Joseph Beuys. Perpetual Motion.

Im Skulpturenpark Waldfrieden, 28. März – 20. Juni 2021

von Corinna Thierolf und Ruth Eising

Joseph Beuys Scheveningen,1976  Foto: Caroline Tisdall
Joseph Beuys. Perpetual Motion.
 
Skulpturenpark Waldfrieden, 28. März – 20. Juni 2021
 
Anläßlich des 100. Geburtstag von Joseph Beuys zeigt der Skulpturenpark Waldfrieden unter dem Titel „Perpetual Motion“ eine Ausstellung mit einer Auswahl von Werken des Jubilars. Die Ausstellung wird kuratiert von Corinna Thierolf und Tony Cragg, sie zeigt ca. 20 Arbeiten, die aus verschiedenen Privatsammlungen stammen. Begleitend veranstaltet der Skulpturenpark eine Vortragsreihe, die im Zusammenspiel mit der Ausstellung zu einer Neubefragung des Beuyschen Werks führt.
 
Joseph Beuys hat mit der Devise „Jeder Mensch ist ein Künstler“ die Grenzen der Kunst neu definiert. Seine kreativen Kräfte hat er auf die Einbeziehung aller Menschen bei der Herbeiführung einer gerechten Gesellschaft gelenkt. Für Beuys war jedes Kunstwerk ein Medium der Erkenntnis und ein Experimentierfeld für seine weitreichenden Ideen. Oft wurden sie im Zuge von öffentlichen Gesprächen und Aktionen entwickelt.
Als Beuys 1972 in der Londoner Whitechapel Gallery einen seiner unorthodoxen Vorträge zur kontinuierlichen Dynamik von Leben und Kunst hielt, fand der damals 23jährige Student Tony Cragg darin Inspirationen, die fortan seine Auseinandersetzung mit den Kernthemen Materie und Bewegung beeinflussten. Aus Anlaß des 100. Geburtstages von Beuys hat Cragg nun über zwanzig Exponate aus den Sammlungen wichtiger Wegbegleiter des Künstlers für eine Ausstellung ausgewählt. Ergänzt von einer Vortragsreihe, geben sie Anlaß zu einer engagierten Neubefragung des Werks. Die Arbeiten vernetzen sich untereinander dialogisch und sind im Beuys’schen Sinne eine Batterie zur Speicherung von Energie, ein Reservoir an Potential und Ideen.
Kuratiert wird die Ausstellung von Dr. Corinna Thierolf und Tony Cragg, unterstützt wurden sie von Cora Faßbender als kuratorischer Assistentin.
 
Joseph Beuys - Interview (1980)
 
„Jeder Mensch ist ein Künstler“
Joseph Beuys hat mit der 1968 formulierten Devise „Jeder Mensch ist ein Künstler“ die Grenzen der Kunst neu definiert. Nicht die Auseinandersetzung mit den starren Formen von Malerei und Skulptur war sein Ziel, nicht das sich Einfinden in die vordefinierten Strukturen von Akademien und Museen. Es ging ihm vielmehr darum, alle kreativen Kräfte auf das Leben und seine Wandelbarkeit zu lenken. In dieser Beweglichkeit erkannte er die Chance für eine kontinuierliche Veränderung von Bewußtsein und die weitere Herausbildung von Freiheit und Kreativität. Künstlerische Arbeiten hat Beuys als „Werkzeuge“ gesehen. Mit ihrer Hilfe wollte er Ideen in Gang setzen, die über die Betrachter in die ganze Gesellschaft hineinwirken und alle Mitglieder zur verantwortungsvollen Teilnahme an diesem kreativen Prozess einlädt. Ausstellungen wünschte er sich als „Werkstatt“ für den produktiven Umbau von zunächst ungerichteten Energien, Museen nicht als Ruhmeshallen, sondern als „permanente Konferenz“, an der jeder zur kritischen Teilhabe aufgefordert ist. Dem Künstler – und damit jedem Menschen – spricht er die Fähigkeit zu, schöpferisch über bestehende Verhältnisse hinauszuwachsen, sich mit seiner archaischen Vergangenheit ebenso zu verbinden wie mit einer visionären Zukunft. In der Kultur sieht er den Impulsgeber für diesen kreativen Wandel. Die dort formulierten Kräfte können schließlich, so Beuys, Wirtschaft und Rechtswesen dynamisieren und die Verbesserung der eigenen wie auch der gesamten Existenz herbeiführen.
Für diese Ausstellung wurden über 20 Exponate der Jahre 1949 bis 1985 aus den Privatsammlungen der Galeristen Thaddaeus Ropac, Bernd und Verena Klüser sowie der Journalistin Linde Rohr-Bongard und der Sammlung Viehof, ehemals Sammlung Speck, ausgewählt, die alle durch ihre jeweils eigene profunde Geschichte mit Joseph Beuys und seinem Schaffen verbunden sind. Zugleich stehen sie Tony Cragg nahe, der aus Anlaß des 100. Geburtstag von Beuys das Desiderat hatte, eine Ausstellung mit seinen Werken in einem Pavillon des Skulpturenpark Waldfrieden zu verwirklichen. Cragg selbst war Beuys erstmals 1972 in der Whitechapel Gallery in London begegnet. Der damals 23jährige Cragg war von Beuys‘ charismatischem Vortrag, seinem enzyklopädischen Wissen, seiner brillanten Assoziationsfähigkeit und dem gesellschaftlichen Anspruch seines Kunstbegriffs tief beeindruckt. Die von ihm nun für Wuppertal ausgewählten Exponate von Wegbegleitern von Joseph Beuys vernetzen sich untereinander dialogisch und sind im Beuys’schen Sinne eine Batterie zur Speicherung von Energie, ein Reservoir an Potential und Ideen.
„Joseph Beuys. Perpetual Motion“ ist Anlaß zur Neubetrachtung und Diskussion des Werks von Joseph Beuys, der sich als Künstler und politischer Aktivist, als hypersensibler Mensch und scharf-rationaler Denker für die Verwirklichung einer Utopie eingesetzt hat. Sie wird begleitet von einer Vortragsreihe, die Schlaglichter auf die umfassende Theorie des Künstlers wirft, der für jeden Moment des künstlerischen Wirkens gefordert hat „Jeder Griff muß sitzen“.
 
Dr. Corinna Thierolf


Vorträge:
 
Dr. Wolfgang Zumdick:
„Der Tod hält mich wach“. Über Tod und Auferstehung im Werk von Joseph Beuys und Rudolf Steiner
Do., 22. April 2021, 19 Uhr
 
Prof. Walter Kugler:
„Wir arbeiten ja auch nach dem Dreigliederungsmodell von Rudolf Steiner“. Eine Annäherung an „ein radikales Freiheitsmodell“
Do., 20. Mai 2021, 19 Uhr
 
Prof. Dr. Karen van den Berg:
Joseph Beuys und das Erbe der Sozialen Plastik
Mi., 2. Juni 2021, 19 Uhr
 
Prof. Dr. Eugen Blume
Joseph Beuys: „Die Idee, einem Tier etwas zu erklären, fördert den Sinn für das Geheimnis der Welt und der Existenz…“
Mi., 9. Juni 2021, 19 Uhr
 
Dr. Gabriele Mackert
„Der is doll“ aber: „Dat kauft doch keiner“ Do., 17. Juni 2021, 19 Uhr
 
Skulpturenpark Waldfrieden
Hirschstraße 12
42285 Wuppertal
In Kooperation mit / In co-operation with www.beuys2021.de  
 
Weitere Informationen: www.skulpturenpark-waldfrieden.de