Walt Disney's Micky Maus wird 80 Jahre

Die wohl berühmteste Maus der Welt ist auch im Seniorenalter an der Seite von Minnie jung geblieben

von Andreas Rehnolt

© Disney - Delphin
Walt Disney's Micky Maus wird 80 Jahre
 
Die wohl berühmteste Maus der Welt
ist auch im Seniorenalter
an der Seite von Minnie jung geblieben
 

Entenhausen
- Als Micky, die wohl berühmteste Maus der Welt, in dem Zeichentrickfilm "Steamboat Willie" am 18. November 1928 das Licht der Comic-Welt erblickte, hat wohl niemand daran gedacht, daß der pfiffige Mäuserich einmal 80 Jahre werden würde. Doch "Herr Maus" zeigt sich auch im Seniorenalter an der Seite seiner gleichaltrigen Dauerfreundin Minnie auch kurz vor seinem runden Geburtstag alterslos und jung geblieben. Einen Schreck wird er schon bekommen haben, als vor wenigen Wochen ein islamistischer Prediger die Scharia dafür bemühte, die Ausrottung aller Mäuse zu fordern. "Das gilt für lebende Mäuse genauso wie für die berühmte Comic-Maus. Sie alle sind Soldaten des Satans“, so der saudische Scheich. Er appellierte an die muslimischen Eltern, ihre Kindern keine Micky-Maus Filme anschauen zu lassen.
 
Sonderband zum Geburtstag

In der Comicmetropole Entenhausen dagegen gilt als sicher, daß neben Goofy, Pluto und Kommissar

© Disney - Ehapa Comic Colletion
Hunter auch alle Bewohner bis hin zum Erz-Rivalen und Ganoven Kater Karlo zur Jubiläumsfeier kommen werden. Der in Köln ansässige Ehapa-Verlag jedenfalls gratulierte jetzt dem meist in roter Hose daherkommenden Micky mit einem 110-seitigen Sonderband zum runden Geburtstag.
 
Mit "Steamboat Willie" - übrigens der erste mit Ton synchronisierte Zeichentrickfilm - war Micky Maus als Star geboren und eroberte die Welt im Sturm. Walt Disney schuf in den Monaten danach zahlreiche Cartoons und Filme und startete 1929 extrem erfolgreich sein Merchandising mit dem Mäuserich. Es dauerte nur ein Jahr, bis der erste Zeitungs-Strip mit Micky in den USA erschien. Und in Deutschland zierte bereits am 27. Dezember 1930 der Mäuserich die Titelseite der "Kölnischen Illustrierten Zeitung". Floyd Gottfredson war der Erste, der die Reihe über Micky Maus schrieb und zeichnete. Er war es, der die Gestalt zu dem denkwürdigen Abenteurer entwickelte, den Millionen von Leser seit den 1930er Jahren kannten und liebten.
 
Der Held der kleinen Leute

Sein Micky repräsentierte den gewöhnlichen Menschen, der mit nichts anderem als moralischen und

© Disney - F.A.Z.
menschlichen Werten, Optimismus und einer harmlosen Abenteuerlust ausgestattet war. Er wurde mit tödlichen Gefahren, korrupten Angestellten und bösen Schurken konfrontiert, was das Bedürfnis des Lesers unterstützen sollte, seine eigenen Schwierigkeiten und die oft elende wirtschaftliche Situation, in der er sich befand, zu meistern. 1931 wurde mit "Mickys Waisen" erstmals ein Disney-Film für den Oscar nominiert und 1932 erhielt Disney sogar den Ehren-Oscar für die Erschaffung der Micky Maus. Zwischen 1936 und 1942 entstanden die Filme, die Micky als Bergsteiger, Polospieler, Zauberer oder Elchjäger zeigten und 1938 die wunderschöne Geschichte, in der der Mäuserich als "das tapfere Schneiderlein" glänzte.
 
Das war auch das Jahr, in dem Micky ein runderes Gesicht und ausdrucksvollere Augen bekam. Das Schwarz wurde durch Weiß ersetzt und Micky erhielt Pupillen. Wer erinnert sich nicht an den herrlichen "Zauberlehrling" oder den Film, indem Micky als Meisterdirigent im wahrsten Sinne des Wortes alle Register zog? Wie andere Disney-Comic-Helden wie Donald Duck oder Pluto hatte auch Micky Maus im Zweiten Weltkrieg seinen militärischen Einsatz im Sinne der US-Propaganda und mußte die Vereinigten Staaten verteidigen. Micky flog unter anderem als Bomberpilot über das damalige Nazi-Deutschland und bombardierte Städte mit dem Satz: "Laß mich sehen, ich hoffe, ich habe keine Stadt vergessen..."

© Disney
 
Im Wandel der Zeit

Zwei Jahre nach Kriegsende gab es eine andere Stimme für Micky Maus. Bis zum Film "Micky und die Kletterbohne", in dem er versucht, den Riesen Willie zu überlisten, hatte Walt Disney selbst den Mäuserich gesprochen. 1953 schließlich drehte Disney mit "Die einfachen Dinge" den letzten Film mit Micky für die nächsten 30 Jahre. 1983 dann kam "Mickys Weihnachtserzählung" in Anlehnung an die klassische Erzählung "Christmas Carol" von Charles Dickens in die Kinos. In den Comic-Heften in den 70er und 80er Jahren zeigte Micky allerdings eine unerfreuliche Neigung zu Spießigkeit und Besserwisserei. Überhaupt nicht lustig waren etwa die Geschichten, in denen er als Philip Marlowe die Straßen Entenhausens sicherer zu machen versuchte. Mitte der 1990er Jahre kleideten die Zeichner den Mäuserich nach rund 50 Jahren mit langen Hosen wieder in seine kurzen roten Hosen.
 

Foto © Frank Becker
Und er ist auch mit 80 Jahren immer noch abenteuerlustig und immer noch mit seinen Freunden unterwegs. Seine Reise über die Leinwände und Fernsehschirme, durch die Zeitungen und Comics dieser Welt haben ihm keine Zeit zum Älterwerden gelassen. Ob mit Dauerfreundin Minni beim Einkaufen, mit Goofy und Pluto beim Angeln oder mit dem unverwüstlichen Kommissar Hunter auf der Jagd nach dem Schwarzen Phantom. Dabei hat er, wie viele andere Bewohner der Comicmetropole Entenhausen stets eine "reine Weste". Disney hat immer darauf geachtet, daß seine gezeichneten Helden nur Gutes tun und damit meist auch siegen. Ganz zu schweigen davon, daß Micky und Minnie seit nunmehr acht Jahrzehnten eine rein platonische Liebe verbindet, weil alles Sexuelle in seinen Abenteuern ausgespart bleibt.

80 Jahre Micky Maus
, © 2008 Disney Enterprises Inc./Ehapa/Egmont, 110 Seiten, 29 x 22,5 cm, gebunden, mit einem Vorwort von Joachim Stahl, 16,- €

Weitere Informationen unter:
www.ehapa-comic-collection.de

Redaktion: Frank Becker