Courths-Mahler läßt grüßen

Silke Ziegler – „Liebe unter Mandelblüten“

von Sabine Kaufmann

Courths-Mahler läßt grüßen
 
Kitsch geht auch im 21. Jahrhundert
 
Vom Lenze umkränzet die Wachenburg steht … Gibt es einen romantischere Kulisse für einen Liebesroman als die zauberhafte Umgebung der Universitätsstadt Heidelberg und des benachbarten Weinheim an der Bergstraße, zumal zur Zeit der Mandelblüte und zu Füßen der WSC-Wachenburg? Die Erfolgsautorin Silke Ziegler ist nicht nur durch Serien von deutschen und französischen Kriminalromanen hervorgetreten, auch Schicksalsromane gehören zu ihrem Œuvre. Nun hat sie einen Liebesroman vorgelegt, zu dem der Verlag schreibt:
„Leicht und herzerwärmend wie die erste Liebe. Ein bezaubernder Liebesroman mit Wohlfühlgarantie. Linda Martens eröffnet nach mehreren persönlichen Rückschlägen an der idyllischen Bergstraße gemeinsam mit ihrer Großmutter Henny ein kleines Büchercafé. Bei dem Versuch, ihre Lieblingsautorin für eine Lesung zu gewinnen, begegnet sie dem gut aussehenden Literaturagenten Daniel Hübner, der ungeahnte Gefühle in ihr weckt. Bis sich herausstellt, dass er ein schwerwiegendes Geheimnis hütet, und wieder einmal alles schiefzugehen droht…“

Es ist leichteste Kost, die stets am Rande edlen Kitsches tänzelt, haarscharf am schmalen Grat des Groschenromans entlang. Alternierend wird die Geschichte von den sympathisch gezeichneten Protagonisten Daniel, Linda und Oma Henny erzählt. Ein bißchen Erotik ist drin, aber nicht zu gewagt, Skrupel, Mißverständnisse, Verwirrungen,  aber mit einem veritablen Happyend gesegnet, haben wir es doch mit edlen Charakteren zu tun. Und es gibt eine Binnen-Liebesgeschichte, denn es geht ja in der Handlung auch um das literarische Wachsen eines Liebesromans im Roman. Hedwig Courths-Mahler läßt allfällig grüßen.
 
Textauszug gefällig? Bitte sehr:
»Ich weiß nicht, was ...« Weiter komme ich nicht. Daniel senkt seine Lippen auf meine und küsst mich, als gäbe es kein Morgen. Im ersten Moment fühle ich mich völlig überfordert. Seine Hände auf meinem Körper, sein Geschmack in meinem Mund, seine Lippen auf meiner Haut. Ja, das ist es, was ich will. Nur ihn. Nur er und ich. Wir beide. Allein. Ich möchte alles von ihm wissen, alles von ihm spüren. Ich möchte … Als er sich schwer atmend von mir löst, sehe ich ihn irritiert an. Hat er etwa schon wieder seine Meinung geändert? ››Ich würde gern noch mit zu dir kommen.« Seine Stimme klingt rau.
Ich schließe die Augen, da ich meine Gefühle nicht mehr im Griff habe. Tief in meinem Inneren weiß ich, dass ich gerade im Begriff bin, einen großen Fehler zu begehen. Als ich ihn wieder ansehe, kenne ich die Antwort auf seine Frage.  
(...)
Während ich Lindas wunderschönes Gesicht betrachte, kann ich noch immer kaum glauben, was passiert ist. Wie entspannt und zufrieden sie wirkt!
Ich lege mich auf die Seite, schiebe den rechten Arm unter meinen Kopf und lasse meinen Blick über das Bett schweifen, unter dessen Decke sich nur allzu deutlich Lindas schlanke Silhouette abzeichnet. Mein Vorsatz, die Sache zwischen ihr und mir zu beenden, bevor es zu spät ist, hat ja wunderbar geklappt, denke ich sarkastisch.
Gestern Abend haben wir es kaum mehr in ihr Schlafzimmer geschafft. Als die Wohnungstür hinter uns zugefallen war, hat ein einziger Blick von Linda genügt, um mir zu verdeutlichen, dass in ihr die gleichen Empfindungen tobten wie in mir. Ohne weiter darüber nachzudenken, habe ich sie an mich gezogen und geküsst. Nicht wie vorgestern auf dem Feld. Nicht zart und unschuldig. Nein, ich wollte sie endlich ganz spüren. Wollte ihre Nähe bis in die letzte Faser auskosten, wollte alles von ihr wissen. Sofort und ohne weitere Verzögerung. Bei dem Gedanken an ihren Körper unter meinem muss ich lächeln. Es hat sich wundervoll angefühlt. Linda ist die zärtlichste Frau, die mir bisher begegnet ist. Ihre liebevolle und doch so leidenschaftliche Art hat mir fast den Verstand geraubt. Ich hätte sie stundenlang in meinen Armen halten können, aber irgendwann letzte Nacht sind wir dann doch erschöpft eingeschlafen. Auch jetzt muss ich mich beherrschen, um nicht meinen Arm auszustrecken und sie zu berühren. Ihre samtige Haut, ihren wunderschönen Körper. Ich unterdrücke einen Seufzer.
Obwohl die letzten Stunden magisch waren, weiß ich, dass ich einen großen Fehler gemacht habe.
(…)
 
Silke Ziegler – „Liebe unter Mandelblüten“
Roman
© 2023 Emons Verlag, Köln, 300 Seiten, Broschur - ISBN 978-3-7408-1738-1
14,00 € [DE] 14,40 € [AT]