Die Krähe
Die Krähe zieht den Kopf zur Brust.
Dann blinzelt sie ins Weite.
Sie denkt an Nietzsches Lebenslust
und an die andere Seite.
Die Sippe krächzt und schwirrt zur Stadt
Schmarotzer auf der Chaise!
Die Krähe ist gottlob recht satt.
Im Astloch steckt noch Käse.
Dann wird es schwarz, der Regen sticht
das Wasser plantscht im Graben.
Die Krähe fliegt zum Hochgericht*,
dort sitzen schon zwei Raben.
Sie fliegt zum Wegkreuz unters Dach,
wo nur der Heiland wohnt.
Gelb schießt das Wasser aus dem Bach.
Die Krähe wird verschont.
Die Sonne scheint, der Schlafbaum liegt
zerborsten zwischen Steinen.
Die Krähe fühlt sich nicht besiegt.
Es ist kein Grund zum Weinen.
Joachim Klinger
(*Hochgericht ist der Galgen)
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