Der Bonvivant

von Joachim Klinger

© Joachim Klinger

Der Bonvivant

Der Bonvivant im Restaurant
speist Erbsenreis und Wachtel,
die letztere in Weingelee.
Dann trinkt er herben Beaujolais,
doch davon nur ein Achtel!

Auch Pilzragout und Kraut dazu,
Waldbeeren in der Sauce,
hat er mit Appetit verzehrt
und danach Calvados begehrt,
davon zumeist zwei große.

Wenn er im Grand Café bestellt,
dann schielt er niemals auf sein Geld.
Er liebt den Nuß-Crème-Kipfel,
die Schale Gold, voll bis zum Rand,
die Nougattorte mit Krokant -
das ist für ihn der Gipfel.

Am Samstag
mit dem 12. Schlag
sitzt er bei seiner Schwester.
Im Suppentopf schwimmt frischer Lauch,
darunter zarter Schweinebauch -
der - sagt er - sei sein bester.

Der Bonvivant ist kein Gourmand.
Am liebsten mag er schlecken.
Doch wenn er wirklich einmal schlemmt,
dann kriegt sein weißes Oberhemd
die allerschönsten Flecken.

Von Kopf bis Zeh
ist er Gourmet
und möchte nur genießen.
Doch wenn ihn der Geschmack verführt
und er Gelüste wachsen spürt,
läßt er die Zügel schießen.


Joachim Klinger