Neulich ist mir Morgenstern erschienen Neulich ist mir Morgenstern erschienen. Aus dem Morgennebel trat er still und blaß. »Womit«, sprach ich höflich, »darf ich dienen?« Denn der Dichter wollte doch wohl irgendwas. »Danke«, lächelte Herr Morgenstern verneinend »manchmal folge ich den Träumen nur oder suche, Sterblichen erscheinend, eine schimmernde Gedankenspur.« »Hier« sprach ich, »ist eine gute Stelle!« Wies auf Tisch und Bank und Schreibpapier. Doch ergoß sich plötzlich große Sonnenhelle über alle Sachen, Pflanzen und Getier. Morgenstern hingegen blieb ein Schemen, strich die Stirn und seinen Bart, Schien sich noch ein wenig Zeit zu nehmen und verschwand dann federleicht und zart. Joachim Klinger
Neulich ist mir Morgenstern erschienen
Neulich ist mir Morgenstern erschienen.
Aus dem Morgennebel trat er still und blaß.
»Womit«, sprach ich höflich, »darf ich dienen?«
Denn der Dichter wollte doch wohl irgendwas.
»Danke«, lächelte Herr Morgenstern verneinend
»manchmal folge ich den Träumen nur
oder suche, Sterblichen erscheinend,
eine schimmernde Gedankenspur.«
»Hier« sprach ich, »ist eine gute Stelle!«
Wies auf Tisch und Bank und Schreibpapier.
Doch ergoß sich plötzlich große Sonnenhelle
über alle Sachen, Pflanzen und Getier.
Morgenstern hingegen blieb ein Schemen,
strich die Stirn und seinen Bart,
Schien sich noch ein wenig Zeit zu nehmen
und verschwand dann federleicht und zart.
Joachim Klinger
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