Schrottkompetenz

von Detlef Färber

Detlef Färber - Foto © Silvio Kison
Schrottkompetenz
 
Was man alles draufhaben kann! Oder müßte? Es gibt Sachkompetenz, Grundkompetenz, Sozialkompetenz und sogar Möbelkompetenz. Und noch zigtausend andere von dieser Sorte. Hinzukommen kann dann noch je eine Inkompetenz in gleicher Sache: Möbel-Inkompetenz etwa, in Gestalt von Gelsenkirchener Barock & Co. Doch jetzt gibt's noch was in der Art: Schrottkompetenz. Das Wort steht auf dem Schild eines Altmetallhändlers. Der kann bestimmt mit verbundenen Augen Schrott von all den feineren Blechen unterscheiden. Zum Beispiel, wenn mal wieder ein Kunde mit sehr viel Buntmetall zu ihm kommt. Das ist kein Schrott, das sind nagelneue Kupfer-Dachrinnen und Kupferkabel, würde der Händler dann zu diesem Kunden sagen - und: Mann, schaff das ganz schnell wieder dahin zurück, wo dus geklaut hast! Wäre so was Schrottkompetenz? Zumindest wär's zu schön, um wahr zu sein.
       Einen Hauch von diesem ganz speziellen Metallgefühl hab' ich, glaube ich, neuerdings auch selber. Als es bei mir neulich - beim Reinfahren in eine ganz enge Tiefgarage - am Betonpfeiler wieder gescheppert hat, war zum Glück nur mein linker Außenspiegel lädiert: Und, noch mehr Glück, ausgerechnet der Spiegel, der vorher schon kaputt war: Also ein glasklarer Fall von Schrottkompetenz! Schön, aber was fang' ich sonst im Leben an mit diesem schönen neuen Potenzial?
       Schrottkompetenz kann auch Leuten helfen, die sich öfter lange Reden anhören müssen: So zum Beispiel wieder mir. Falls ich es dann hinkriege, den Wortschwall vom Pult gedanklich auf seinen Materialwert abzuklopfen! Das geht ganz leicht: Klingen die Worte hohl, dann wird da vorn zweifellos Blech geredet. Oder gleich richtig Schrott erzählt! Und damit tun sich klare Alternativen auf: Entweder augenblicklich in Tiefschlaf fallen oder nach Fluchtwegen suchen!
       Aber selbst diesen Blech-Rednern könnte so was wie Schrottkompetenz enorm hilfreich sein - und ihnen im Idealfall sogar dazu verhelfen, künftig eisern zu schweigen.
 
 

© Detlef Färber