Erinnern Sie sich?

Werbung aus der Flimmerkiste - (Werbefernsehen in den 50er und 60er Jahren)

von Frank Becker

Erinnern Sie sich?
 
Vom HB-Männchen bis zum Tchibo-Kaffee-Experten
Werbespots aus Fernsehen und Kino
 
So ein filmischer „Rücksturz“ in die blühenden 50er und 60er Jahre ist einfach herrlich. Gesammelt auf einer DVD helfen Werbespots aus dem frühen Fernsehen und dem Kino den Älteren unter uns beim Erinnern, und sie geben Jüngeren eine Ahnung davon, wie das damals gewesen ist. Da werden Waren vorgestellt, die es längst nicht mehr gibt oder die seitdem ihr Erscheinungsbild geändert haben. Man staunt über die heute gänzlich undenkbare Selbstverständlichkeit, mit der, auch von Prominenten Darstellern und mit Kindern, für Zigaretten geworben wurde und wie sich das Gesellschaftsbild seither merklich verändert hat.

Unserer Leser kennen ja schon viele der hervorragend gemachten und höchst unterhaltsamen DVD-Zusammenstellungen von Werbespots aus der Kölner Produktionsfirma TACKER Film, die wir immer wieder gerne hier vorgestellt haben. Nennen wir nur Das Werbe-Flaggschiff „Rendezvous unterm Nierentisch“. Eine DVD wurde in den Musenblättern noch nicht besprochen doch das wollen wir heute unbedingt nachholen: „Werbung aus der Flimmerkiste - (Werbefernsehen in den 50er und 60er Jahren)“, 110 Minuten lang und voller Wunder der vergangenen Warenwelt.
 
Es ist ein amüsanter Streifzug durch die Wunderwelt der frühen Fernsehwerbung – mit einigen Seitenblicken auf die bunte Kino-Werbung, wie z.B. die Langnese Eiscreme-Konfekt-Reklame mit dem in den 60er Jahren angesagten dänischen Komiker Boyd Bachmann. Ca. 230 Werbefilme aus Fernsehen und Kino hat der Filmemacher Ulrich Wünsch für TACKER Film zusammengeschnitten, Manche in epischer Länge, wie die staatliche Werbung für die soziale Marktwirtschaft oder die Einführung der Selbstbedienung in Lebensmittelgeschäften, andere in Sekunden-Clips. Was der Werbung von damals und der von heute gleich ist: vollmundige Versprechungen wurden schon immer gemacht – allerdings war man seinerzeit etwas bescheidener in den Ansprüchen und kannte noch nicht die maßlosen Übertreibungen, wie sie heute über den Plasma-Bildschirm geschickt werden.


Jugend und 4711


Peter Frankenfeld trinkt Schloß Königstein

Selbstverständlich sind Fernsehgeräte, Musiktruhen, Plattenspieler, Tonbandgeräte und Radioapparate (und ihre Händler und Hersteller) sehr ausführlich Gegenstand der Reklame, denn sie erst sorgen ja für die Verbreitung für der Produktwerbung, Namen wie Saba, Telefunken, Loewe Opta, Kuba, Dual, Philips, Graetz beherrschten den Markt, und es ist spannend, deren kommentierte Entwicklung zu sehen. Das Bambino Radio hätte heute sicher manch eine(r) gerne.


Der neue Fridgidaire


Die moderne Küche in den 50ern

Ford warb für seine Modelle 12 M und den stromlinienförmigen 17 M P 3, Volkswagen natürlich für den Käfer und Opel Kadett mit Hilfe des Stachelschweine-Kabarettisten Achim Strietzel für seinen neuen Kadett. BMW setzte auf Frauen, Opel Rekord auf Ferienreisende und für die kleine Kasse gab es wie heute Mopeds und Motorroller.



