Die Zeit macht nur vorm Teufel Halt!

Aus dem Tagebuch

von Wolfgang Nitschke

Wolfgang Nitschke - © Manfred Linke / laif
Die Zeit macht nur vorm Teufel Halt!

oder

Marxistisches Tabernakel-Theater
 
 
1.6.21
Müßte man was nachtragen?
Zwei, drei Dinger schon:
Die Flugzeugkaperung auf Geheiß des lupenreinen Knallkameraden Lukaschenko, die schwindelerregende Aufholjagd von Schwerge­wicht Laschet im Rennen um den Kanzlerthron und natürlich der unsterbliche Mein J. Spahn mit seinem Satz:
„Jeder, der die Pandemie nutzt, um sich kriminell zu bereichern, sollte sich schämen.“
 
 
2.6.21
CDU auf gutem Weg in die Selbstzerbröselung
Früher, in der guten, alten Zeit, saßen se noch alle beisammen um den einen großen, runden Volksstammtisch. Doch seit Merkel keine Lust mehr auf Domina-Spiele hat, macht in dem Verein jeder, was er will, und innerhalb dessen seinen eigenen Laden auf (siehe u.a. Laschet, Merz, Röttgen & Co). Allerdings muckt auch immer wieder außerhalb des Vereins eine christliche Querulanten­fraktion rum, die sog. „Werteunion“, quasi eine christdemokratische Pseudo-Apo, seit Jahren leicht angeschimmelt, aber quicklebendig mit ausgeprägtem Hang zu noch älteren Zeiten.
Und diese außerparlamentarische Stinkdrüsentruppe hat sich nun am Wochenende als neuen Führer ein markantes CDU-Mitglied aus­erkoren, den adipösen Adi-Sympi Maxe Otte, ein Mannsbild von einem Schwei­neschnitzel aus den 50ern des letzten Jahrhunderts mit einem ver­mutlich ebensolchen IQ. Ob sich nun diese Werte­union zu einem respektablen Fliegenschiß der CDU-Geschichte auswachsen oder irgendwann von der parteiinternen Müllabfuhr geschluckt wird oder wat auch immer … man wird sehen. Laschet jedenfalls – so hat er sich – sagen wa mal – geäußert, will sich mit diesen Leuten auf gar keinen Fall unterhalten.
Tja. Schade eigentlich. Er könnte dabei so einiges an Gemeinsam­keiten entdecken.
 
3.6.21
Achtung, Wanderwitz
‚t-online‘ wie auch alle andern berichten:
„Ein Teil ostdeutscher Wähler sei für die Demokratie verloren – das hat der Ostbeauftragte Marco Wanderwitz kürzlich gesagt. ‚Wir ha­ben es mit Menschen zu tun, die teilweise in einer Form diktatur­sozialisiert sind, daß sie auch nach 30 Jahren nicht in der Demokra­tie angekommen sind.‘
Nicht nur die Kanzlerin hat sich dem nun entgegengestellt. Kritik an der Aussage von Wanderwitz kam auch von zahlreichen anderen Po­litikern.“
Der Witz dabei ist nicht, pardon, der Wanderwitz. Selbst wenn man all die Alt- und Neonazis der dortigen Landschaft abzieht und sich nur den kümmerlichen Restbestand anguckt, der nun mit vereinter Kraft und Freude wie die beleidigten Leberwürstchen auf den Wan­derwitz eindrischt, ein Volk, verwurzelt in einer dünn besiedelten, völlig sinnlosen Jwd-Gegend, die sich heute noch ungerührt „Mittel­deutschland“ nennt, kommt man nicht umhin, die Wanderwitz-Ana­lyse dahingehend zu erweitern, sogar noch die Hoffnung auf die biologische Lösung ad acta zu legen.
Aber wer hätte schon den Mut dazu? Hoffnungslosigkeit gilt ja heute bereits längst als Sakrileg. Da hilft es auch nix, sich Wanderwitz zu nennen.
 
