Die erfreuliche Seite der DDR

Klaus Ender – „Schön nackt“ 2023

von Frank Becker

Ganz schön nackt
 
Die erfreuliche Seite der DDR
 
Klaus Ender (1939-2021), der sich besonders durch seine poetische Aktfotografie in der DDR einen hervorragenden Namen gemacht hat, gehört nicht nur zu den Pionieren der künstlerischen Fotografie im ostdeutschen Staat, er kann zu den führenden deutschen Fotografen mit internationalem Ruf gerechnet werden. Heute möchten wir Ihnen einen posthum erscheinenden Kalender aus der Reihe „Schön nackt – Aktfotografie in der DDR“ vorstellen, mit dem der Verlag Bild und Heimat in einer Auswahl seiner Aktfotografien überwiegend der 60er Jahre an den vor einem Jahr gestorbenen Fotografen erinnert. Bereits 2017 hatte es einen Ender-Kalender aus dieser Reihe gegeben und Anfang 2022 den Bildband „Klaus Ender – Aktfotografie 1963-2019“.

Klaus Ender wählte häufig die pittoreske Ostseelandschaft um Rügen und die unbeschwerte Freikörper-Kultur dort und an anderen schönen Plätzen der Ostsee  für seine Bilder, was der Kalender mit seiner Bildauswahl fröhlich dokumentiert. Ender gehörte in der DDR, deren totalitäre SED-Führung dem kommunistischen Staat ewigen Bestand prophezeite, zu den Unangepaßten, den widerwillig geduldeten Quer- und Freidenkern. Klaus Ender, ein schmächtiges Bürschchen, wurde Bäcker, schaffte mit Energie eine Sport-Karriere als erfolgreicher Ringer, ließ die DDR 1957 aber hinter sich, als ihm klargemacht wurde, daß er den Gesellenbrief wegen seiner Einstellung nie bekäme. Er machte in Westdeutschland die Lehre zu Ende und kehrte 1958 zurück. Unter unwürdigen Umständen arbeitete er im staatlich gesteuerten Saisongeschäft an der Ostsee, wurde Stahlarbeiter und Zellstoffkocher und fand schließlich zu dem, was sein Leben von da an bestimmen sollte: zur Fotografie.


Foto: Klaus Ender  © Art Photo Archiv Klaus Ender

Als Autodidakt und mit einfachsten Mitteln entwickelte sich der talentierte und sportliche junge Mann zunächst über die Auftragsfotografie für Kombinate zum Fotografen der Arbeitswelt und Landschaft. Über das Portrait kam er bald zur Aktfotografie, die ihm im Laufe der Jahre nicht nur einen guten Namen und viele schöne Modelle einbrachte, er fand einen festen Stand als freier Fotograf für Zeitschriften in der DDR, im sozialistischen und sogar im kapitalistischen Ausland. Bekannt wurde er vor allem durch seine Veröffentlichungen im „Magazin“ und „Eulenspiegel“, die wegen ihrer Akte sehr begehrt und in der DDR „Bückware“ waren. Als Initiator der Ausstellungsreihe „Akt & Landschaft“ erwarb Klaus Ender ab 1975 internationale Meriten. Doch wegen des Griffs der Stasi, die ihn zur Mitarbeit als IM erpreßte, nutzte er schließlich die Doppelstaatsbürgerschaft, die er durch seinen österreichischen leiblichen Vater besaß, um mit seiner zweiten Ehefrau Gabi legal nach Österreich auszuwandern. Das Leben dort und später auch in Westdeutschland war zwar freier, nicht aber leichter.


Foto: Klaus Ender  © Art Photo Archiv Klaus Ender

Als die DDR 1989 unter dem Druck des Volkes ihre Grenzen öffnete, ging Klaus Ender zurück in die Heimat, nach Rügen, wo er bis zu seinem Tod im vergangenen Jahr mit seiner Gabi lebte. Sie verwaltet nun sein fotografisches Erbe.
 
Klaus Ender – „Schön nackt“ 2023
Aktfotografie in der DDR
© 2022 BEBUG mbH / Bild und Heimat, 13 Blatt 21 x 29,5 cm, Spiralbindung – ISBN: 978-3-7310-1233-7
9,99 €
 
Weitere Informationen: www.bild-und-heimat.de