Ein Lebensentwurf

Lana Atakisieva – „Nachtschicht in Neukölln. Eine Polizistin erzählt“

von Frank Becker

Ein Lebensentwurf
 
Aus dem Alltag einer jungen Berliner Polizistin
 
 
„Polizistin wollte ich werden, weil man so viel Unterschiedliches
mit Menschen erlebt. Und weil ich was ändern will auf dieser Welt.“
Lana Atakisieva
 
Als Mädchen von fünfzehn Jahren, also mitten in der intensivsten Phase der Selbstfindung auf der Stufen vom Kind zur Frau, kam Lana Atakisieva mit ihrer Schwester Sevana ihrer Mutter, die in Deutschland ärztliche Hilfe suchte, aus Aserbaidschan nach Berlin. Es sollte ein Neuanfang für die ganze Familie werden, denn auch der Vater kam nach, um hier eine neue Existenz aufzubauen. Ohne Deutschkenntnisse wurden die Mädchen in eine kulturell fremde Welt verpflanzt, in ein gänzlich unterschiedliches Schulsystem und in eine völlig anders strukturierte Gesellschaft. Die Eltern taten sich naturgemäß wesentlich schwerer in dieser neuen Lebenswelt, die Mädchen aber, voran Lana, begriffen schnell, daß Wissen der Weg zur erfolgreichen Assimilation ist – und sie lernten sich zu behaupten und durchzusetzen.
 
Lana Atakisieva, mittlerweile 33 Jahre alt und Polizeioberkommissarin in Berlin, hat ihren Weg gemacht: Aufbauschule, Gymnasium, Abitur mit 22, schließlich gegen den Willen und die Vorurteile der konservativen Eltern (als Frau!) Studium des gehoben Polizeidienstes an der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin, Praktikum im Miami/USA, Masterarbeit zum naheliegenden Thema Migranten in der Berliner Polizei: Motivation und Hemmnisse von Bewerbern mit Migrationshintergrund. Über ihr Leben und die bisherigen Berufserfahrungen im Streifendienst hat die junge Frau nun ein Buch geschrieben, das einfühlsam ihren erstaunlichen Weg und die Steine, die darauf lagen – und noch liegen, notabene – beschreibt: „Nachtschicht in Neukölln“. In abwechselnden Kapiteln verfolgt der Leser die private Entwicklung der Autorin, aus der sie bemerkenswert offen erzählt und ihre Ausbildung samt dem folgenden Polizeialltag.

Auch jemand, der nicht mit dem schwierigen Alltag einer Polizistin vertraut ist, wird aus den Einsatzbeschreibungen von Lana Atakisieva begreifen, welchen Vorurteilen, welchem Haß und welcher Mißachtung Polizeibeamte heutzutage in der juristisch weichgespülten, doch immer härter werdenden Welt voller Menschen, die keinen Respekt vor dem Gesetz, vor Polizisten, vor allem nicht vor Polizistinnen haben, zumal, wenn diese dem Aussehen nach keine deutschen Wurzeln haben. Wenn man bei der Lektüre genau hinschaut wird deutlich, daß ihr die größte, häßlichste Mißachtung von Einwanderern, viele davon Asylbewerber, aus Südosteuropa und der arabisch-türkischen Welt entgegenschlägt..
Lana Atakisievas Einsätze im Funkwagen-Schichtdienst konfrontieren sie mit jungen muslimischen Frauen, die ihre Beziehungen aus Angst vor den religiösen Eltern verzweifelt geheim halten, mit türkischen Machos und Jugendlichen, die Gangster als Berufsziel haben, mit betrunkenen Schlägern und Messerstechern. Es ist, mit Verlaub, ein Scheißjob, der von der Gesellschaft weder angemessen anerkannt, noch vom Staat angemessen honoriert wird. Jeder Polizist, jede Polizistin, die dennoch weitermacht, verdient größten Respekt. Und es wird, soviel ist abzusehen, nicht besser werden, solange arabische / türkische Clans und andere Kriminelle, Einwanderer, die sich nicht einen Deut an die Kultur ihres Gastlandes halten und weitere, die es sich auf Kosten der Gesellschaft und der diese verteidigenden Polizei gut gehen lassen, nicht durch Recht und Gesetz in ihre Schranken gewiesen werden.
Wer das Buch der Polizistin Tania Kambouri „Deutschland im Blaulicht“ (Piper Verlag, 2015) gelesen hat, sieht sich mehrfach bestätigt. Lesenswert.
 
Lana Atakisieva – „Nachtschicht in Neukölln. Eine Polizistin erzählt“
Sachbuch
© 2021 hanserblau, 207 Seiten, Klappenbroschur – ISBN: 978-3-446-27114-2
18,- €
Weitere Informationen: www.hanser-literaturverlage.de