4.6.21
Gestern war ‚Fronleichnam‘
Wir schreiben das Jahr 2021 n.u.Z. und so war der gestrige Tag in allen katholischen Ländereien ein gesetzlicher Feiertag … wegen … äh … wegen was? Wegen 'Fronleichnam' - im Jahre 2021 n.u.Z..
Und Wikipedia, der Erklärbär ist so freundlich und sagt:
„Das Fronleichnamsfest (Sollemnitas Sanctissimi Corporis et Sangu­inis Christi ‚Fest des allerheiligsten Leibes und Blutes Christi‘) ist ein Hochfest im Kirchenjahr der katholischen Kirche, mit dem die bleibende Gegenwart Jesu Christi im Sakrament der Eucharistie gefeiert wird.“
Danke, danke, Herr Erklärbär!
Na, prima, jetzt wissen wa mehr.
Nur ‘s glauben fällt mir schwer.
Im Jahre 2021 n.u.Z.

***
Kurz und schmerzlos

Während Franziska Giffey, wegen Plagiatsvorwürfen von ihrem Pos­ten als Bundesfamilienministerin weggetreten, weiter als Berliner SPD-Spitzenkraft zu noch schwindelerregenderen Höhen strebt, kämpft ihr seit geraumer Zeit in der Vorruhestand gezwungener Ehemann mit Betrugsermitt­lungen. Der Mediziner fehlte während seines Dienstes bei einer Berliner Landesbehörde 151 Stunden lang unentschuldigt. Den Beamtenstatus hat er bereits verloren, eine Verurteilung muß er jedoch nicht mehr befürchten. So die bemer­kenswert unparteiische Berliner Presse.
Det scheint mir auch so ne Art hl. Familie zu sein.
 
5.6.21
„Ich empfinde
meine persönliche Schuld und Mitverantwortung
auch durch Schweigen und Versäumnisse“
Und ich weiß zwar nicht, was soll es bedeuten, und is ja auch recht nett von dir, aber erst mal n bißchen Klartext:
Von 2001 bis 2006 hat er als Bischof von Trier haargenau dieselbe Mißbrauchsvertuschungsnummer rumexorziert und durchgezogen wie sein nicht ganz so eloquent-redundant-schmierlappiger Kanzel­bruder Rainer Maria Woelki, nur mit dem für den außerirdischen Betrieb unwesentlichen Minimal-Unterschied, daß die besagten Vorfälle zum damaligen Zeitpunkt „leider, leider Gottes“ schon verjährt waren.
Jetzt, im rüstigen Rentenalter, trommelt der bijotte, selbsternann­te Menschenfischer und Genußakrobat Käpt‘n Iglu frohgemut die Weltpresse vor seinen fetten Tabernakel und serviert dem baß­erstaunten Publikum eine singuläre „Mega mea-mea-culpa“-Oper mit Posaunen, Zwiebeln und Trompeten, die sich aber mit so ziem­lich allen populistischen Weihwassern gewaschen hat.
Er hatte damals gelogen, daß sich die Kapellenbalken bogen, unser metaphysischer Soziallehren-Marxologe, und ebenso knirscht es heute gewaltig im Gebälk, wenn er als kleiner Einzelheinz und gelernter Symbolist die ach so furchtbare Last der „Verantwortung für das institutio­nelle und systemische Versagen“ seiner feinen Truppe ganz mutterseelenalein auf seine armen Schultern schultern tut - wie seinerzeit sein großes Vorbild, der Juppi anner Laat.
Meine Hochachtung.
Der ‚Kölner Stadtanzeiger‘ übertitelt diese feiste Komödie aus dem Ohnesorg-Theater ohne Ironie mit den Worten:
„Kardinal Marx bietet den Rücktritt an“
Ja, so sieht der auch aus: Der Mann steht am Abgrund und bietet den Rücktritt an! Anstatt einen Schritt nach vorn zu schreiten. Denn genau so macht das ein Mann von Ehre und aus altem Schrott und Doppelkorn.
Nicht umsonst heißt es in einem der billigsten Schlager dieser Welt:
„Die Zeit macht nur vorm Teufel Halt!“
Und daß es gar keinen Teufel gibt, wissen diese Jungs ja nun am allerbesten.
 
 
 
Wolfgang Nitschke

Redaktion: Frank Becker