Feine Töne
J.S. Bach in Markus Schinkels Musiksprache
Einigermaßen mißtrauisch schaut der olle Bach vom Cover der neuen CD des Marcus Schinkel Trios herunter, dabei hat er nicht den geringsten Grund dazu. Das Projekt „Play Bach Reloaded“, mit dem Marcus Schinkel (p, synth, recomp), Fritz Roppel (b) und Wim de Vries (dr) den Faden aufnehmen, den 1960 Jacques Loussier (p), Pierre Michelot (b) und Christian Garros (dr) genial gesponnen haben, zeichnet sich durch brillante Musikalität, enorme Feinfühligkeit und größten Respekt vor Johann Sebastian Bach und Jacques Loussier aus.
Als Altmeister Loussier (1934-2019) im Jahr 1959/60 acht Stücke aus Bachs „Wohltemperiertem Klavier“ (1722) in die Sprache des Jazz übersetzte, war das eine Sensation, von den einen als Sakrileg abgelehnt von den anderen als musikalischer Geniestreich gefeiert. Loussier ließ weitere Bach-Übertragungen folgen, dann u.a. Mozart, Chopin, Debussy, Satie, Händel, Scarlatti u.a. – und andere taten es ihm nach, z.B. Eckart Runge/JacquesAmmon, Michael Arbenz, Güher & Süher Pekinel, Dave Brubeck, The Swingle Singers u.v.a.m.
Marcus Schinkel übernahm die Auswahl der Stücke Loussiers für „Play Bach # 1“ für sein „Reloaded“-Bach-Album, setzte sie in seine eigene Kompositionssprache um und stellte vor die Toccata und Fugue in D Minor eine gut einminütige Ouvertüre. Seine auf dem Original basierende Neukomposition zeigt Werktreue und eine Interpretation, die ohne Kopie zu sein, sich fraglos mit der seines großen Vorbildes Loussier messen kann. Denn er hat eine durchaus eigene Form gefunden. Wo Loussier swingende Akzente setzt, gibt Schinkel Mainstream und Bebop Raum, mit feinen Kontrabaß-Passagen von Fritz Roppel und elegantem Rhythmus-Gefühl von Wim de Vries.
Verzichtbar wäre der Gastauftritt von Uwe Steinmetz´ Sopransaxophon gewesen, köstlich hingegen die Interpretation der abschließenden Fuge No. 5 im Ton Vince Guaraldis. Ein gelungenes Album, Genuß und Vergnügen. Von den Musenblättern empfohlen.
Marcus Schinkel Trio – „Play Bach Reloaded“
© 2024 Soundsgood (CD)
Marcus Schinkel (p, synth, recomp) – Fritz Roppel (b) – Wim de Vries (dr)
Gast: Uwe Steinmetz (ss, 8)
1. Prelude No.1 In C Major, BWV 846 - 2. Fugue No.1 in C Major, BWV 846 - 3. Prelude No.2 in C Minor, BWV 847 - 4. Fugue No.2 in C Minor, BWV 847 - 5. Toccata Overture - 6. Toccata And Fugue in D Minor, BWV 565 - 7. Prelude No.8 in Eb Minor, BWV 853 - 8. Prelude No.5 in D Major, BWV 850 - 9. Fugue No.5 in D Major, BWV 850
Gesamtzeit: 47:32
Weitere Informationen: www.marcus-schinkel.de
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