Aktuelles aus der Kultur NRW

Eine Kolumne

von Andreas Rehnolt

Foto  Frank Becker
Aktuelles aus der Kultur NRW


Für die Musenblätter zusammengestellt

von Andreas Rehnolt




Kinemathek in Bonn präsentiert Retrospektive zu israelischem Kino

Bonn - Unter dem Titel "Im Aufbau" präsentiert die Bonner Kinemathek ab dem 19. November eine Retrospektive zum israelischen Kino. Die bis zum 17. Dezember laufende Veranstaltung kehre zu den Anfängen des israelischen Kinos und damit zu den Anfängen des Staates Israel zurück, hieß es am Sonntag in einer Ankündigung. Während Filme in Israel zunächst vor allem im Auftrag zionistischer Organisationen entstanden, entwickelte sich bereits seit Beginn der sechziger Jahre ein produktives kommerzielles Unterhaltungskino. Parallel dazu brannte eine junge Generation von Autorenfilmern darauf, Erfahrungen filmischer Erneuerungsbewegungen aus Europa und den USA auf den israelischen Kontext zu übertragen und das inhaltliche und ästhetische Spektrum des israelischen Films zu erweitern.

Die für die Retrospektive ausgewählten Filme wurden in Deutschland bislang kaum gezeigt, betonten die Veranstalter. Zu sehen ist unter anderem der erste israelische Spielfilm, der in Deutschland in den Verleih kam, Thorold Dickinsons „Hill 24 Doesn't Answer“ aus dem Jahr 1954, der den Übergang von der Mandatszeit in Palästina zu einem eigenständigen Staat Israel reflektiert. Mit „Blaumilch Kanal“ (The Big Dig, 1969), einem der erfolgreichsten Filme des in Ost- wie Westdeutschland vor allem als Autor bekannten Satirikers Ephraim Kishon, ist ein Klassiker des israelischen Kinos wiederzuentdecken. Und der avantgardistische Streifen „Hor BeLevanah“ (Hole in the Moon, 1965) von Uri Zohar markiert den Auftakt des israelischen Autorenfilms.

Internet: www.bonnerkinemathek.de


Bochumer Rat spricht sich für den Bau des Konzerthauses aus


Bochum - Das Konzerthaus für die Bochumer Symphoniker kann gebaut werden. In einer Sondersitzung Ende Oktober votierte der Rat der Stadt mehrheitlich für den Bau. Der Beschluß bestätigt die Entscheidung vom April dieses Jahres - unter der Voraussetzung, daß die bisher veranschlagten Kosten von 29,3 Millionen nicht überschritten werden, so ein Sprecher der Verwaltung. Der Beschluß beinhaltet zudem, daß das Ergebnis des nun anstehenden Vergabeverfahrens dem Rat erneut zur Beschlußfassung vorgelegt wird. Eine Auswertung der Angebote wird voraussichtlich im Februar 2009 vorliegen.

Die Stadt Bochum übernimmt nach eigenen Angaben einen Finanzierungsanteil von 15 Millionen Euro. 12,3 Millionen hat die Stiftung Bochumer Symphonie zugesagt. Die fehlenden zwei Millionen Euro sollen von Sparkasse und Stadtwerken Bochum eingebracht werden. Als Planungs- und Bauzeit werden insgesamt anderthalb Jahre kalkuliert. Demnach könnte die neue Spielstätte im Herbst 2010 fertiggestellt sein.

Michael Grosse wird neuer Generalintendant am Theater Krefeld/Mönchengladbach

Krefeld/Mönchengladbach - Der derzeitige Generalintendant der Schleswig-Holsteinischen Landestheater und Sinfonieorchester, Michael Grosse, wird mit Beginn der Spielzeit
2010/2011 neuer Generalintendant an den Vereinigten Städtischen Bühnen Krefeld und Mönchengladbach. Das Theaterkuratorium wählte den 47 Jahre alten Grosse Ende Oktober fast einstimmig zum Nachfolger von Jens Pesel. Pesel leitet das Gemeinschaftstheater seit 1996 und geht im Sommer 2010 in den Ruhestand. Vor seiner Tätigkeit in Schleswig-Holstein war der gebürtige Berliner Grosse Intendant am Deutsch-Sorbischen Volkstheater Bautzen sowie am
fusionierten Theater Altenburg/Gera.

