Der Totale Durchblick

Design-Ausstellungen im Wuppertaler Kolkmannhaus 2002-2008

von Frank Becker

© Fachgebiet Kunst- u. Designgeschichte Uni Wuppertal
Wuppertal - Ein markanter Standort
der Design-Geschichte


Das verflixte 7. Jahr?

Noch bis zum 3. August 2008 ist im Ausstellungsraum des Fachgebietes Kunst- und Designgeschichte der Universität Wuppertal eine Ausstellung zu sehen, die ein weiteres Mal die Bedeutung dieses unter dem Dekanat von Prof. Dr. Gerda Breuer seit 1995 mit großem Erfolg agierenden Lehrstuhls belegt.



Wie sieht die Zukunft aus?

Wie aber geht es weiter?
Der Mietvertrag mit der Stadt Wuppertal für die in aufwendiger eigener Initiative von Studenten und Lehrkräften gestalteten und zu einem anerkannten Status geführten Räumlichkeiten im Erdgeschoß des Kolkmannhauses läuft im Herbst 2008 aus. Als sie die Räume übernahmen, war das Haus in beklagenswertem Zustand, das Quartier noch mit dem Makel des

Prof. Dr. Gerda Breuer
Foto © Frank Becker
Straßenstrichs und der benachbarten Bordelle und zweifelhaften Kneipen behaftet. So richtig wollte niemand dorthin. Das Fachgebiet Design der Uni nahm die Aufgabe an, dort einen Schwerpunkt der Sammlung, Forschung, Entwicklung und Präsentation von Design und Designgeschichte zu schaffen. Das Projekt führte zum Erfolg. Gründend auf der Design-Sammlung Schriefers wurde eine maßgebliche Präsentation des Designs von Gebrauchsgütern in der Mitte des 20. Jahrhunderts aufgebaut. Die Sammlung der Universität Wuppertal kann sich bereits mit anderen bestehenden Museen messen.
Die zentrale Lage des Standorts Hofaue, längst vom alten Ruch befreit, weckt nun

Harry Bertoia - Foto © Frank Becker
Begehrlichkeiten anderer. Die Stadt Wuppertal, so Dr. Gerda Breuer, erwägt den Mietvertrag mit der Universität zu kündigen, um in den Räumlichkeiten des Kolkmannhauses lokale Wuppertaler Künstler unterzubringen. Für ein überregional interessantes Projekt wie ein Museum für internationales Design erscheint eine Zentrums- und Bahnhofs-nahe Präsentation weit wichtiger als die mögliche Vergabe eines solchen Objektes an nur lokal interessierte Künstler, ohne diesen nahe treten zu wollen. Ein Design-Zentrum, wie es im Kolkmannhaus bei der Zuteilung weiterer Räume entstehen könnte, könnte einer Stadt wie Wuppertal, die neben dem unter Dr. Gerhard Finckh aufblühenden Von der Heydt-Museum, ihrer Schwebebahn und dem Zoologischen Garten händeringend Attraktionen braucht, weit mehr nützen als temporäre Ausstellungen lokaler Künstler, die ohnehin ihre Positionen in Galerien und Ateliergemeinschaften der Stadt längst haben. 

Hoher Anspruch und Zuspruch

Eine Denkschrift in Form einer Zusammenstellung wichtiger Ausstellungen der vergangenen sechs
Jahre im Kolkmannhaus läßt erkennen, wie hoch der Anspruch und der Zuspruch dort sind. Jetzt, im siebenten Jahr kann man auf 30 Ausstellungen, 12 Kataloge - zwei davon preisgekrönt, zwei Symposien und eine in die Stadtsparkasse ausgelagerte Ausstellung zurückblicken. Die als Kataloge von Gerda Breuer und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erarbeiteten und von bedeutenden Verlagen herausgegebenen Bücher und Broschuren haben zum Teil den Rang von Standard- und Referenz-Werken errungen. Nennen wir darunter nur diese:
- 2007 Wasmuth Verlag: "Jupp Ernst. Designer, Grafiker, Pädagoge" - ausgezeichnet von der  
  Stiftung Buchkunst für hervorragende Gestaltung
- 2007 Wasmuth Verlag: "Das gute Leben. Der Deutsche Werkbund nach 1945" 
- 2005 Eigenverlag Universität Wuppertal: "Designgeschichte ausstellen. Die Designsammlung der
  Universität Wuppertal"
- 2004 Verlag Locher: "Walde Huth. Modefotografie"
- 2004 Katalogbuch Wuppertal/Ahlen/Frankfurt/Berlin: "Willi Moegle. Angewandte Sachfotografie"
- 2003 Katalogbuch Wuppertal/Ahlen/Berlin: "Marianne Brandt. Fotografien am Bauhaus"
- 2001 Hatje Cantz Verlag: "Die Erfindung des Modernen Klassikers. Avantgarde und ewige 
  Aktualität"
Weitere Publikationen sind in Vorbereitung.


Eero Aarnio  - Foto © Frank Becker
Einflüsse und Ideen

Die jetzt wie stets zwischen den großen Themenausstellungen den Rang und die Qualität studentischer Forschungsarbeit und Kreativität zeigende Ausstellung "Der Totale Durchblick. Wissenschaft // Design // Kunst" geht auf
Einflüsse und Ideen ein, die den Zusammenhang von Wissenschaft und Kunst und die Einflüsse auf die Designgestaltung des 20. Jahrhunderts bis heute zeigen. Integriert sind Stücke aus der bedeutenden Design-Sammlung der Universität.
Die Ausstellung kann Samstags und Sonntags von 11.00 bis 16.00 Uhr sowie nach Vereinbarung (Tel. 0202-4395703) besichtigt werden.
Was also bringt die Zukunft? Fortbestand durch Garantien der Stadt Wuppertal oder Rückzug in den Elfenbeinturm der Universität auf den Elberfelder Südhöhen? Lösungen stehen noch aus.