Sinnbetörend und geradezu fröhlich

„Max Bill Global“ – Ein Künstler als Brückenbauer

von Sabine Kaufmann

Sinnbetörend und geradezu fröhlich
 
Eine Ausstellung zum Lebenswerk
Des Universalkünstlers Max Bill
 
Gewiß sind auch Sie, verehrte Leserin, schon einmal der Formen- oder Farbensprache des weltweit anerkannten Schweizer Künstlers und Designers Max Bill (1908-1994) begegnet – ob im graphischen, im plastischen, im kunstgewerblichen oder im Bereich der Werbegraphik. Sie könnten auf einem von ihm entworfenen Stuhl gesessen, haben, im Design-Studium seine theoretischen Schriften gelesen, in Museen seine bestechenden Form-Elemente und mutigen Farbflächen gesehen haben oder durch Max Bills Plakate auf Ausstellungen der Zürcher Kunsthalle oder das Kunstmuseum Basel aufmerksam gemacht worden sein.
Dem universell interessierten Künstler und Architekten, seinem Werk und seinen Einflüssen sowie den internationalen Wechselwirkungen zwischen seinem Werk und dem anderer Künstler widmet derzeit und noch bis zum 9. Januar 2022 das Zentrum Paul Klee in Bern eine umfassende Ausstellung.
 
Gezeigt werden dort nicht nur seine phantastischen, ja anmutigen Formfindungen in Draht, Blech, Metall, Holz und Stein sowie Kombinationen aus allem aus sieben Jahrzehnten und  dazu seine aufregenden, geradezu poetischen farbigen Flächen-Experimente. Die Kuratorinnen Nina Zimmer und Fabienne Eggelhöfer haben zur Begleitung Max Bills verdienstvoll eine Vielzahl von Arbeiten korrespondierender Zeitgenossen, Brüder und Schwestern im Geiste Bills, Vordenker und Epigonen „eingeladen“. Entstanden ist eine unerhört inspirierende, im wahrsten Wortsinn schöne Ausstellung, sinnbetörend und geradezu fröhlich – denn genau das macht die Kunst der Berner Ausstellung mit den Betrachtern.
 

Max Bill, reflexe aus dunkel und hell , 1975. Öl auf Leinwand, 120 x 120 cm. max bill georges vantongerloo
stiftung, haus bill zumikon, angela thomas und erich schmid, Courtesy Hauser & Wirth © Angela Thomas
Schmid/2021 ProLitteris, Zürich


Max Bill, kern aus doppelungen, 1968. Messing, vergoldet, 50 x 60 x 50 cm. Kunstmuseum Bern,
Anne-Marie und Victor Loeb-Stiftung, Bern © 2021, ProLitteris, Zurich

Zu sehen sind u.v.a. Arbeiten von Paul Klee, Lidy Prati, Richard Paul Lohse, Fritz Glarner, Mary Vieira, Lygia Clark, Donald Judd, Josef Albers, László Moholy-Nagy, Etienne Bothy, Sophie Taeuber-Arp und Hans Arp. Max Bill war als weltweit vernetzter Universalkünstler für viele eine Schlüsselfigur in der europäischen Moderne. Sein Erbe wirkt fort. In nach Epochen geordneten Aufsätzen von Fabienne Eggelhöfer, Nina Zimmer, Myriam Dösegger, Angela Thomas Schmid, Guitemie Maldonado, Heloisa Espada, Maria Amalia Garcia und Lynn Zelevansky sowie informativen Zwischentiteln gibt das hervorragende Katalogbuch eine kundige Einführung Max Bills Leben, Arbeit, Welt und Wirken in Europa, Süd- und Nordamerika. Sehr zu empfehlen.
 

Max Bill, Plakat Wohnbedarf Paul Matzinger Basel, 1932. Linoldruck, 127,5 x 91 cm.
Zürcher Hochschule der Künste / Museum für Gestaltung Zürich / Plakatsammlung
© 2021, ProLitteris, Zurich

„Max Bill Global“ – Ein Künstler als Brückenbauer
Herausgegeben von Fabienne Eggelhöfer und Nina Zimmer
- Katalog zur Ausstellung im Zentrum Paul Klee -
© 2021 Scheidegger & Spiess / In Zusammenarbeit mit dem Zentrum Paul Klee, Bern
256 Seiten, Broschur mit Fadenheftung, 22 x 28 cm, 153 farbige und 37 s/w Abbildungen - ISBN 978-3-85881-697-9
49,- sFr | 48,- €

Weitere Informationen: www.scheidegger-spiess.ch