Geld, Globalisierung und Religion vor 2000 Jahren

Ausstellung antiker Münzen in der Universität Bochum

von Andreas Rehnolt

Foto © Frank Becker
Ausstellung über Münzen
und ihre religiöse Dynamik


Präsentation in der Ruhruniversität Bochum zeigt antike Zeugnisse vom frühen religiösen Austausch zwischen Orient und Okzident

Bochum - Seltene, überraschende und sensationelle Stücke zeigen die Kunstsammlungen der Ruhruniversität Bochum noch bis zum 25. Januar nächsten Jahres in einer Ausstellung antiker Münzen. Nach Angaben der Hochschule zeugen die Exponate vom frühen religiösen und kulturellen Austausch zwischen Orient und Okzident und davon, daß es die "Globalisierung" schon weit vor unserer Zeit gab. Münzen und Siegel stammen zum größten Teil aus den Beständen einer Bochumer Privatsammlung. Die Sonderausstellung mit dem Titel "Hellenistische Münzen aus dem Osten: Spiegel religiöser Dynamiken im kulturellen Austausch zwischen Ost und West" ist im Münzkeller der Kunstsammlungen zu sehen.

Anlaß für die Ausstellung war nach Hochschulangaben die internationale Eröffnungstagung des
geisteswissenschaftlichen Kollegs "Dynamiken der Religionsgeschichte zwischen Asien und Europa" vor wenigen Wochen. Gezeigt werden außerordentlich spannende Exponate, hieß es in der Mitteilung. So ist auf einer Goldmünze eine der frühesten Buddha-Darstellungen überhaupt zu sehen. Obwohl Buddha mit einer griechischen Inschrift bezeichnet ist und das Gold vermutlich
aus dem Handel mit Rom stammt, wurde die Münze irgendwo im indisch-pakistanisch-afghanischen Raum geprägt. Auch ein "Porträt" von König Caspar, einem der Heiligen drei Könige, ist zu sehen. Genauer: Vom indischen König Gondophares, der durch Legendenbildungen zu Caspar
geworden ist.

Auf den Münzen tritt die hellenistische Götterwelt nach Angaben der Universität in einen lebhaften Dialog mit persisch-parthischen Gottheiten, dem Zoroastrismus, dem Hinduismus und dem Buddhismus. Dadurch machen sie die Grundlinien der großen religiös-kulturellen Transferbewegungen zwischen Europa und Asien zwischen dem vierten Jahrhundert vor und dem dritten Jahrhundert nach Christus sichtbar. "Regionen, die wir üblicherweise als Randgebiete zwischen den Welten der Griechen, Römer, Inder und Chinesen bezeichnen, werden auf den Münzen plötzlich zum Zentrum der antiken Welt und zum Sammelbecken vieler Religionen", erklärte Peter Wick vom Fachbereich Evangelische Theologie, der die Ausstellung mit konzipiert hat.

Vor allem die religiösen Kombinationen auf den Münzen überraschen laut Wick. So steht auf einer Münze der indische Gott Shiva mit aufgerichtetem Phallus. Gleich daneben ist das buddhistische Drei-Juwelen-Symbol abgebildet. "Diese Verbindung von Fruchtbarkeit und männlicher Sexualität mit dem Symbol für Askese können wir noch nicht hinreichend erklären", so der Theologe weiter. Bisher unveröffentlichte Siegel aus dem Persien frühchristlicher Zeit zeigen zudem einen Mann, der einen störrischen Esel zieht, auf dem eine schwangere Frau sitzt. Dabei könnte es sich um die älteste erhaltene Darstellung von Maria und Joseph auf dem Weg nach Bethlehem handeln.

Die Besucher können noch viele weitere Entdeckungen in der Ausstellung machen. Sie zeigt, wie zwischen dem dritten Jahrhundert vor und dem dritten Jahrhundert nach Christus innerhalb der Staatsgrenzen des heutigen Indien, Pakistans, Afghanistans, Turkmenistans, Irans, Iraks, Syriens, der Türkei und Griechenlands die Oberschichten bereits durch eine globalisierte Welt verbunden waren, die bis nach Rom und China ausstrahlte. Die Münzen stammen aus einem Raum, der sich von Griechenland bis weit nach Indien hinein, von Ägypten bis zum Hindukusch, bis zur Seidenstraße und bis an die Grenzen Chinas erstreckt. Die Machthaber, die in diesen ganz unterschiedlichen Regionen die Münzen prägen ließen, bezeichneten sich einheitlich in griechischer Schrift und Sprache als Basileus, als König.

Öffnungszeiten bei freiem Eintritt: Di-Fr: 11-17 Uhr, Sa/So: 11-18 Uhr