Dat dat dat darf…

Beethoven in Fakten und mit Humor (4)

von Konrad Beikircher
 
Konrad Beikircher - Foto © Frank Becker
Dat dat dat darf…
 
Beethoven in Fakten
und mit Humor (4)

Von Konrad Beikircher
 
 
„Beethoven war so taub,
daß er sein Leben lang dachte, er malt“
(anonymer englischer Musiker, 19. Jahrhundert)
 

„Wunderknabe“
 
Papa Jackson’ organisierte am 26. März 1778 in Köln ein Konzert, zu dem er folgendes Plakat, naja, folgende Ankündigung drucken ließ:
                                              
AVERTISSEMENT
 
Heut dato den 26. Martii 1778, wird auf dem musikalischen Akademiesaal in der Sternengass der Churkölnische Hoftenorist BEETHOVEN die Ehre haben zwei seiner Scvholaren zu producieren; nämlich Mdlle. Averdone Hofaltistin und sein Söhngen von 6 Jahren (!!!!! Der Kleine war da nämlich 7 ½ Jahre alt). Erstere wird mit verschiedenen schönen Arien, letzterer mit verschiedenen Clavier Concerten  und Trios die Ehre haben aufzuwarten, wo er allen hohen Herrschaften ein völliges Vergnügen zu leisten sich schmeichlet, um je mehr da beide zum größten Vergnügen des ganzen Hofes zu hören sich lassen die Gnade gehabt haben.
Der Anfang ist Abends um 5 Uhr.
Die nicht abonnirte Herren und Damen zahlen einen Gulden.
Die Billets sind auf ersagtem musikalischen Akademiesaal, auch bey Hrn. Claren auf der Bach im Mühlenstein zu haben.“
 
Schulbildung: vergiß es!
 
Aus dieser Zeit gibt es aber noch eine andere kleine Geschichte: eine Frau Karth erzählte, daß sie in ihrer Kindheit oft gehört hatte, daß jemand – ob ein neidischer Junge oder ein durchgedrehter Erwachsener weiß man nicht mehr – ein Messer über Ludwigs Finger zog, um ihn zum Spielen unfähig zu machen. Ein Messer über den Finger! Wenn das mal nicht der alte Bäckermeister Fischer war, Schlafentzug soll ja sehr aggressiv machen!
Im Ernst: man stelle sich vor, das hätte funktioniert und Ludwig hätte ein oder zwei Finger eingebüßt. Ein Klavier ist keine Gitarre und Ludwig war nicht Django Reinhardt, der trotz verkrüppelter linker Hand spielen konnte. Die Klavierkarriere Ludwigs hätte aufgehört, bevor sie angefangen hat. Er wäre nicht nach Wien gegangen, wozu auch? Eine Heurigen-Filiale für seinen Papa aufmachen?, er wäre also in Bonn geblieben. Er hätte vielleicht komponiert, aber was wäre das in Bonn schon gewesen? Karnevalslieder? Den ein oder anderen Tusch für die Prunksitzungen? Vielleicht die ein oder andere Messe? Gut, für ein Genie, wie er es war, hätte es vielleicht keine Rolle gespielt, Musik geschrieben hätte er trotzdem, aber ob es in der Welt gehört worden wäre? Fragen über Fragen, die alle nicht beantwortet werden können. Also seien wir einfach froh darüber, daß dieser üble Jungenscherz oder dieses neidische Attentat nicht erfolgreich war.
 
Im Juni 1784, also mit 14 Jahren, wurde er (neben seinem musikalischen Lehrer Christian Gottlob Neefe) als Hoforganist angestellt , was bedeutete: es gibt ab sofort 100 Taler Gehalt (jetzt fragen Sie mich nicht, wieviel das genau war, es war mehr eine Anerkennungsgebühr als ein sattes Gehalt, soviel ist sicher, aber wieviel Beethoven für das Geld in den berühmten statistischen Warenkorb hätte tun können, weiß ich nicht, Finanzgeschichte ist ein extrem undurchsichtiges Fachgebiet, eines ist aber klar: das war nicht eine Summe, welche die Familie Beethoven aus der Bredouille geholt hätte, er wird sich dafür das ein oder andere Spiel für seine Spielkonsole hat ‚holen können und Basta!) und eine Kleiderordnung: er hatte bei Auftritten bei Hofe zu tragen:
Seegrünen Frackrock
Grüne kurze Hose mit Schnalle,
weiße oder schwarze seidene Strümpfe
Schuhe mit schwarzen Schlaufen
Geblümte Weste aus weißer Seide mit Klapptaschen und Rüschen-Spitzen,
die Weste mit echter Goldkordel umsetzt
Frisur mit Locken und Haarzöpfen,
Klackhut
Unterm linken Arm einen Degen mit silberner Koppel, ebenfalls auf der linken Seite.

Also ich meine: Hallo? Das war doch schon mal was, oder?!!
Er muß klasse ausgesehen haben und die Mädchen waren sicher fertig mit der Welt, wenn er so über den Bonner Markt lief oder auf der Sternstrasse auf und ab stolzierte! Mit Degen am Obelisken vorbei und die Gleichaltrigen mußten zur Arbeit! Da wird er schon den Kopf ein bißchen höher getragen haben, der Spagnol!
 

Folgen Sie, verehrte Leserin, geschätzter Leser, Beethovens Spuren
am kommenden Sonntag an dieser Stelle weiter.


 © 2020 Konrad Beikircher für die Musenblätter
Redaktion: Frank Becker