Inhaltlich dünner Film - aber Nicolas Cage gibt ihm Pfiff

„Renfield“ von Chris McKay

von Renate Wagner

Renfield
USA 2023

Regie: Chris McKay
Mit: Nicolas Cage, Nicholas Hoult, Awkwafina u.a.
 
Renfield gab es wirklich, zumindest in der Literatur, Bram Stoker hat ihn seinem „Dracula“ als Dienerfigur beigegeben. Nun darf er mit seinem eigenen Schicksal im Mittelpunkt eines Filmes stehen – unnötig zu sagen übrigens, daß Dracula dennoch der Held des Ganzen ist. Die Rolle ist einfach zu schön, egal, wie man sie anlegt, und selbst wenn sie, wie in diesem Fall, zu klein ausfällt.
In diesem Film von Regisseur Chris McKay ist die Handlung in die Gegenwart gerutscht, weil Dracula immer wieder fliehen muß. Also ist er jetzt in New Orleans gelandet, was nichts daran ändert – Vampire sind eben Vampire – , daß unser bluthungriger Bösewicht geradezu lästig danach verlangt, von seinem Diener mit Blutnachschub versorgt zu werden. Der arme Renfield, der einst Frau und Kind verlassen hat, weil ihn der Fürst der Finsternis so umschmeichelte und solcherart faszinierte, ist dieses Lebens begreiflicherweise endlich einmal müde. Immer wieder Insekten essen zu müssen, um Superkräfte zu bekommen und Opfer zu fangen…
 
Da man sich in den USA befindet, sind Selbsthilfegruppen überall in der Nähe, und Renfield versucht da, unter dem Vorwand einer „toxischen Beziehung“, sein Problem einigermaßen zu formulieren. Das soll ihn von Dracula ablösen, der natürlich seinerseits nie losläßt – der arme, verschreckte Nicholas Hoult hat kaum Chancen gegen einen herrlichen fiesen Nicolas Cage, mal grüngesichtig (mit Echsen-Struktur), mal weißgesichtig, manchmal nicht ganz überzeugend vorgebend, ein Mensch zu sein.
Auftritt Awkwafina. Das asiatische Multitalent (Amerikanerin mit chinesisch / koreanischen Wurzeln), die zwar nicht oft auf der Leinwand erscheint, aber wenn, ist sie unübersehbar. Hier spielt sie eine erdenschwere junge Polizistin, die die einzige „Gute“, sprich nicht korrupte in ihrer Polizeiwelt ist. Renfield lernt sie während eines Polizeieinsatzes kennen – er hat sich ihrer Meinung nach in diesem Mafia-Gewühl geradezu heldenhaft verhalten. Und so sorgt sie dafür, daß sie sich immer wieder begegnen…
Es dauert lange bis zu einer Art Happyend (so viel sei verraten), weil der Film inhaltlich ja doch dünn ist, selbst wenn eine ganz, ganz böse Mafia-Boss-Lady (Shohreh Aghdashloo) eine Show abzieht.
 
Wäre da nicht der Genuß, mit dem Nicolas Cage den Dracula geradezu „schmiert“ und blödelt (wobei er gar nicht so sehr im Zentrum steht, wie er es verdiente), hätte der Film kaum ein bißchen Pfiff (immer voraus gesetzt, daß man grausliche vampirische Killer-Aktionen mag). Sicher, die Parodie auf Selbsthilfegruppen, wo jeder eine persönliche Horrorstory zu erzählen hat, funktioniert, Nicholas Hoult tut einem leid und Awkwafina ist eine Humorbombe, gerade weil sie sich scheinbar ernsthaft gibt, aber weder inhaltlich noch formal kommt diese Horror-Komödie an die Vorgaben heran, die der „Dracula“-Stoff nun einmal verlangt.
 
 
Renate Wagner