Selbstzerstörungsmodus

Elon Musk zerlegt sein eigenes Denkmal

von Lothar Leuschen

Foto © Anna Schwartz
Selbstzerstörungsmodus
 
Elon Musk zerlegt sein eigenes Denkmal
 
Von Lothar Leuschen
 
Es war einmal ein junger Südafrikaner, der ankündigte, er werde die Welt der Automobilität revolutionieren. Elon Musk hat Wort gehalten. Seine Tesla-Modelle veränderten die  Branche. Unterstützt von der berechtigten Angst vor einem irreparablen Klimawandel haben mittlerweile alle namhaften Autobauer entschieden, in Zukunft vorwiegend auf Elektroantriebe zu setzen. Der heute 51 Jahre alte Musk ist mittlerweile zumindest vorübergehend zum reichsten Menschen auf dem Erdball geworden. Aber ganz oben auf dem Berg ist die Luft sehr dünn. Sie kann das Denkvermögen beeinträchtigen und Verhaltensmuster begünstigen, die nachteilig sind für Menschen mit der Selbstwahrnehmung von Elon Musk.
 
Womöglich ist es wichtig, dies ins Kalkül zu ziehen bei der Bewertung des Falles Twitter. Den Nachrichtendienst hat Musk nach vollmundiger Ankündigung letztlich eher lieblos übernommen. Und so behandelt er ihn auch. Heute so, morgen so, mal kokettiert er mit Donald Trump, mal will er ihm schaden, Konten werden gesperrt, Konten werden entsperrt, Angestellte entlassen, und inzwischen ist Musk so verwirrt, daß er Abstimmungen auf dem Portal mit echter Demokratie verwechselt. Der Aktie des Plauderdienstes für Politiker und Journalisten tut das nicht gut. Die Anteilseigner leben in großer Sorge, daß ihre Papiere bald keinen Pfifferling mehr wert sind, wenn Musk an der Spitze des Unternehmens weiter so dilettiert.
 
Für alle anderen hat das Gewese um die Rudimentär-Informations-Plattform etwas Boulevardeskes. Sie zeigt, zu welchen intellektuellen Kapriolen wirtschaftlicher Erfolg führen kann. Dabei ist Elon Musk in seinem Gebaren selbstverständlich eine Ausnahme, die meisten Wirtschaftskapitäninnen und Wirtschaftskapitäne sind schon im eigenen Interesse darauf geeicht, zum Nutzen ihre Gesellschafter oder Anteilseigner zu wirken. Aber der Fall Twitter zeigt auch, wie schwerwiegend die Folgen sein können, wenn ein Superstar der Unternehmerschaft sein Denkmal zerstört. Es kostet Geld und Arbeitsplätze.
 

 
Der Kommentar erschien am 20. Dezemberr 2022 in der Westdeutschen Zeitung.
Übernahme des Textes mit freundlicher Erlaubnis des Autors.