BARBIE GOES BAHNHHOF Requisiten einer „Zivilisation“, die ein gewisses Getränk weltweit exportiert, ebenso wie die einstig legendäre Arbeitshose, deren Taschen in erstaunlichster Vielfalt B.M entzücken /verzücken. Wer zukünftig Städte durchstreift, dessen Blick wird den Hinterteilen der Passanten / pardon den Gesäßtaschen der Passanten folgen – nach Sichtung der Meißnerschen opera - versteht sich…
Barbie goes Bahnhof Barbie: Ein Spielzeug für Mädchen: klar: pinkfarben, Pferde und lange Haare zum Kämmen, auch den Kamm legt B.M weiblichkeitsbeflissen (?) bei. Erwähnenswert: das wunderbare Gemälde von Corinth, seine Gattin beim Kämmen zeigend
Barbie: seit fast fünfzig Jahren von Spielzeugindustrie, Müttern, Omas und Tanten verschenkt. Mal seufzen die Mütter frauenbewegt – mal blicken sie selbst auf eine, die emanzipatorische Sozialisation nicht beeinträchtigende, Barbiezeit zurück: Dennoch: nach vielen Jahren Genderpolitik: hier einem speziellen Konstrukt von Weiblichkeit folgend: gute Nacht, du schöne Maid
Die islamischen Republiken bieten eine spezielle Barbie-Variante namens FULLA an: Fulla, das heißt verdolmetscht: Jasminblüte.. Fulla hat die gleichen Körpermaße wie ihr Vorbild Barbie, jedoch weniger Oberweite, lange Röcke, lange Blusen, schwarze Abaja, die Kleidung angepaßt für den liberaleren Markt in Ägypten und Jordanien, mit vielen Accessoires.. beindruckend: ein pinkfarbener Gebetsteppich und ein rosagrünes Fulla-Fahrrad. Von einem syrischen Unternehmen entwickelt, in China produziert…Ken gibt es nicht, aber an einen beschützenden Bruder wird gedacht, Fulla als Ärztin und Lehrerin sind Entwicklung… Doch bevorzugt vielleicht die islamische Weiblichkeit insgeheim öffentlich eher die westliche Version, situationsbedingt dem Irrtum unterlegen, Emanzipation vollziehe sich in Make up, bauchfreien T-Thirts ?
ABER:
Man möchte konsumnah und konsumfreundlich Geschlechtergeschmeidigkeit unterbinden:
Zurück zum Thema. Barbie goes: aha, sie unternimmt also etwas. Genauer gesagt: B.M. läßt sie etwas unternehmen.
Er ist der Inszenierende, der Regisseur, der die Requisiten ins Spiel bringt: Vorhang auf !
Die Requisiten, populär und vordergründig rezipierbar, drängen sich in den Vordergrund: Jedoch im Hintergrund spielen sich die Komödien und Dramen auf: Aber so wie die Dinge aus den Taschen quellen, das Private, Persönliche, Intime nach außen drängt, analog und mit diesem Prozess, verhält es sich mit den verborgenen Themen. Und hier empfehle ich den geneigten Lesern/ Hörern. Selber sehen, selber fühlen, selber denken..
B.M lehnt Gebrauchsanweisungen zum Verständnis seiner Werke sowieso grundsätzlich rigide im besondern und allgemeinen ab !!!
B.M inszeniert, lässt mit vorgefunden Materialien kommunizieren, eigenwillig, respektlos, grenzüberschreitend:
ein Homunkel adipöser Unförmigkeit: Barbie Baby
Barbie fragmentiert:
Beine, kopfüber kopfunter
Mal als pas de deux: hier als fwd: „four wheel drive“…
B.M läßt sie sich nach oben strecken, greifen nach Sternen, nach flüchtig fliegenden Federn, nach unten fallen:
Turbulenzen verwirbeln das feste ins Gestell Gestellte
Raucherin Drug-Queen, im Wortspiel Horizonte überquerend.
Was wird hier gespielt: mit Witz, Humor und schwarzer Satire?
(„Execution“) ein Abgesang, ein Requiem?
„Das Gelächter ist der Welt letzte Hoffnung.“ (Harvey Cox).
© 2008 Barbara Held
Die Ausstellung ist noch bis zum 9. August im Ottenbrucher Bahnhof -
Funckstr.94
Weitere Bilder und Hinweise unter:
und besuchen Sie die Barbie-Ausstellung im Emschertalmuseum Herne: www.musenblaetter.de
Redaktion: Frank Becker |