Wuppertaler Opernhaus wiedereröffnet

Festakt mit Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff

von Andreas Rehnolt und Frank Becker
Wuppertaler Opernhaus
nach fünf Jahren Umbau wiedereröffnet


Gert Fröbe hatte hier 1937 sein erstes Engagement als Operettenbuffo


Wuppertal - Nach fünfjähriger Umbauphase ist heute das traditionsreiche Opernhaus in Wuppertal wiedereröffnet worden. Weil im Februar nun die Renovierungsarbeiten im Schauspielhaus der bergischen Metropole beginnen, ist die Spielstätte bis mindestens 2011 gemeinsame Heimat von
 
Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff
Foto © Frank Becker
Oper, Schauspiel und des weltweit renommierten Tanztheaters Pina Bausch. NRW-
Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff dankte bei der Feier zur Wiedereröffnung des aus den 1950er Jahren stammenden Gebäudes den Wuppertaler Bürgern und der Jackstädt-Stiftung für ihre Spenden, ohne die die Sanierungsarbeiten in dem Ausmaß nicht möglich gewesen wären. Oberbürgermeister Jung nahm seine Eröffnungsrede zum Anlaß, heftige Kritik an der Finanzpolitik der Landesregierung und den sozialen Folgen harscher Einsparungen zu üben. Sicher nicht ohne Grund hatte sich Ministerpräsident Jürgen Rüttgers an diesem Vormittag durch seinen Kulturstaatssekretär vertreten lassen.

Im musikalischen Teil glänzte die Sopranistin Elena Fink mit der Arie der Zerbinetta aus Richard Strauss´Oper "Ariadne auf Naxos" (Libtetto: Hugo von Hofmannsthal). Eine Sopranistin von Rang, auf deren Rolle als "Königin der Nacht" in der für den 6. März vorgesehenen Premiere der "Zauberflöte" man sich schon jetzt freuen darf.

Insgesamt hat die Sanierung des Opernhauses im Wuppertaler Stadtteil Barmen, in dem 1937 der

Oberbürgermeister Peter Jung - Foto  Frank Becker
später berühmt gewordene Gert Fröbe sein erstes Engagement als Schauspieler und Operettenbuffo erhielt, 25 Millionen Euro gekostet. Nach der feierlichen Wiedereröffnung stand am gleichen Tag die Familienoper "Das Märchen von Fanferlieschen Schönefüßchen" von Kurt Schwertsik nach dem Märchen des romantischen Dichters Clemens Brentano auf dem Programm. Musikalisch unter Hilary Griffiths in Anwesenheit des Komponisten gelungen, mit phantasievollen Kostümen (Veronika Lindner), einem ideenreichen Bühnenbild (Andreas Wilkens) und einigen hervorragenden Stimmen (Banu Böke, Norbert W. Conrads , Miriam Scholz, Olaf Heye)
war die Eröffnungsveranstaltung des glanzvollen Tages aber nur ein Teilerfolg. Ob nämlich die Inszenierung von Aurelia Eggers mit Vergewaltigung, Mord, Kellerverlies á la Fritzl  und anderen Brutalitäten für Kinder geeignet ist, darf stark angezweifelt werden. Das Operhaus hätte ein würdigeres Stück zur Wiedereröffnung verdient gehabt.

Farblich hat man sich für das Innere des Hauses gegen sanfte Pastelltöne und stattdessen für einen Dreiklang von Blau, Rot und Goldgelb entschieden. Der samtene Teppichboden ist tiefblau (doch bereits am Abend von Sisalfasern der gedankenlos im Eingansbereich gelegten Matten so übersät, daß Putzkolonnen zwischen den Premierengästen mit Staubsaugern herumwuselten - man hätte zuvor vielleicht mal eine Hausfrau fragen sollen), die Decken leuchten himmelblau und die ergonomisch geformten, aber für mehr als 1 Stunde ohne Pause denn doch etwas anstrengenden Stühle sind mit goldgelbem Stoff bezogen. Die Treppenhäuser sind ebenso ein 50er Jahre Augenschmaus wie die verschiedenen Foyers. Belange des Denkmalsschutzes wurden ebenso berücksichtigt wie höchste Brandschutz- und Sicherheitsstandards.

Bei aller Freude über die glanzvolle Wiedereröffnung des Opernhauses schwebte am Sonntag doch

Elena Fink - Foto © Christian Melchior
ein wenig Bitterkeit über den Gästen der Gala. Unklar ist nämlich, ob das Schauspielhaus der bergischen Metropole in Elberfeld langfristig und ohne wenn und aber erhalten bleibt. Denn die Stadt ist seit Jahren finanziell extrem klamm und zwei Ensembles mit jeweils eigener Kulturbühne gehen ins Geld. Daß das Schauspielhaus, das vor allem unter seinen früheren Intendanten Arno Wüstenhöfer, Jürgen Fabricius und Holk Freytag glanzvolle Jahre erlebt hat, nicht verschwindet, dafür ist neben dem Denkmalschutz auch ein 1999 gegebenes Versprechen gegenüber dem Tanztheater verantwortlich.

Damals hatte sich die Stadt nämlich verpflichtet, der vielfach mit internationalen Preisen überhäuften Pina Bausch und ihrer Truppe beide Spielstätten zur Verfügung zu stellen. Im Gespräch ist, daß ab dem Jahr 2011 nur noch zwei große Inszenierungen im Schauspielhaus stattfinden sollen. Das wäre zu wenig, um überregional Akzente setzen und mit anderen Theaterstädten konkurrieren zu können. Aber vielleicht sehen die kommunalen Finanzen in drei Jahren ja auch wieder anders aus. Auch diese Hoffnung hatten am Sonntag bei der Opern-Gala nicht wenige der Gäste.