In „Werbung aus der Flimmerkiste“ treffen wir auf Sport-Prominenz der Wirtschaftswunderzeit wie Franz Beckenbauer, der Knorr-Suppe löffelt oder Uwe Seeler, Sepp Maier und Wolfgang Overath, die Haribo naschen und Hennes Weisweiler, der Alpia Schokolade genießt. Wir treffen Schauspieler wieder, deren Namen heute leider oft schon vergessen sind und sehen Reiseziele, die man gewiß nicht mehr ansteuert, denken wir nur an Beirut, damals die weltoffene Metropole des Nahen Ostens.
 

Reyno Filter mit Blickfang


Der Filmkomiker und Kabarettist Walter Gross kauft Damenstrümpfe, Karl-Heinz Hess (Polizeifunk ruft) sorgt für frische Bettwäsche im Schrank, die Schauspieler Peter Frankenfeld (1:0 für Sie) und Jupp Hussels (der auch für Knirps Schirme wirbt) stoßen mit Sekt Schloß Königstein an und Schauspieler Günther Jerschke gibt den Inspizienten für Komiker Theo Lingen, der Philips Rasierer anpreist. Gerd Vespermann wirbt für Sehtest, Beppo Brem und Will-Jo Bach tun das für Overstolz Zigaretten, wie übrigens auch Heinz Engelmann (Stahlnetz). Mehr? Gerne: Peter Garden benutzt SIR aus dem Haus 4711 für die Rasur, Heinz Piper (Vorspann Dinner for One) streicht Rama aufs Brot, Frithjof Vierock schaut als Knabe fern und Rainer Penkert freut sich über ein Saba Tonbandgerät.
 

Schnell mal unter die Dusche mit badedas


Nicht ohne Badezusatz von Kaiser!

Wir wollen die schönen Damen nicht vergessen, die für Lux-Seife warben: Nadja Tiller, Marianne Koch, Heidi Brühl, Vivi Bach, um nur einige zu nennen. In Sekunden-Clips erscheinen zwei TV-Ikonen jener Zeit: Petra Schürmann (Miss World 1956) und , die als Assistentin in Hans-Joachim Kulenkampffs TV-Quizsendungen die Männer (auch Kulenkampff) nervös machte. Aber auch Johanna König taucht als OMO-Werbeträgerin Klementine auf.
 

Eigentlich gehts um Schiesser Herrenunterwäsche - aber wo schauen wir hin?


Der beliebte Sarotti-Mohr

Bauknecht weiß natürlich schon damals, was Frauen wünschen. Der Redaktionsigel Mecki rührt für HÖR ZU die Werbetrommel, der Sarotti-Mohr tauch gleich mehrfach auf und auch der Bärenmarke-Bär, nicht zu vergessen Roland Töpfers unvergeßliches HB-Männchen, das sich über seine ewige Pechsträhne in drolligen Trickfilmen mit HB-Zigaretten tröstet. In den 60er Jahren weht den Deutschen der Duft der großen weiten Welt in Form von Stuyvesant Zigaretten, Milde Sorte und Güldenring um die Nase; und Fondor erst macht die Küche perfekt. Neckermann macht fast alles erschwinglich und möglich, der weiße Wirbelwind und Meister Proper blasen die Wohnungen blitzblank. Afri-Cola behauptet „Sexy-Mini-Super-Flower-Pop-op-Cola,alles ist in Afri-Cola.
Da fehlt auch nicht: „Mutti, Mutti, er hat überhaupt nicht gebohrt!“


Viel Spaß also mit dieser empfehlenswerten Zeitreise.
Hinweis: Dieser Film wurde früher auch unter dem Titel „Als die Werbung flimmern lernte“ angeboten.
 
 
Werbung aus der Flimmerkiste - (Werbefernsehen in den 50er und 60er Jahren)
Ein Film von Ulrich Wünsch
Die Wun­der­welt der frü­hen Fern­seh­wer­bung (DVD)
© TACKER Film Köln, Farbe und s/w, Länge ca. 110 Minuten
17,00 € inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten für Auslandsversand
Kauf-DVD ohne Verleihrecht
 
Weitere Informationen: www.tackerfilm.de