können.“ Acht Konzerte umfaßt das Programm bis Ende August, Konzerte, die für sich stehen werden und „keinesfalls einen Festival-Charakter“ (Fränzel) haben sollen. Die Frage nach dem kommerziellen Hintergrund beantwortet Tony Cragg mit einem leisen Lächeln: „Mit einem Gewinn rechnen wir eher nicht. Es geht überwiegend darum, eine andere Facette der Möglichkeiten des Skulpturenparks zu zeigen.“ Cragg wird also das Projekt vor der Hand aus der eigenen Schatulle finanzieren und zeigt sich mit der Aussicht, zumindest einen Teil der Kosten zu erwirtschaften zufrieden. Gilt ein Blick schon der Zukunft und eventuellen KlangArt-Reihen 2010/11? „Wir wollen erst einmal schauen, ob es in diesem Jahr mit dem Start klappt.“
 
Daß es klappen wird, steht außer Zweifel, denn wo bekommt man einer einzigen Saison eine derartige Ansammlung großer Namen mit musikalischen Delikatessen auf der erlesenen Speisekarte geboten?

E. Dieter Fränzel - Foto © Frank Becker
Am 19. April tritt im Pavillon der Tänzer Jean Laurent Sasportes (Solotänzer bei Pina Bausch) zu Klängen der Hörner des ehemaligen Bläsers der Moskauer Philharmonie Arkady Shilkloper (Waldhorn, Flügelhorn, Alphorn) auf – „Hornology“ heißt die Performance. Am 17. Mai spielen an gleicher Stelle Markus Stockhausen (Trompete, Flügelhorn) und Tara Bouman (Klarinette, Baßklarinette): „Moving Sounds“. Das in der Musik und im Leben verbundene Paar begeistert regelmäßig mit wechselnden Besetzungen und Gästen seine Zuhörer in der Kölner Konzertreihe „KlangVisionen“ von Rolf Zavelberg und dem Label Aktivraum, deren Reihe 2009 übrigens am 14. Februar in der Kirche St. Maternus in Köln eröffnet wird.
Die „Open-Air-Saison“ der KlangArt beginnt am 21, Juni im Park zwischen der Villa Waldfrieden und dem Pavillon mit „Journey“ und dem Trio Rabih Abou –Khalil (Oud), Joachim Kühn (Klavier, Saxophon), Jarrod Cagwin (Perkussion). Arabien-Bach-Coleman könnte man das ABC dieser Formation knapp umreißen. Herrliche Musik, Futter für die Seele. Am 5. Juli feiern Nguyên Lê (Gitarre), Cathy Renoir (Gesang), Linley Marthe (Kontrabaß) und Francis Lassus (Schlagzeug) den einzigartigen Rock-Gitarristen Jimi Hendrix – exakt 50 Jahre nach dem legendären Woodstock-Festival. Im Skulpturenpark Waldfrieden wird es wohl etwas gesitteter zugehen, als damals auf den Schlammfeldern von Woodstock. Auf dem Freigelände wird eine Art Arena mit bis zu 600 Sitzplätzen aufgebaut.
 
An drei aufeinanderfolgenden Tagen Ende August bilden drei phantastisch besetzte Konzerte den

Dietrich Rauschtenberger, Tony Cragg, E. Dieter Fränzel (v.l.)
Foto © Frank Becker
Abschluß der KlangArt 2009: am 28.8. spielt das internationale Trio um den ungarischen Gitarren-Virtuosen Ferenc Snétberger mit dem norwegischen Bassisten Arild Andersen (übrigens wie Snétberger auch ein kongenialer Partner Markus Stockhausens) und dem italienischen Schlagzeuger Paolo Vinaccia: „Nomad“. Das ist, unter Jazzfreunden gesprochen, pures Gold! Die Schweizerin Erika Stucky (Gesang, Akordeon) bietet, wie der Programmzettel launig verrät, Blues bis Dada, Pop und Jazz: Mrs. Bubbles & Bones“. Entdeckt wurde die junge Dame, die „den Spagat zwischen Alpen-Girlie und Jazz Lady schafft“, von George Gruntz („St. Peter Power“) und begleitet wird sie von Bertl Mütter (Posaune) und Jon Sass (Tuba). Als Gast tritt noch einmal Arkady Shilkloper auf. Mit „Linea del Sur“ und dem Quartett Renaud Garcia-Fons (Kontrabaß), Antonio Ruiz „Kiko“ (Gitarre), Pascal Rollandi (Perkussion) und David Venitucci (Akkordeon) schließt Klangart 2009 glanzvoll. Das All-Star-Quartett vereint Elemente des Flamenco, des Orients und des Mittelmeerraums, sollte man sich an einem Sommerabend nicht entgehen lassen.
 
Kartenvorbestellungen sind unter der Tel.-Nr. 0202-3172989 ab sofort möglich. Die Eintrittspreise (inkl. Skulpturenpark) sind mit 15,-/18,- € (erm.10,-/13,- €) erschwinglich.
Den Skulpturenpark finden Sie in 42285 Wuppertal, Hirschstr. 12. Es sind rund 80 Autostellplätze vorhanden – wer also mit dem Wagen anreist, sollte vielleicht rechtzeitig vor Erreichen des Ziels nach einem Parkplatz Ausschau halten und einen kleinen Fußweg durch den schönen Park zum Konzert mit einplanen.
 Weitere Informationen im Internet unter: www.skulpturenpark-waldfrieden.de