Musik bewegt! Viel!

Preis der Schuler Stiftung für Hayat Chaoui und die Women of Wuppertal

von Johannes Vesper

Foto © Karl-Heinz Krauskopf

Musik bewegt! Viel!
 
Preis der Schuler Stiftung für Hayat Chaoui und die Women of Wuppertal
 
Von Johannes Vesper
 
Die Hartmut und Lore Schuler Stiftung fördert seit rund 34 Jahren mit rund 100.000 €/Jahr Kultur, Kunst und Wissenschaft vor allem regional in Wuppertal. Das Stiftungskapital beträgt rund 4.000.000. Jetzt hatte sie zur Verleihung des Schuler-Preises (10.000 €) in den Mendelssohn-Saal der Historischen Stadthalle am Döppersberg geladen und Kuratoriumsvorsitzender Peter Krämer zeigte sich bewegt, als er in 20 Sprachen von „ahilan wasahlan“(arabisch) bis „merhaba“ (türkisch) das Publikum im vollen Saal begrüßte. Die Stadtspitze war mit Bürgermeister Fragermann, Sozialdezernent Kühn und Kulturdezernent Nocke vertreten, der auch die Delegation aus der Partnerstadt South Tyneside begrüßte. Die Stadt ist stolz auf dieses Frauenprojekt. Der diesjährige Preis wurde vergeben an Hayat Chaoui und ihren Chor WoW (Women of Wuppertal), den sie 2015 als Jobcenterprojekt gegründet hat zur Integration migratiosflüchtiger Frauen. Musik und Mensch bzw. Frau stehen bei ihr im Mittelpunkt. Musikalische Bildung, Geld, Ausbildung spielen keine Rolle. Jede wird so akzeptiert, wie er ist. Hier lernen sich Menschen kennen, die Freude am Singen haben. So singen Ukrainerinnen und Russinnen nebeneinander und der ganze Chor würde es begrüßen wenn auch Palästinenserinnen und Jüdinnen hier miteinander singen wurden. Die Covid-Zeit wurde mit Videotreffen überstanden Inzwischen singen jeden Dienstag rund 60 Frauen unter ihrer Leitung Lieder der Welt, aus allen Ländern, die diese Frauen verlassen mußten. Die Chorsängerinnen sind begeistert von ihrer Leiterin, die mit Schwung, stets guter Laune, Energie und ihrem Lachen fasziniert. Denn, davon ist Hayat Chaoui überzeugt, Heimat, neue Heimat entsteht durch gemeinsames Singen. Gleich zu Beginn war WoW auf die Bühne gekommen in farbenprächtiger Kleidung mit buntem Haarschmuck zum Teil in Trachten aus ihrer ursprünglichen Heimat. Und dann sangen sie körperbetont zum Klavier mit Lust und Temperament. Musik bewegt die Sängerinnen und überhaupt alle im Saal. Inzwischen bringen die Frauen ihre Kinder mit zu den Proben. Der Chor probt inzwischen unter dem Dach der Bergischen Musikschule, in der die Kinder kostenlos Musikunterricht erhalten. Natürlich gaben auch sie eine Kostprobe ihres Könnens. Sie sangen unter der Leitung und zur Gitarre von Helena Schulz und rührten mit ihrem Auftritt das Publikum. Hier bekommt Musik eine völlig neue politische Dimension, die sich grundsätzlich von politischen Liedern früherer Zeiten in Deutschland unterscheidet.

     In ihrer Laudatio erzählte Ilham Chaoui, Schwester der Preisträgerin, humorvoll, wie die größere Schwester Haoui schon als Kind überall immer singend und tanzend gute Laune verbreitet, im Kindergarten zwei Tische für ihren ersten Auftritt zusammengeschoben hat. In Frankfurt am Main ist sie groß geworden. Die Familie stammt ursprünglich aus Marokko. Ohne diese Schwester sei ihr Leben ein Irrtum, bekannt die Laudatorin. Natürlich sang Hayat in allen Chören ihrer Schule, studierte nach Abschluß des Lehramtsstudiums (Englisch/Französisch) Gesang bei Barbara Schlick in Wuppertal (HfMT Köln). Als Konzert- und Oratoriensängerin war sie unterwegs, jetzt arbeitet sie als Fachleiterin Gesang in der Bergischen Musikschule und ist gelegentlich zu hören zusammen mit der Formation Ufermann. Der Chor verabschiedete sich mit Summen, Vogelstimmengezwitscher, Wangen- und Schenkelklopfen, mächtigen Chorschlägen durch einen Fußstampf auf den Boden unter herrlichen Soli. Ein wunderbarer Festakt für ein wunderbares Projekt. Glückwunsch!
 
Fotos: Karl-Heinz Krauskopf