There Will Never Be Another You

Oscar Peterson – „City Lights: The Oscar Peterson Quartet: Live In Munich“

von Sabine Kaufmann

There Will Never Be Another You
 
Unvergleichlich: Oscar Peterson
 
Seine musikalische Biographie und seine Discographie füllen Bände. Oscar Peterson (1925-2007) war einer der größten Jazz-Pianisten aller Zeiten, ein Genie, das in seiner grandiosen Lebensleistung vielleicht sogar seine Kollegen wie Fats Waller, Art Tatum, Erroll Garner, Thelonious Monk, Teddy  Wilson und Dave Brubeck noch übertroffen hat. Sein Lebenswerk, mit insgesamt sieben Grammys, dem Glenn-Gould-Award und dem japanischen „Praemium Imperiale“ ausgezeichnet, wirkt nach, seine Technik, sein Stil und seine unbeschreibliche Poesie an den Tasten beeinflussen bis auf den Tag Jazzpianisten rund um den Globus.
 
Im Jahr 1994 gab der einzigartige Künstler, der einmal angekündigt hatte, „er wolle spielen, bis er vom Schemel falle“ auf einer Welt- Tournee auch ein gefeiertes Gastspiel in München, nur ein Jahr nachdem er im Jahr 1993 während eines Konzerts einen Schlaganfall erlitten hatte. Oscar Peterson setzte im Alter von 68 Jahren mit eisernem Willen seine Karriere mit einer Hand – die Linke war nur ganz eingeschränkt einsatzfähig - fort und schaffte das Unmögliche: er gab noch bis kurz vor seinem Tod am 23.12.2007 Konzerte. Duke Ellington hatte ihn den »Maharaja of the keyboard« genannt, Petersons enorme Leistung, seine ungebrochene Eleganz gab ihm Recht.
 
Zur Band mit der er in München sein Publikum zu Begeisterungsstürmen hinriß, gehörten der dänische Kontrabassist Niels-Henning Ørsted Pedersen (1946-2005), wie Peterson einer der Größten der Jazzgeschichte an seinem Instrument, der Kanadier Lorne Lofsky (*1954) an der Gitarre und der englische Schlagzeuger Martin Drew (1944-2010).
Schon das Betreten der Bühne ein Triumph für die Band, die sich der Reihe nach mit einem kleinen Solo vorstellte bis sich schließlich Oscar Peterson unter beigeisterten Jubel an sein Instrument setzte. Als Opener  hatte er Harry Warrens There Will Never Be Another You gewählt, was mich dazu bringt, so auch diese Besprechung zutreffend zu übertiteln. So, wie die vier einstiegen, setzt sich der gesamte Live-Mitschnitt fort: inspiriert, brillant, untadelig. Die folgenden vier Stücke (The Gentle Waltz, Kelly's Blue, Love Ballade, City Lights) sind ein Blick in Petersons eigene Komponier-Werkstatt. Beinahe unfaßbare Läufe auf der Klaviatur wechseln sich mit seelenvollen Gitarren-Passagen, phantastischen Drum-Soli und -Backgrounds und Geniestreichen Ørsted Pedersens am Kontrabaß ab.
Clement Wells´ temperamentvolles You Look So Good to Me wird zu zur bejubelten Sensation, Niels-Henning Ørsted Pedersens verträumte Komposition Samba Petite und sein grandioses Kontrabaß-Solo von 5:39 setzt noch eins drauf.
 
Duke Ellingtons swingendes Satin Doll, einer der bekanntesten Standards hat herrliches Volumen und gibt allen, vor allem Klavier und Baß Raum, bevor Petersons Night Time mit wechselndem Temperament und phantastischen Soli den schimmernden Deckel drauf macht. Ein weitere Perle aus dem Nachlaß des vielleicht größten Jazz-Pianisten aller Zeiten. Sehr zu empfehlen und mit unserem Prädikat, dem Musenkuß ausgezeichnet.
 
Oscar Peterson – „City Lights: The Oscar Peterson Quartet: Live In Munich“
© 1994 Mack Avenue  (CD)
 
Oscar Peterson  (p) -  Niels-Henning Ørsted Pedersen (b) – Lorne Lofsky (g) – Martin Drew (dr)
 
1. There Will Never Be Another You - 2. The Gentle Waltz - 3. Kelly's Blue – 4.  Love Ballade – 5. City Lights – 6. You Look So Good to Me – 7. Samba Petite – 8. Satin Doll - 9. Nighttime
Gesamtzeit: 1:18:40
 
Weitere Informationen:  www.mackavenue.com  -  www.oscarpeterson.com