Warndreieck fürs Handy

von Detlef Färber

Detlef Färber - Foto © Silvio Kison
Warndreieck fürs Handy
 
Na hallo, wer sind wir denn da vorn? Ein Mädel kommt mir auf dem Gehweg entgegen: So Mitte zwanzig und ein richtiger Hingucker. Sie gestikuliert wie wild und redet und redet. Bloß mit wem? Ach, so jung und schon so durchgedreht!, denk' ich. Ja, denk' ich wirklich, bis es selbst mir wieder einfällt, daß die Kleine einen Telefonknopf - und damit vermutlich einen Mann im Ohr hat. Einen, dem sie gerade die Hölle heiß macht, wie´s scheint. Da möchte man dem Unsichtbaren doch gleich alle verfügbaren Daumen drücken. Daumen drücken dahingehend, daß dieses Maß an weiblichem Temperament ihn wenigstens abends angemessen entschädigen möge. Entschädigen dafür, daß er sich so eine Nervensäge aufgehalst hat.
Zu gern würd' ich dem niedlichen Scheusal noch eine Weile nachschauen, aber da ...? Knallt's schon. Trottel, paß doch auf! - hör' ich mich schimpfen, während sich der Typ, der mich eben fast über den Haufen gerannt hat, entschuldigt. Hat auch allen Grund dazu, schließlich hat er beim Geradeauslaufen nicht nach vorn geguckt. Mein Handy, sagt er schulterzuckend und zeigt auf sein Smartphone, auf dem er ununterbrochen rumwischt. Als wäre das ein Universal-Alibi!
Wird Zeit, daß da endlich mal ein Gesetz kommt: Schutzhelmpflicht am Handy zum Beispiel. Oder, daß jeder Smartphone-Besitzer außer Haus immer ein Warndreieck vor sich hertragen muß! Damit sich unsereins wieder gefahrlos den Hals verrenken kann. Denn zu gucken gibt´s ja zum Glück genug, jetzt im Frühling: Rundum und offline!
 

© Detlef Färber