Perpetual Motion

Joseph Beuys im Skulpturenpark Waldfrieden

von Jürgen Kasten

Perpetual Motion
 
Joseph Beuys im Skulpturenpark Waldfrieden
 
In ständiger Bewegung sein“ (perpetual motion) kann man Beuys ohne Übertreibung zuschreiben. Im Mai würde er seinen hundertsten Geburtstag gefeiert haben. Zahlreiche Museen nehmen das zum Anlaß, dieses Jubiläum zu würdigen. Tony Cragg wollte mit seinem Skulpturenpark Waldfrieden in Wuppertal der Erste sein. Seit dem 28. März stellt er über zwanzig Exponate aus,  überwiegend Leihgaben aus Privatsammlungen und Galerien der Galeristen Thaddaeus Ropac, Bernd und Verena Klüser sowie der Journalistin Linde Rohr-Bongard und der Sammlung Viehof, ehemals Sammlung Speck.
 
Nicht nur weil er als 23jähriger Student 1972 in London von einem der unorthodoxen Vorträge Beuys für seine eigene Kunst inspiriert wurde, sondern auch, weil Beuys zu Wuppertal einen großen Bezug hatte. Erwähnt seien die Fluxus-Bewegung, Ausstellungen in der Galerie Parnass und nicht zuletzt die großzügige Mäzenin und Kunstsammlerin Stella Baum (1921-2006). Tony Cragg wird das in einem für Juni geplanten Gespräch mit der Kuratorin Dr. Corinna Thierolf noch näher ausführen.
 
„Jeder Mensch ist ein Künstler.“ Wohl jeder Kunstinteressierte kennt diesen Satz. Im Rahmen eines Interviews sprach Beuys ihn 1968 aus und definierte damit die Grenzen der Kunst neu.
„Nicht die Auseinandersetzung mit den starren Formen von Malerei und Skulptur war sein Ziel, nicht das sich Einfinden in die vordefinierten Strukturen von Akademien und Museen. Es ging ihm vielmehr darum, alle kreativen Kräfte auf das Leben und seine Wandelbarkeit zu lenken. In dieser Beweglichkeit erkannte er die Chance für eine kontinuierliche Veränderung von Bewußtsein und die weitere Herausbildung von Freiheit und Kreativität.“ So sagte es die Kuratorin Dr. Corinna Thierolf.
Die ausgestellten Exponate umfassen Werke der 40er Jahre bis zu Beuys Tod im Januar 1986. Die in der mittleren Halle ausgestellte „Badewanne“ konzipierte der Künstler zwischen 1961-1985. Fertiggestellt wurde der Guß posthum 1987. Das Werk ist unvollendet. Es fehlt das heiße Wasser, das aus der Wanne herausfließen und die Wanne umgeben sollte. Ein korrespondierendes Werk „Badewanne für eine Heldin“ (1984) ist in kleinerer Form in der unteren Halle des Skulpturenparks zu besichtigen.
Die Konzertbecken aus Messing, genannt „From: IPHIGENIE“ aus dem Jahr 1969, sind ein weiterer Blickfang in der mittleren Halle. Besonders effektvoll während der Abendsonne in Szene gesetzt, so Tony Craggs Vorschlag für künftige Besucher.
Im übrigen ist es müßig, weitere Werke beschreiben zu wollen. Man muß sie selber sehen, sich darüber Gedanken machen, mit anderen diskutieren oder auch streiten. Genau das ist ja Beuys Intention gewesen.
 

Joseph Beuys, Badewanne, 1961-1985, Bronze, Blei, Kupfer, Guß - Foto: Jürgen Kasten - Bildrechte VG Bild/Kunst Bonn

Am 12. Mai 1921 wurde er in Krefeld geboren, an der Kunstakademie Düsseldorf studierte er, dort war er als Professor tätig. Mit seinen Installationen war er auf der Documenta 3 – 9 vertreten, 1976 auch auf der Venedig-Biennale. In New York und zahlreichen anderen Orten der Welt stellte Beuys aus. Er engagierte sich in der Politik, trat für Die Grünen zur Wahl für das Europaparlament an, trat sogar einmal in einer Musiksendung der ARD mit dem Song „Sonne statt Reagan“ an – ein Multitalent. Den Anthroposophen fühlte er sich nahe, nicht unbedingt der Ideologie Rudolf Steiners, aber die Anthropologie war ihm eine Inspirationsquelle. 1986 starb er 65jährig.
Die Kunstzeitschrift „monopol“ widmet ihm derzeit eine Sonderausgabe „beuys 2021“.
Die Ausstellung im Skulpturenpark wird mit mehreren Vorträgen begleitet.
 
Kuratiert wird die Ausstellung von Dr. Corinna Thierolf und Tony Cragg, unterstützt wurden sie von Cora Faßbender als kuratorischer Assistentin.
 
 
Vorträge
Do., 22. April 2021, 19 Uhr
Dr. Wolfgang Zumdick:
„Der Tod hält mich wach“. Über Tod und Auferstehung im Werk von Joseph Beuys und Rudolf Steiner

Do., 20. Mai 2021, 19 Uhr
Prof. Walter Kugler:
„Wir arbeiten ja auch nach dem Dreigliederungsmodell von Rudolf Steiner“. Eine Annäherung an „ein radikales Freiheitsmodell“

Mi., 2. Juni 2021, 19 Uhr
Prof. Dr. Karen van den Berg:
Joseph Beuys und das Erbe der Sozialen Plastik

Mi., 9. Juni 2021, 19 Uhr
Vortrag: Prof. Dr. Eugen Blume
Joseph Beuys: „Die Idee, einem Tier etwas zu erklären, fördert den Sinn für das Geheimnis der Welt und der Existenz…“

Vortrag: Dr. Gabriele Mackert
„Der is doll“ aber: „Dat kauft doch keiner“ Do., 17. Juni 2021, 19 Uhr


From IPHIGENIE, 1969, Konzertbecken und handgeschriebene Notizen - Foto: Jürgen Kasten - Bildrechte VG Bild/Kunst Bonn

Joseph Beuys - Perpetual Motion
28. März – 20. Juni 2021
 
Informieren Sie sich über weitere Termine, Öffnungszeiten und Corona-Vorgaben im Internet.
Skulpturenpark Waldfrieden
Hirschstraße 12, 42285 Wuppertal
Tel. 0202 47898120