In einer ersten Stellungnahme betonte der ausgebildete Schauspieler und Regisseur, er werde am Niederrhein nach dem Motto arbeiten: "So viel Kontinuität wie möglich und so viel Veränderung, wie notwendig." Zugleich outete sich Grosse als "Verfechter des Erzähltheaters" und erklärte, er werde auch selbst gelegentlich als Schauspieler auf der Bühne der beiden Häuser zu sehen sein. Mit dem Modell des Gemeinschaftstheaters kennt sich der Bühnen-Mann gut aus. In Schleswig-Hostein betreut er derzeit die Städte Schleswig, Flensburg und Rendsburg.



Gerhard Richter laut Kunstkompaß erneut teuerster Künstler

Düsseldorf - Laut dem jetzt veröffentlichten neuesten Kunstkompaß ist der Maler Gerhard Richter zum fünften Mal als weltweit teuerster lebender Künstler gelistet. Zweiter im Ranking ist wie im Vorjahr der amerikanische Objektkünstler Bruce Nauman, Dritter bleibt der Kölner Maler Sigmar Polke. Den größten Zuwachs erhielt nach Angaben des Manager-Magazins, das den Kunstkompaß veröffentlichte, der Neoexpressionist Georg Baselitz, dem im Jahr seines 70. Geburtstags zahlreiche Ausstellungen gewidmet waren. Baselitz belegt jetzt Platz vier in der Rangliste vor drei Frauen. Der Kölner Künstlerin Rosemarie Trockel, der amerikanischen Bildhauerin Louise Bourgeois und der US-Fotokünstlerin Cindy Sherman. Der Kunstkompaß vergleicht seit 38 Jahren weltweit etwa 16.000 Kunstschaffende.


Palazzo-Show "Delicatessen" ab 12. November im Spiegelpalast

Düsseldorf - Ein Mix aus Akrobatik, Komik und Vier-Gänge-Menü bietet die neue Palazzo-Show "Delicatessen" ab dem 12. November in Düsseldorf. Im Spiegelzelt auf der Mercedesstraße werden bis zum 8. Februar nächsten Jahres bodenständige Gerichte von Kartoffel-Kokossuppe bis hin zu Angus Rinderfilet mit Thymianjus serviert, hieß es in der Ankündigung. Während des Essens sollen ein exzentrisches Servicepersonal sowie Palazzo-Künstler für eine unterhaltsame Mischung aus Akrobatik und Clownerie sorgen. Mit dem Spiegelzelt in Düsseldorf eröffnet Palazzo seinen sechsten Standort in Deutschland und den einzigen in NRW. Karten für die rund dreieinhalbstündige Veranstaltung können im Internet bestellt werden.

Internet: www.palazzo.org


"Die Oper der Kinder von Theresienstadt"

Viele Theater in NRW erinnern mit besonderen Inszenierungen oder Lesungen an die Pogromnacht vom 9. November 1938


Düsseldorf - An die Pogromnacht der Nationalsozialisten vom 9. auf den 10. November 1938 und die Zerstörung jüdischer Einrichtungen und Religionsstätten vor nunmehr 70 Jahren erinnern in diesem Jahr viele Theater an Rhein und Ruhr. Im kleinen Haus der Städtischen Bühnen Münster etwa hat am 9. November "Brundibar - Die Oper der Kinder von Theresienstadt" als Kooperation des Theaters, der Dommusik und der westfälischen Schule für Musik Premiere. Die Kinderoper des tschechisch-jüdischen Komponisten Hans Krasa wurde ursprünglich 1938 für einen Wettbewerb des tschechischen Schulministeriums komponiert. Nach seiner Deportation nach Theresienstadt schrieb Krasa im August 1942 die Partitur den Besetzungsmöglichkeiten des Lagers entsprechend um.

