Am Ende
Was bleibt, bleibt nur auf Zeit.
Nichts währt, wird es auch Währung.
Wuchs und Verfall, Geduld und Streit
wie weggespült in Gärung.
Doch lange noch ein Laut im Raum
und schön der alte, hohe Baum.
Sieh doch die Hände: Sie sind leer!
Voll ist die Luft mit Asche.
Schwarz dieses Land und wie aus Teer.
Wo treibt die Abschiedsflasche?
Wo ist das Meer mit seinen Möwen?
Wo flieht die Antilope vor den Löwen?
Ach, nirgends mehr die Sanftheit einer Blüte,
und Stern um Stern, der sich entfernte.
Die Nacht verlor die zarte Güte
und spricht kein Wort, das ich erlernte.
Allein, allein, versehrt, geschunden,
auf beiden Füßen runde Wunden.
Du kennst es nicht: das Ende deiner Qualen,
doch ahnst du wohl das Ende deiner Zeit.
Laß dich nicht täuschen von Finalen,
und schrei nicht, weil jetzt niemand schreit!
Wie lange noch der Laut im Raum?
Wie schön noch dieser alte Baum!
Joachim Klinger
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