Barockes Lebensgefühl blitzsauber, lebhaft und lebendig vermittelt

Concerto Köln / Mayumi Hirasaki - Johann Georg Pisendel (1687-1753)

von Johannes Vesper

Mayumi Hirasaki und Concerto Köln

mit Werken von Johann Georg Pisendel
 
Als Jugendlicher war er bereits ein sehr guter Geiger. Johann Georg Pisendel (1687-1753) war mit neun Jahren als Singknabe nach Ansbach gekommen, wo gerade der berühmte Giuseppe Torelli (1658-1709) als Kapellmeister in der Hofkapelle des Markgrafen Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach eingestellt worden war. Als junger Schüler von Torelli wurde Johann Georg mit der italienischen Violinliteratur bekannt. 1709 traf er in Weimar Johann Sebastian Bach, sie musizierten zusammen und blieben ein Leben lang befreundet. Als Student wurde er Konzertmeister im Leipziger Collegium musicum , spielte auch öffentlich in den Kaffeehäusern Leipzigs und leitete 1711 vertretungsweise das Leipziger Opernorchester. Dort blieb er nicht lange, sondern wurde 1712 nach Dresden abgeworben, wo er für Jahrzehnte als berühmtester Geiger Deutschlands erfolgreich wirken sollte. Reisen nach Frankreich, Venedig. Rom, Neapel, Wien, Warschau und Berlin erweiterten seinen Horizont. Vivaldi, mit dem er seit seinem Aufenthalt in Venedig 1716 freundschaftlich verbunden war, widmete ihm sechs Violinkonzerte, eine Sinfonia und vier Sonaten. Auch Telemann und Albinoni eigneten ihm Konzerte zu. Bach schrieb das Violinsolo des „Laudamus te“ der h-moll Messe für seinen Freund Pisendel. August der Starke (seit 1767 auch König von Polen) legte auf eine Hofkapelle europäischen Niveaus größten Wert. Pisendel war mit seiner Violinpädagogik der führende Musiker daselbst. Sieben Violinkonzerte, Concerti grossi, eine Soloviolinsonate u.a. mehr werden in der sächsischen Landes-Bibliothek aufbewahrt.
 
Die Barockgeigerin Mayumi Hirasaki spielt nunmehr seit 10 Jahren als Konzertmeisterin von Concerto Köln und hat für diese Aufnahme drei Violinkonzerte, zwei Violinsonaten und eine Sinfonia von J.G. Pisendel herausgesucht, der als Komponist in Dresden gegen Johann David Heinichen (1683-1729) und nach dem Tod von August dem Starken 1733 gegen Johann Adolf Hasse (1699-1783) konkurriert hat. Als Geigerin gerät die Konzertmeisterin sozusagen in den Sog dieses Violinvirtuosen des 18. Jahrhunderts. Eröffnet wird die Aufnahme mit einer festlichen Fanfare unbekannter Herkunft. Musikalisch frisch, flott, mit virtuoser Solovioline und herrlichen Bläserpartien (die Blechbläser alle auf Naturhörnern ohne Klappen!) bietet die Aufnahme Einblick in die hochkultivierte sächsische Hofmusik der Bachzeit. „Zur Steigerung der Authentizität der Aufnahme haben wir für die Imitation des Caracteres de La Danse gemeinsam einen Kurs für Barocktanz besucht und auch die Bögen im Untergriff gehalten, was damals in Frankreich üblich war“ berichtet Mayumi Hirasaki im informativen Booklet. Zu Grunde liegt dieser Imitation die Ballettsuite gleichen Namens aus dem Jahre 1715 von Jean-Féry Rebel, dem damaligen Hofkomponisten in Versailles. Hier wird barockes Lebensgefühl kammermusikalisch und orchestral blitzsauber, sehr lebhaft und lebendig vermittelt.
 
Concerto Köln / Mayumi Hirasaki - Johann Georg Pisendel (1687-1753)
© 2022 Edel Kultur Berlin Klassik (Koproduction mit dem Deutschlandfunk)
Stücke: 1. Fanfare; Violinkonzert D-Dur 2. I Vivace, 3. II Andante, 4. III Allegro; Sonate c-Moll 5. I Largo, 6. II Allegro; Violinkonzert B-Dur 7. I Allegro, 8. II Moderato, 9. III Allegro assai; 10. Imitation des Caracteres de la Dance; Violinkonzert Es-Dur 11. I Allegro e sostenuto/ non tanto Allegro, 12 II Andante, 13. III Allegro; Sinfonia B-Dur 14, I Allegro, 15 III Andantino , 16 III Tempo die Menuet; Violinkonzert D-Dur 17, I Allegro, 18, II Larghetto, 19. III Allegro
Gesamtzeit: 1:12:12
Veröffentlichung 03.02.2023