Leinen los!

Mit dem Hausboot auf Irlands Wasserstraßen

von Frank Becker

Freie Fahrt! - Foto © Frank Becker
Leinen los!

Die Grüne Insel
mit dem Hausboot "erfahren" -
ein Erlebnis der besonderen Art
 

Es hat sich herumgesprochen, wie schön es ist, durch Irland zu schippern – folglich machen es Familien in den Ferien, Kegelfreunde und Klub-Kameraden, um die Vereinskasse sinnvoll auszugeben, aber auch Firmen zur Förderung des Zusammenhalts der Belegschaft eine Hausboot-Tour auf irischen Gewässern. Ein gutes Rezept, denn schnell wird auf einem Boot auch eine zusammengewürfelte Besatzung zur verschworenen Gemeinschaft; geteilte Aufgaben, die Freude am Natur-Erlebnis, Landausflüge und die Mahlzeiten an Bord schweißen zusammen. Der ideale Plan für Paare ist es zudem, nur zu zweit und ohne Pflichten einmal richtig weit weg von aller Alltagslast zu sein. Warum Irland? Da gibt es viele Gründe. Ein ganz wichtiger ist dabei die Länge der schiffbaren Wasserstraßen, die ausschließlich dem privaten Verkehr (ohne Frachtschiffahrt!) zur Verfügung stehen: rund 750 Kilometer sind es – genug, um bei gemütlichen Tagesetappen zwischen 30 und 40 km bis zu drei Wochen unterwegs zu sein.
 
Für jeden das Richtige

Man bucht, das ist am bequemsten, eine Tour über einen Reiseveranstalter, denn
die Angebote

Magnifique 2 - Foto © Frank Becker
der Veranstalter für Bootsurlaub in Irland schließen in der Regel die Anreise (per Flug oder Fähre) und die Transfers zu den Marinas mit ein. Meist sind diese Pauschalangebote günstiger als die Summe mehrerer Buchungen der einzelnen Leistungen.
Boote gibt es in jeder Größe und für jeden Bedarf, von der gemütlichen Nußschale bis zum Luxus-Kabinenkreuzer. Die schnittigen Schiffe sind 8 bis 15 Meter lang und bieten je nach Größe bis zu 8 Personen Platz, in Ausnahmen auch bis zu 10 Personen. Man sollte aber, um ausreichend „Luft“ zu haben, ein Wohnboot mieten, das zwei Schlafplätze mehr hat, als die Gruppe benötigt. Alle Boote sind mit Toilette, Dusche und Küche – und diese mit ausreichend Geschirr, Töpfen, Pfannen etc. ausgestattet. Bettzeug und Handtücher sind ebenfalls an Bord. Viele Bootstouristen nehmen auch Fahrräder für Landausflüge mit, und nicht wenige haben eine Golfausrüstung dabei - denn schöne Golfplätze gibt es entlang der Strecken in großer Zahl.
 
Achterknoten und Klampe

Der seemännische Befehl „Leinen los!“ gilt zunächst einmal dem Besatzungsmitglied, das die

In der Schleuse - Foto © Cindy Gramsch
Aufgabe hat, die Achterknoten an der Klampe zu lösen und die Leinen loszumachen, mit denen das Hausboot, das nun für die kommenden Tage oder Wochen Heimstatt und Transportmittel auf dem Lauf des River Shannon und seinen Seen sein wird, noch am Anleger festgemacht ist. Das klingt jetzt mächtig fachmännisch und der Laie mag denken: Mensch, ob ich das auch könnte? Doch getrost: diese Zeilen schreibt ein solcher Laie mit zwei linken Händen, der auch durch zwei Bootstouren auf dem Shannon, dem River Erne und den Kanälen dazwischen noch längst nicht zum Seemann geworden ist. Daß ich auch immer noch gerne „Schnur“ statt „Leine“, „rechts und links“ statt „steuerbord und backbord“ oder „vorn und hinten“ statt „Bug und Achtern“ sage, tut dem Vergnügen dabei nicht im geringsten Abbruch. Eins aber habe ich schnell begriffen: daß nichts schwer ist und daß jeder die Handhabung eines solchen Bootes, das Festmachen und die Bedienung der einfachen Technik leicht lernen kann. Und jeder an Bord kommt mal dran.

Für alles ist gesorgt

Doch vor das Bootfahren hat der Organisationsplan – man braucht zu Vorbereitung unbedingt einen!

