Literarische Spielarten des Flamenco Die Gedichte Federico García Lorcas (1898 – 1936) sprechen in komplexen Sprachbildern viel vom Tod. Flotte spanische Unterhaltungsmusik darf man daher von den hier vertonten Gaselas und Casidas - in orientalischer Tradition stehenden Gedichtsformen – nicht erwarten. El diván del tamarit ist der letzte Gedichtszyklus des Dichters, der 1936 im spanischen Bürgerkrieg erschossen wurde; García Lorca knüpft hier an das orientalische Erbe seiner andalusischen Heimat an. 12 der insgesamt 21 Gedichte hat Vicente Pradal, französischer Komponist spanischer Herkunft, ausgewählt und vertont, wobei er teilweise Strophen umstellt, weglässt oder aus zwei Gedichten je eine Strophe neu zusammenfügt. Ein Liederzyklus im klassischen Sinne ist dies also auch nicht. Grundsätzlich bedient sich Pradal der Mittel des Flamencos – allerdings führt eine andalusische Internet-Seite 119 verschiedene Stilrichtungen auf, sodass die Bandbreite denkbar groß ist und auch solche Formen umfasst, die sich getrost noch unter den Begriff „Walzer“ fassen lassen. Oft stellt er der eigentlichen Tanzform eine freie Einleitung voran, was mitunter für orientalisches Kolorit sorgt. Die Musik ist anspruchsvoll und manchmal auch sperrig, dabei uneinheitlich – was nicht von Nachteil ist, kommt Pradal den Texten damit doch durchaus nahe. Variabel ist die Besetzung, die neben Gesangsstimme und Klavier hin und wieder Cello und Kontrabass, Saxophon (famos gespielt von Hélène Arntzen), Schlagzeug und in einer Nummer eine Kena (eine südamerikanische Flöte). das verleiht jedem Lied einen eigenen klanglichen Charakter. Problematisch - weil keineswegs kitschfrei - ist die gelegentlich eingesetzte Verdopplung der Gesangsstimme (besonders schaurig, wenn ein Background-Chor eingespielt wird). Geschmackssache ist sicher das Timbre der Sänger: Komponist Vicente Pradal hat eine kleine, etwas gedeckte Stimme, Alberto García eine schneidend schnarrende – beide nicht ganz schlecht, aber auch keine Entdeckungen. Das wäre auch von Servane Solana zu viel gesagt, aber immerhin hat ihre Stimme einen schönen, apart eingedunkelten Klang. Letztendlich ordnen sich hier die Musiker der Musik und natürlich dem Text unter, beinahe schon zu sehr. Auch dadurch bleibt die CD ein wenig unbestimmt im Grenzbereich von Literatur, U-und E-Musik (das Label EMI ordnet die CD nicht sehr zutreffend unter "Klassik" ein). |
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