Essen wie der Kaiser von China

Motive aus dem Fernen Osten auf Maastrichter Porzellan im Couven Museum

Red.

Foto: Couven Museum

Essen wie der Kaiser von China
 
Motive aus dem Fernen Osten auf Maastrichter Porzellan
 
Der Ferne Osten als Mode
 
Der Ferne Osten war für viele Menschen in Europa nicht nur ein gesuchter Handelspartner, sondern auch eine ferne, idealisierte Welt, in der (angeblich) alles besser war als daheim. Der Kaiser von China, hieß es, pflüge seine Felder selbst; unermeßliche Reichtümer warteten auf den Wagemutigen, und eine unbestechliche Verwaltung schütze Bürger und Landmann – ganz im Gegensatz zu den europäischen Verhältnissen um 1700. China wurde Mode, die „Chinoiserie“ bestimmte zunehmend den Geschmack.
 
Am Ende der Erde
 
Kaum ein Reiseziel war für den europäischen Handel weiter entfernt als China, was Waren aus dem „Reich der Mitte“ gesucht und teuer machte. Handelsgüter aus Japan waren noch viel seltener, da bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts nur der niederländische Staat das Recht hatte, mit dem Kaiserreich ein wenig Handel zu treiben. Seit 1853 war es aber auch privaten Unternehmern möglich, und der Maastrichter Industrielle Petrus Regout erkannte seine Chance. Entschlossen schickte er drei Schiffe nach Osten, beladen mit Keramik-Produkten aus seinen Fabriken.
 

Foto: Couven Museum

Chancenlos, aber einflußreich
 
Der Versuch, den japanischen Markt zu erobern, entwickelte sich für Regout zwar nicht zu einer Erfolgsgeschichte, doch ist der Einfluß des Fernen Ostens auf die Keramikproduktion in Maastricht unbestreitbar. Die Nachfrage nach dem „Exotischen“ war in Europa ungebrochen, das Dekorieren von Geschirr mit fernöstlichen Motiven ein kommerzieller Erfolg. Von Maastricht aus wurde der Ferne Osten in die Wohnzimmer gebracht.
 
„Essen wie der Kaiser von China“ Die Sonderausstellung zeigt farbenfrohes Geschirr mit fernöstlichen Motiven und klangvollen Namen wie „Nanking“ und „Nippon“ aus den Beständen des Museums Maastricht und gibt auch einen Einblick in den Produktionsprozeß. Die mit Geishas, Drachen, Kranichen und Blütenbäumen verzierten Teller vermittelten den westlichen Verbrauchern eine Vorstellung des Exklusiven – man glaubte beinahe so zu tafeln wie der chinesische Kaiser! Ob die Motive nun tatsächlich korrekt chinesisch oder japanisch waren (oder ob sie für das europäische Auge nur so wirkten), war weniger relevant.
 
Fernöstlich inspiriertes Geschirr mit dem Namen „Boerenbont“ ist in den Niederlanden noch heute beliebt. Jedes Boerenbont-Objekt wurde in den Maastrichter Fabriken von Hand bemalt. Die Ausstellung gibt daher auch einen Einblick in den Produktionsprozeß der Keramiken. Eine ganz besondere Ergänzung sind die japanischen Drucke, die eine Inspirationsquelle für so manches „japanische“ Dekor waren.
 
China und Japan im Couven Museum
 
Das Couven Museum beherbergt selbst zahlreiche Objekte aus der Zeit der großen China-Mode in Europa: Jeder Fürst, jeder reiche Bürger wollte um 1700 chinesisches Porzellan, bevorzugt in Blau und Weiß, bis die Manufakturen in Delft derartiges auch für einen kleineren Geldbeutel herstellten und die Porzellanproduktion auch in Europa kein Geheimnis mehr war.
 

Foto: Couven Museum

Glanzstücke des Rundgangs
 
Betrachten Sie also bei Ihrem Rundgang auch die vielen Teller chinesischer Produktion in den Geschirrschränken des Hauses, die Vasen und Figuren im „Chinesischen Kabinett“ und unsere prachtvollen japanischen Schwertscheiben (Tsuba). Höhepunkte des Rundgangs durch die Dauerausstellung sind das Gemälde eines europäischen Schlosses eines chinesischen Künstlers im „Grünen Salon“ und die Darstellung von Handelsschiffen der niederländischen Ostindien-Kompanie (VOC) auf einem Fliesenbild in der „Apotheke“. Und wenn Sie schon in der Apotheke sind, schauen Sie einmal, was auf den Arzneimittelgefäßen so alles steht: Kakao, Peruanischer Pfeffer und anderes aus exotischen Welten, das einst durch Handel und Sklavenwirtschaft den Weg auch nach Aachen gefunden hat.
 
Zur Ausstellung erscheint ein Begleitband, der an der Museumskasse erhältlich ist und auch per Post bestellt werden kann. Gezeigt werden ausschließlich Leihgaben des Museums Maastricht, die sich bestens in die Räume des Couven Museums einfügen.
 
Essen wie der Kaiser von China
Ausstellung bis zum 12. November
Couven-Museum - Hühnemarkt 17 - 52062 Aachen
Tel.: 0241 - 432-4421
Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet.
Der Eintritt kostet 2,- €
 
Weitere Informationen:  www.couven-museum.de