Lalaschet und Reizdarm

Aus dem Tagebuch

von Wolfgang Nitschke

Wolfgang Nitschke - © Manfred Linke / laif
Lalaschet und Reizdarm

(Was wirklich zählt auf dieser Welt ...)
 
18.7.21
Zapp-zapp und weg
‚web.de‘, das interessante Internetorgan für den wirklich aller­letzten Scheiß, berichtet:
„Dem ARD-Nachrichtersprecher Jens Riewa passierte während einer Live-Sendung ein peinlicher Fauxpas. Er verwechselte Kanzlerkandi­dat Armin Laschet mehrfach mit der Flutkatastrophe namens ‚Bernd‘.“
Geht mir am Arsch vorbei. Wegen mir kann der den auch ‚Bernd, das Brot‘ nennen.
 
19.7.21
„Neues ZDF-‘heute‘-Studio enttäuscht die Zuschauer“
„Das Zweite Deutsche Fernsehen hat allen seinen Nachrichten­sendungen“, wie t-online berichtet, „einen neuen Look verpaßt.“
Einen neuen Look! Vastehen se? Einen neuen Look. Was immer das auch sein soll. Ein Look. 10 Jahre lang haben die sog. „Designer“ vom ZDF an diesem post-urbanen, neuen looki-lucky-looki-Look herumdesignert und sich blöd gebra­selt, und nun stellt sich nach den ersten Sendungen raus, daß aber die meisten ZDF-Konsum­enten den neuen Looki-lucky-looki-Look auf gut Deutsch scheiße finden. Zumindest ist wohl die Mehrheit total enttäuscht. Über diesen neuen Look.
Aber ich bin es auch. Ich bin total enttäuscht über den neuen Look. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie enttäuscht ich bin. Der neue Look ist für mich die totale Enttäuschung. Ich bin in meinem Leben noch nie so enttäuscht worden wie von diesem neuen Look. Das ist für mich auch kein neuer Look! Das ist vielmehr eine Riesenenttäu­schung. Dieser Look. Und ich kenne noch so einige, die sagen auch: Der neue looki-Look? Was soll denn da an dem neuen looki-Look jetzt so besonders neu sein? Ich kann Ihnen sagen, was an dem neuen Dingsda looki-Look angeblich so neu sein soll! Nämlich gar nix! So ist das! Sie, die hohen Herren von dem ZDF, die wollen das wahr­schein­lich nicht gern hören, daß wir alle so enttäuscht sind von dem neuen Look. Aber ... aber ...aber das wird man in diesem Lande ja wohl noch sagen dürfen!
 
20.7.21
Merkel in Bad Münstereifel
Mein Gott! Bei dem, was nach der kommen wird ... da übermannen mich alten liberalen Linksradikalen aber jetzt schon die nostalgi­schen Gefühle.
 
21.7.21
Muß auch mal sein!
Da düsen 3 intercontinental komplett überflüssige Milliardäre als Touris für 10 Minuten und nix und wieder nix ins Weltall, und, anstatt weiter zu brettern to the dark side of the moon oder wie der Franzose zu sagen pflegt jusqu‘au cul du monde, wohin sie schon immer gehörten, schiffen sie mit steifem Mast zurück ins trau­rige Elend „Mutter Erde“ und werden von der nicht min­der geistig minder bemittelten Welt­presse als Weltenretter vergöttert und bejubelt als Visionäre eines zukünftigen friedli­chen, paradiesi­schen Lillyfee-Universums.
Eine angenehme Ausnahme in diesem anscheinend endlosen Meer aus Dummheit, Dünkel, Dämlichkeit und Dreck erscheinen da die aus der Reihe tanzenden kritischen Worte von Frau Anna Schughart im ‚Kölner Stadtan­zeiger‘ von heute. Hätte man - wie man so sagt - unserem rheinischen Blättschen in diesen doch arg aus den Fugen geratenen Zeitläuften gar nich mehr zugetraut. Deshalb vielen Dank noch­mals! Weil - wie oben schon erwähnt: Muß auch mal sein.
Ich selber hätte allerdings nicht so ein Aufhebens drum gemacht, sondern der Redaktion als Kommentarangebot vielleicht eher ein leeres, weißes Blatt Papier, 7 x 10 cm groß, mit 3 winzigen, ver­streuten, einem original Fliegenschiß nicht unähnlichen Pünktchen, abgeliefert, und statt einer Ansammlung ausgesucht wohl­feiler Wörter nur versehen mit der Fußnote
„3 singuläre Ego-Arschlöcher auf ihrem Weg ins ewige Nichts“
Aber auch das wär mir, wo ich's jetzt grad getippt vor mir sehe, dann schon wieder fast zu viel gewesen.
Ach, is sowieso schnurzi-schnuppi.
 
22.7.21
Das Gute an Arminius Lalaschet
Ganz kurz:
Das Gute an Arminius Lalaschet ist, daß er nich so ein guter Staats­schauspieler ist wie der Gummistiefelwahlkampf-Erfinder Gerhard Schröder. Wenn Lalaschet jetzt bei einer Rede in den Trümmern des Jahrhun­dert­unwetters vor der gebeutelten Bevölkerung urplötzlich grün anläuft und eigenhändig einen neuen Garten Eden herbeibeten will, ahnt ja jede Taube mitm Krückstock, wie es um das Innenleben seiner Braunkohlenrübe bestellt ist und wie groß das Loch da drin schon sein muß.
Mein Vater hat immer gesagt:
„Wieso Tempo 130? Wenn ich mit 180 über die A3 fahre, bin ich doch viel schneller an den Bäumen vorbei. Is doch viel besser so.“
Und genau so 'n feiner Meisterdenker ist der Lalaschet. Ich geb's Ihnen auch gerne schriftlich.
 
23.7.21
Systemrelevante Dauerbelästigung aus Funk und Fääärrnseeeeen
Sonnenstrahlen durchbrechen märchenhaft die Baumkronen und ver­breiten in der heimeligen Waldlichtung eine verwunschene Oberkitschatmosphäre. Ein Klavier klimpert aus dem Off harmoni­sche Weisen, eine Hand streichelt sanft über saftig weiches Moos und ein bunter Tagfalter flattert - erkennbar etwas übertrieben ungeschickt in die Szene reindigitalisiert - lustig im Schaukelfluge ein plätscherndes Bächlein entlang ins Irgendwo dahin. Und eine rauchige, auf notgeil-naiv getrimmte junge Frauenstimme haucht uns die passende Reklame­kitschprosa Güteklasse A in die allseits offenen Ohren:
„Vilsa,
das Biomineralwasser ist jetzt auch klimapositiv
Weil wir der Natur mehr zurückgeben
als wir von ihr geschenkt bekommen
Spür die Natur
Vilsa klimapositiv
Deine Luft ist mein Atem
Deine Sonne ist meine Wärme
Dein Wind ist mein Antrieb
Dein Boden ist mein Weg
Spür die Natur
Vilsa, das reine Wunder der Natur“

Nur „Kijimea Reizdarm PRO“ mit seinen unerträglichen „Kijimea Reizdarm PRO“-Schauspielern und ihren Furzproblemen und der Trigema-Klamotten-Fritze mit seinem Affen und der deutschnatio­nalen Voll­schramme gingen mir in letzter Zeit mehr auf die Eier.
(So, das hätten wa auch abgehandelt.)
 
 
Wolfgang Nitschke

Redaktion: Frank Becker