Interessantes aus unseren Parallelgesellschaften

Aus dem Tagebuch

von Wolfgang Nitschke

Wolfgang Nitschke - © Manfred Linke / laif
Interessantes aus unseren Parallelgesellschaften
oder
Von untertänigsten Bücklingen
 
Von Wolfgang Nitschke

13.2.22
Interessantes aus unseren Parallelgesellschaften
Die Schüler eines Gymnasiums in Siegburg erhielten im Philosophie­unterricht folgende realpolitische Aufgabe:
„Ein türkischer Familienvater in Deutschland verheiratet seine Tochter ohne deren Einverständnis mit dem Sohn seines Bruders, um diesem eine Aufenthaltserlaubnis für Deutschland und damit eine Existenz zu sichern.
Besprich die Situation mit deiner/m Tischnachbarin/Tischnachbarn. Welche Konflikte seht ihr darin?“
Wenige Tage später erreichte die Schule ein Shitstorm, der sich gewaschen hatte. Die halbe Türkei stand auf der Matte und faselte was von Rassismus und rechtsradikalem Vokabular. Und was macht daraufhin die Schulleitung? Sie entschuldigt sich dafür, möglicher­weise irgendwelche Gefühle verletzt zu haben.
Oh, Allah, wir gehen lustigen Zeiten entgegen.
 
16.2.22
Rien ne va plus
200 Jahre nach der Französischen Revolution werden hier wieder die Karten neu gemischt. Und es ist nicht die letzte Runde im ge­meinsamen Vernichtungsfeldzug gegen das kritische Bewußtsein. Sie werden dabei sogar immer erfolgreicher.
Nachdem ein klassischer Scheißesturm wegen angeblichem Rass­is­mus und antimuslimischen Vorurteilen über das Siegburger Gymna­sium hinweggefegt war (siehe Tagebucheintrag vom 13. Februar), hatten die Schulleitung, die Landesregierung NRW und der Schul­buchverlag Cornelsen nichts Eiligeres zu tun, als sich tausendfach zu ent­schuldigen und den devoten Bückling zu machen, um so un­ter­tänigst dem regierenden Arschloch von Erdogan zu huldigen.
Aber was soll's. Wat willste machen?
Mir fehlt nur für die Nummer hier noch die Pointe. Irgendwann fällt einem zu diesen immergleichen Macho-Spielen auch einfach nix mehr ein.
Es sei denn, Sie nehmen die Tatsache, daß der Solinger Anwalt Fatih Zingal, der sich so liebevoll und engagiert der armen, von Rassismus gebeutelten Schüler mit „türkisch stämmigen Wur­zeln“ angenommen hatte, daß dieser muslimische Vogel früher stellvertretender Vorsitzender der „Union Europäisch-Türkischer Demokraten“ war, einer Lobby-Organisation der AKP, der Regie­rungs­partei von Recep Tayyip Erdogan.
Aber vielleicht ist das alles ja auch gar nicht so ähm hähähä … superwitzig. Na ja, und diesen ominösen Allah zu fragen, hat wahr­scheinlich - wie ich annehme - auch wenig Sinn.