Zum Dreikönigstag

Die kurze Geschichte des christlichen Brauches der Sternsinger

von Andreas Rehnolt

Foto © Christian Plangger / Pixelio
Den Brauch der Sternsinger
gibt es seit 50 Jahren
 

Münster
- Das Sternsingen als Brauch mit alten Wurzeln besteht seit nunmehr 50 Jahren. Nach Angaben des Westfälisch-Lippischen Landschaftsverbandes in Münster gehen um den Dreikönigstag am 6. Januar in Gegenden mit überwiegend katholischer Bevölkerung Sternsinger von Haus zu Haus. Dabei wünschen sie den Bewohnern Glück und Segen für das neue Jahr und bitten um eine milde Gabe für die Kindermission. "Die Sternsingeraktion hat im Jahr 2008 ihr 50. Jubiläum gefeiert, die Wurzeln dieses Brauches reichen aber einige Jahrhunderte zurück", erklärte der Volkskundler des Verbandes, Peter Höher. Im 19. Jahrhundert waren die damals aufdringlichen Sternsinger nicht gern gesehen und wurden von der Obrigkeit sogar verfolgt, weiß der Fachmann zu berichten.
 
Die Ursprünge der Sternsinger liegen in den weihnachtlichen Krippenspielen des Mittelalters, die in den Kirchen aufgeführt wurden. Nach und nach löste sich das Sternsingen aus den Krippenspielen heraus und fand als eigenständiges Schauspiel auch außerhalb der Kirche auf Straßen und Plätzen statt. Akteure waren zumeist Schülerinnen und Schüler, so Höher. Nach einiger Zeit zogen sie in ihren Rollen als Caspar, Melchior und Balthasar mit einem großen Stern auf einer Stange von Haus zu Haus, um sich einige Gaben zu ersingen. Denn die meisten von ihnen waren arm und auf die Mildtätigkeit der Mitmenschen angewiesen. Zum Beginn des 20. Jahrunderts war der Brauch in weiten Teilen West- und Norddeutschlands nahezu ausgestorben -  auch in Westfalen, wo er nur noch im Hochsauerland und in der Gegend um Soest praktiziert wurde - erklärt der Volkskundler.
 
Nach dem Ersten Weltkrieg gab es in einigen Orten Bestrebungen, das Sternsingen "gereinigt und in sittlich würdevoller" Form wiederzubeleben. Die Akteure waren nun Kinder, wohl auch, weil die Initiativen häufig von Lehrern und Geistlichen ausgingen. Nun sollte nicht mehr das eigennützige "Heischen" im Vordergrund stehen, sondern das Erbitten von Geldspenden für wohltätige Zwecke, meist ging es um Anschaffungen für die eigene Kirche, die Schule oder für Ordensgemeinschaften. Für die Sänger fiel natürlich auch das eine oder andere ab.
 
Das eigentliche Jahr der Wiedergeburt des Sternsingens ist das Jahr 1958: Damals rief das Päpstliche Missionswerk alle Pfarrgemeinden auf, Jungen und Mädchen als "Sternsinger" von Haus zu Haus zu senden, um Spenden für die Missionstätigkeit zu erbitten. Dieser Aufruf stieß von Jahr zu Jahr auf eine immer größere Resonanz. "Wohl auch, weil hier Kinder ermutigt werden, als wichtigste Akteure an einer großen, gemeinsamen Aktion mitzumachen, um anderen Kindern zu helfen", so Höher. Die Erfolgbilanz kann sich sehen lassen. Laut Kindermissionswerk sammelten 2008 bundesweit 500.000 Jungen und Mädchen knapp 40 Millionen Euro. Wo die Sternsinger gesungen und Spenden erhalten haben, erkennt man am Türbalken des Hauses - auf ihn werden mit Kreide die Kürzel C+M+B, umrahmt von der Jahreszahl, geschrieben.

Redaktion: Frank Becker