Im Laufe eines Jahres erlebte "Brundibar" dort 55 Aufführungen, in wechselnder Besetzung, da die Mitwirkenden - je nach den Kapazitäten der weiter im Osten gelegenen Vernichtungslager - in den Tod geschickt wurden. Eine Ausstellung informiert zudem über die Hintergründe der Kinderoper. Am 9. und 10. November gibt es "Brundibar" als Gastspiel der Kinderoper Prag auch im Opernhaus Dortmund im Rahmen einer Gedenkveranstaltung zur Pogromnacht. Uraufgeführt wurde die Oper 1943 im Konzentrationslager. "Die meisten Kinder überlebten das Lager nicht. Auch der Komponist kam in der Gaskammer um", so das Theater Dortmund. Das bringt am 14. November das tragische Lustspiel von Felix Römer mit dem Titel "Guglhupf" zur Uraufführung. Darin lebt Adolf Hitler mit seinem Mündel Angelika und ärgert sich, von quotenträchtigen Verfilmungen und ständigen Dokumentationen verfolgt zu werden.

Im Schauspielhaus Bochum gibt es am Jahrestag in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Stadtgeschichte eine Lesung in der Bochumer Synagoge mit dem Titel "Ich kann mich nicht entsinnen". Darin geht es um Ermittlungen zum Synagogenbrand in Bochum am 9. November 1938, als die ganze Stadt auf den Beinen war. Mitglieder des Ensembles setzen die widersprüchlichen Stellungnahmen der damals Befragten in Szene. Das Schauspiel Bonn erinnert in Zusammenarbeit mit der Initiative zum Gedenken an die Bonner NS-Opfer am 10. November mit einer Lesung an die Greueltaten vor 70 Jahren. Die Lesung ist mit dem Satz "Ein Jude kann nicht Reichsbürger sein" überschrieben, der aus den Verordnungen zum Reichsbürgergesetz der Nazis stammt. "Gelesen wird aus Gesetzen, die den Umfang der Entrechtung dokumentieren, und aus privaten Zeugnissen, die eine Ahnung von den Auswirkungen auf das alltägliche Leben
geben", hieß es in einer Ankündigung des Theaters.

Auch am Theater Mönchengladbach hat der Jahrestag der NS-Pogromnacht den Spielplan für November beeinflußt. Hier steht am 28. November das Musical "Swinging St. Pauli" von Martin Lingnau, Thomas Matschoß und anderen auf dem Programm. Darin geht es um die letzten Monate des Zweiten Weltkriegs, der einfach kein Ende zu nehmen scheint. Auch Max, Fritz und Heini erhalten ihre Einberufungsbefehle - die Ostfront wird nicht mehr lange auf sich warten lassen. Den dunklen Zeiten zum Trotz feiern die jungen Männer und ihre Freundinnen in "Leos Bar" mit unbändiger Lebensfreunde ihre Musik: den Swing. Dort findet auch Emma Zuflucht. Nur der Barbesitzer Oscar Leonhardt kennt ihr Geheimnis. "Emma ist Jüdin und nicht mehr sicher. Für Oscar wird nun jeder Tag zum Tanz auf dem Vulkan. Denn die Kontrollen der Nazis werden immer schärfer, ihre Strafen immer drakonischer", hieß es in der Vorankündigung.

Internet:
 www.theater-krefeld-moenchengladbach.de
www.schauspielhausbochum.de
www.theater-do.de
www.schauspielkoeln.de
www.stadttheater.muenster.de

Redaktion: Frank Becker