Gerhard Richter am Rhein

Museum Ludwig und Museum Morsbroich stellen aus

Von Andreas Rehnolt

Andreas Rehnolt
Foto © Frank Becker
Zweimal Gerhard Richter am Rhein

Museum Ludwig in Köln zeigt abstrakte Gemälde -
Museum Morsbroich in Leverkusen
übermalte Fotografien des Künstlers




Köln/Leverkusen - Gleich zwei Museen im Rheinland präsentieren vom Wochenende an Werke des international reommierten Künstlers Gerhard Richter. Das Kölner Museum Ludwig zeigt erstmals eine umfassende Ausstellung der abstrakten Gemälde Richters aus den Jahren zwischen 1986 und 1990, ergänzt um eine Serie neuer Bilder, darunter auch die zwölf "Wald" betitelten Gemälde aus dem Jahr 2005, die nach den Worten von Museumsdirektor Kaspar König zum ersten Mal in Europa zu sehen sind. Das Museum Morsbroich in Leverkusen beschäftigt sich in seiner Schau mit dem Titel "Übermalte Fotografien" mit dem Verhältnis von Malerei und Fotografie bei Richter. Einige dieser Übermalungen übernahm der Künstler auch in sein Hauptwerk, den seit 1962 kontinuierlich fortgeführten "Atlas", hieß es am Donnerstag.

Die Ausstellung Köln versteht sich nach den Worten von Kurator Ulrich Wilmes nicht als Retrospektive der Abstrakten Gemälde Richters, sondern als Momentaufnahme einer sehr homogenen Werkphase des Künstlers. Die rund 40 gezeigten Gemälde in der Ausstellung "Gerhard Richter - Abstrakte Bilder" stammen aus europäischen und amerikanischen Privatsammlungen und Museen. Sie sind laut Wilmes Ergebnis einer "sehr geplanten Spontaneität". Richters Arbeitsweise mit "Willkür, Zufall, Einfall und Zerstörung läßt zwar einen bestimmten Bildtypus entstehen, aber nie ein vorherbestimmtes Bild", erklärt der Künstler selbst, der in seinen abstrakten Bildern erreichen will, daß der Inhalt aus der Form entsteht.

Die zum Teil sehr großen Formate hat Richter vielschichtig angelegt. Ihre Farbstrukturen trug er mit Pinseln, Rakeln und Spachteln auf, die er über die nassen Farbschichten zog, wobei neue bereits vorhandene überlagern oder aber ganz auslöschen. Immer aber bleibt bei den Bildern der Entstehungsprozeß für den Betrachter deutlich nachvollziehbar, auch wenn Richter ihn teilweise zu verschleiern versucht. Das Museum Ludwig organisiert die Ausstellung in Kooperation mit dem Haus der Kunst in München.

Mit der Ausstellung "Gerhard Richter. Übermalte Fotografien" präsentiert das Museum Morsbroich erstmals einen nahezu unbekannten Strang im Werk des weltberühmten Künstlers. Die rund 500 Arbeiten der Ausstellung aus den Jahren 1986 bis 2008 stammen fast ausnahmslos aus Privatbesitz und belegen, wie sich über einen langen Zeitraum und weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit die umfangreiche Gruppe der Fotoübermalungen zu einem faszinierenden Werkblock entwickelt hat. Richter hat die Technik der Fotoübermalung durch Zufall entdeckt. Als er Fotografien und Zeitungsausschnitte als Vorlagen für seine Ölgemälde benutzte, sind ihm während des Malens und beim Abgleich der Farbwerte immer wieder Ölfarben auf die Fotos getropft.

Die dabei entstandenen Farbeffekte und die Wechselwirkung zwischen den unterschiedlichen Medien Fotografie und Malerei haben Richter dazu angeregt, mit dieser außergewöhnlichen Kombination intensiv zu experimentieren und sie zu einer eigenständigen Werkgruppe auszubauen.
In der Regel verwendet der Künstler für seine Übermalungen handelsübliche Fotoabzüge in der Größe von 10 mal 15 Zentimetern. Die Fotos entstehen nach im Familien- und Freundeskreis, im Urlaub und auf Reisen, während der Suche nach Motiven für seine Gemälde oder einfach beim Spazierengehen.

Öffnungszeiten:
Museum Ludwig: Di-So: 10-18 Uhr - jeden 1. Freitag im Monat 10-22 Uhr
Museum Morsbrich: Di: 11-21 Uhr, Mi-So: 11-17 Uhr

Internet:
www.museenkoeln.de
www.museum-morsbroich.de


Grosse-Brockhoff lobt Museums-Zusammenarbeit zu Richter

Köln/Leverkusen
- NRW-Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff hat am Samstag die Zusammenarbeit des Kölner Museums Ludwig und Museums Morsbroich in Leverkusen in Bezug auf die dort zeitgleich stattfindenden Ausstellungen zum Werk Gerhard Richters als zukunftweisend für alle Museen an Rhein und Ruhr bezeichnet. Mit den großen Richter-Formaten im "White Cube" des Kölner Museums und den kleinen Richter-Formaten im Schloß Morsbroich bildeten beide Ausstellungen ein sich "perfekt ergänzendes Doppel", so Grosse-Brockhoff. Daß zwei Museen zeitgleich Ausstellungen zu einem Künstler präsentieren sei lobenswert und vorbildlich, weil sie die Vorhaben als gemeinsame Sache betrachteten und kooperierten. "Sich gegenseitig zu befruchten und Synergien zu nutzen sind richtige Strategien", so der CDU-Politiker.

Das Werk Gerhard Richters nannte Grosse-Brockhoff unvergleichlich. Der Künstler sei ein Meister der Abstrakten Kunst ebenso wie der Malerei nach Fotografien. Er habe fotorealistisch gemalt, abstrakte Gemälde, Wandmalereien Spiegelbilder und Skulptu­ren geschaffen. Richters Bilder seien Ausblick und Spiegel zugleich. "Durch seine Darstellung sehen wir Landschaften und Alltagsausschnitte mit anderen Augen", so der Kultur-Staatssekretär weiter.