Brücke voraus - kein Problem!  - Foto © Frank Becker
– einen Crash-Kurs für die Kanal- und Flußschiffahrt (gibt ein Fachmann des Charter-Veranstalters dort, wo man das Boot übernimmt, in meinem Fall „Emerald Star/le boat“) sowie den Einkauf der Bordverpflegung gestellt. An beidem sollte die ganze Crew beteiligt sein, denn schließlich will ja a) jeder an Bord mal das Schifflein steuern. Geradeaus ist sowieso leicht, Kurven wollen ein wenig geübt sein, das Anlegen, Wenden und Einfahren in eine Schleuse verlangt schon etwas mehr Fingerspitzengefühl. Aber das sollte niemandem Angst machen. Jeder (s.o.) lernt es so leicht wie das Fahrradfahren. Vor der Geschwindigkeit muß sich niemand fürchten, die Motoren der schnittigen Boote sind gedrosselt und wenn´s mal etwas enger wird: die Boote haben Puffer – außen angebracht. Die heißen Fender und schützen bei kleinen Ungeschicklichkeiten. Während der Käpt´n das Boot in eine Schleuse steuert, bekommen die Matrosen lange Stangen in die Hand, um den Abstand zum Nachbarn und zur Schleusenwand zu halten. Geht ganz leicht und macht Spaß.
 
Checklisten

Was den gemeinschaftlichen Einkauf b) angeht: wichtig ist, daß alle auch kulinarisch zu ihrem Recht kommen. Hier sollte jeder/jede Mitreisende dabei sein, denn erst mal an Bord, kann man nicht an

Crown Classique und Magnifique 2
Am Anleger des Glasson Golf Club - Foto © Frank Becker
jeder Ecke „schnell mal in einen Laden springen“, um das Fehlende zu kaufen. Also: wer braucht was? Einkaufsliste/Checkliste schreiben und abarbeiten. Macht übrigens mächtig Spaß! Streichhölzer für den Gasherd und Süßigkeiten nicht vergessen! Wenn dann alles in Pantry, Kühlschrank und Schubladen verstaut ist, kann es eigentlich schon losgehen. Stop! Noch eins: schauen Sie sich Ihr Boot genau an, bevor sie losfahren. Denn alles muß ordentlich und vorhanden sein - und natürlich funktionieren: Leinen, Positionslichter, Dieseltreibstoff, Wassertank und -entsorgung, Toiletten, Pumpen, Ölstand, Gasflaschen und -herd, Glühbirnen in den Deckenlampen. Passen die Schlüssel und schließen die Eingänge? Ist frisches Bettzeug da und ist das Schiff gereinigt? Was hinterher auffällt, ist schwer in Ordnung zu bringen und kann ärgerlich sein. Die „Grundausstattung“ eines Bootes mit Wasser, Gas und Treibstoff macht es je nach Anforderung rund eine Woche autark, d.h., man muß keine Versorgungsstellen anlaufen. Aber auch das wäre kein Problem, denn das Netz solcher Stellen ist dicht geknüpft, damit man jederzeit auffüllen kann, was evtl. knapp geworden ist. Und für eventuelle Pannen unterwegs – shit happens – hat jedes Boot ein Mobiltelefon der Charter-Gesellschaft an Bord, mit dem man innerhalb kürzester Zeit technische Hilfe bekommen kann. Ideal: weit genug weg, um seine Ruhe zu haben, aber nah genug dran, um nicht verloren gehen zu können.
 
Los geht´s!

Im Morgenlicht - Foto © Theo Reisner


Ist nun alles mit Hilfe eines freundlichen Mitarbeiters der Schiffahrts-Gesellschaft zur Zufriedenheit erklärt und überprüft, ist es Zeit für das Signal zur Freiheit: Leinen los! Mit dem „Kapitäns-Handbuch, das alle Handhabungen an Bord, Schiffahrtszeichen, Schleusenvorgänge und Knoten deutlich in Wort und Bild erläutert und einer detaillierten Wasserstraßenkarte mit genauer Erklärung der Fahrrinnen kann wirklich nichts schief gehen und Sie dürfen beruhigt ablegen. Shannon River - wir kommen!



In Kürze erzähle ich Ihnen hier ein wenig von Städtchen und Schlössern, Kneipen und Klöstern an den Ufern des River Shannon. Also: bis bald!
 

Der irische Tourismusverband
„Irland Information Tourism Ireland“ mit seinem deutschen Sitz in Frankfurt/Main vermittelt in Zusammenarbeit mit dem ebenfalls in Frankfurt/M. ansässigen Reiseunternehmen „DERTOUR Bootstouren“ und der größten irischen Bootsvermietung „Emerald Star/le boat“ solche Reisen. Tourism Ireland hält informative und sehr ausführliche Broschüren bereit, die erschöpfend Auskunft über Anreisemöglichkeiten, Veranstalter, Bootstypen und
 
Fahrräder an Bord - Foto © Frank Becker
Ausflugsprogramme am Rande der Reise geben.
 
Informationen bekommen Sie hier:
Bei der Irland Information Frankfurt www.entdeckeirland.de
Telefon: 069-66800950
und bei:   www.dertour.de

Flugreservierungen:
www.aerlingus.com
Fähren von Frankreich aus:
www.irlandfaehre.de 
 
Weitere Informationen, direkte Buchungen und bei Fragen zur Bootsfahrt:
Waterways Ireland, Tel: +44(0)28-6632 3004 oder +353(0)71-965 0787, www.waterwaysireland.org 
Inland Waterways Association of Ireland, Tel: +44(0)28-3832 5329, www.iwai.ie