Otto Pankok-Museum in Hünxe wieder eröffnet

Zum 130. Geburtstag des Künstlers

von Andreas Rehnolt

Otto Pankok-Museum in Hünxe nach
mehrjährigen Umbauarbeiten wieder eröffnet
 
Das um einen Erweiterungsbau vergrößerte Wohnhaus des Malers, Grafikers und Bildhauers ist auch ein Geschenk für den
130. Geburtstag Pankoks.
 
Das Otto-Pankok-Museum im niederrheinischen Hünxe ist vor wenigen Wochen nach sechsjährigen Umbau- und Renovierungsarbeiten wieder eröffnet worden. Rechtzeitig zum 130. Geburtstag des Malers, Grafikers und Bildhauers am 6. Juni wurde auch die Ausstellung „Stern und Blume“ zum Werk Pankoks eröffnet. Der 1893 in Mülheim-Ruhr geborene Pankok gilt auch international als „Maler der Unterdrückten.“ Besonders bekannt sind die Bilder, die Pankok immer wieder von Sinti und Roma machte, mit denen ihn Freundschaft verband.
 
„Du sollst krass ablehnen, was dir nicht paßt, und wäre es Rembrandt oder Chagall“. So lautete das neunte Gebot des Künstlers, der am 20. Oktober 1966 im niederrheinischen Wesel gestorben ist. Pankok, den die Nationalsozialisten mit dem Stempel „entartet“ und mit Berufsverbot belegt hatten, stellte Zeit seines Lebens immer den Menschen und seine Würde ins Zentrum seiner Kunst. Freunde und Weggefährten des Malers, der stets nur in schwarz-weiß arbeitete, war für viele auch „Maler der Ausgegrenzten und Verfolgten.“

Otto Pankok arbeitet © Pankok Museum Haus Esselt
 
Seine besondere Zuwendung galt den von der Gesellschaft weniger geachteten und gewürdigten, sondern eher von ihr an den Rand gedrängten Menschen, wie etwa den Sinti und Roma. Dieser inhaltliche Beginn seiner Kunst führte ihn zu seinem großen Leitthema der Schöpfung. Sie umfaßt seinen Appell, die Natur zu schützen und zu bewahren, für das Tier Verantwortung zu übernehmen und die Rechte und Würde eines jeden Menschen zu achten. Pankok verzichtete nicht zuletzt deshalb darauf, sich der Farben in seinen Werken zu bedienen. Die schwarz-weiße Kohlezeichnung und die Druckgrafik bedeuteten für ihn die Konzentration auf das Wesentliche, eine größere Tiefensicht und Aussagekraft. Oft findet sich auf den düsteren Bildern der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg eine große, strahlende Sonne. Vermutlich als Zeichen der Hoffnung.
 
Im niederrheinischen Hünxe leitete die Pankok-Tochter Eva bis zu ihrem Tod vor wenigen Jahren das Haus Esselt in Hünxe, in dem seit vielen Jahren eine Dauerausstellung zu Person und Werk Pankoks präsentiert wird. Der war in Deutschland ein führender Künstler des expressionistischen Realismus. 1912, im Alter von 19 Jahren begann er sein Studium an der Kunstakademie Düsseldorf, das er jedoch schnell aufgab. Nach seiner Teilnahme am Ersten Weltkrieg ging Pankok 1919 nach Düsseldorf, wo er der Künstlergruppe „Junges Rheinland“ beitrat, zu der auch Otto Dix und Gerd Wollheim zählten.
 
Das Lebenswerk Pankoks ist riesig. Rund 6.000 Kohlezeichnungen, 800 Radierungen, 800 Holzschnitte, Lithografien sowie etwa 200 Plastiken erzählen die Geschichte eines Künstlerlebens. Zum Werk von Pankok, der von 1947 bis 1958 als Professor an der renommierten Düsseldorfer Kunstakademie lehrte, zählen Bilder von Zigeunern, Juden und Porträts des Künstlers von Literaten, Musikern und Malerfreunden. Der thematisierte oft Menschen, die unter gesellschaftlicher Ächtung und Unterdrückung litten und Pankok illustrierte auch den chinesischen Volksroman „Die Räuber vom Liang Schan Moor“, der die Geschichte von 37 Partisanen erzählt, die im alten China gegen Ungerechtigkeiten, Ausbeutung und Unterdrückung kämpften.
 

  Otto Pankok, Christus zerbricht das Gewehr, 1950 - © Pankok Museum Haus Esselt

Die thematischen Bezüge zum Terrorregime des III. Reiches verdeutlichte Pankok auch durch Symbole, die auf den Nationalsozialismus verwiesen. Ganz wichtig wurde sein 1950 erstallter Holzschnitt „Christus zerbricht das Gewehr“ für die deutsche Friedensbewegung in  den 1980er Jahren. Die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem ehrte Otto Pankok gemeinsam mit seiner Frau Hulda im Jahr 2014 als „Gerechter unter den Völkern.“ Das Ehepaar hatte während der NS-Zeit unter anderem die jüdische Schauspielerin Brunhilde Barz und ihren Ehemann, den Maler Mathias Bartz versteckt.   
 
Bis heute erinnert der alle drei bis fünf Jahre vergebene Otto-Pankok-Preis seit 1999 an den Künstler und sein Engagement für Verfolgte oder Unterdrückte. Der in Lübeck vergebene Kulturpreis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird zudem mit deinem mit 5.000 Euro dotierten Förderpreis vergeben. Initiiert wurde der Preis von dem früheren Pankok-Schüler Günter Grass. In der Umbruchzeit nach dem Ersten Weltkrieg schloß Otto Pankok sich den Düsseldorfer Künstlervereinigungen Das Junge Rheinland und dem Aktivistenbund an und gehörte zum Kreis um die Sammlerin und Mäzenin Mutter Ey.
 
Weitere Informationen: www.pankokmuseum.eu
 
Redaktion: Frank Becker