Uptown Classics digital des Wuppertaler Sinfonieorchesters

Erstmalig Live-Stream aus der Immanuelskirche

von Johannes Vesper

Erstmalig Live-Stream aus der Immanuelskirche
Uptown Classics digital des Wuppertaler Sinfonieorchesters
 
Von Johannes Vesper
 
Corona verändert das Konzertleben und macht ein Live-Konzert im Internet auch in Wuppertal möglich. Soziale Distanz ist erforderlich zwischen den Musikern, die in gebührendem 1,50 m Abstand voneinander in der stimmungsvoll ausgeleuchteten Kirche unter Leitung von Konzertmeister Yusuke Hayashi musizieren. Die Konzertbesucher sitzen erwartungsvoll zu Hause vor dem Rechner, bzw. dessen Bildschirm, warten auf den Beginn und lesen im Besucher-Chat, daß sie nicht alleine sind. „Der Livestream beginnt in Kürze“ liest man von einem Standbild des Orchesters im Foyer der Stadthalle. Per E-Mail war die die Einladung zum Konzert gekommen und mit einem Klick auf den Link war man dabei. Die virtuelle Eintrittskarte hatte 9,- € gekostet. Pünktlich um 18:30 Uhr erschienen Bild und Ton, dieser leicht verspätet, da das Mikrofon erst noch eingeschaltet werden mußte. Zur Eröffnung gab es in kammermusikalischer Besetzung (Corona!) die Salzburger Sinfonie Nr. 3 (KV 137) des 15jährigen W.A: Mozarts. Flott, spritzig, in prinzipiell guter Tonqualität perlte das Jugendwerk leider nicht völlig störungsfrei vorüber.
     Leichte Übertragungsschwächen machten sich bemerkbar. Das Bild erschien nicht gestochen scharf vor allem auch in den etwas zögerlichen Bildübergängen bei Änderung der Kameraposition und es ruckelte nicht ganz selten. Die Übertragung übers Netz müßte nach Möglichkeit verbessert werden, denn es kam in diesem Zusammenhang auch zu Tonausfällen. Nach der Sinfonie wurde Generalmusikdirektorin Julia Jones aus ihrem Garten zur Moderation zugeschaltet. Windgeräusche störten zunächst ihre launigen Bemerkungen aus der Ferne. Avo Pärts Festina lente („Eile mit Weile“) wurde dem Titel gerecht. Das ruhige Stück dauerte seine Zeit und wäre in der Stadthalle sicher intensiver über die Rampe gekommen. Bei Vivaldis „Frühling“ aus den Vier Jahreszeiten glänzte der Konzertmeister Yusuke Hayashi mit frappanter Virtuosität und Musikalität und wurde von seinem Kollegen und Koleginnen einfühlsam begleitet. Bei nachlassenden Böen im Garten war Frau Jones inzwischen besser zu verstehen. Nach dem 2. Satz aus Edward Elgars Serenade e-Moll op. 20 gab es zum Schluß zwei Sätze aus der Streichersonate (2 Geigen, Violoncello, Kontrabaß) Nr. 6 von Giacochino Rossini, stellenweise überaus flink. Fazit: prinzipiell gelungene Premiere des ersten virtuellen Konzertes des Sinfonieorchesters Wuppertal, welches die Hoffnung auf zunehmende Präsenz dieses Orchesters im Internet weckt.
     Mit relativ einfacher Technik könnten alle Konzerte, auch die Kammerkonzerte, als Mitschnitte digital aufgenommen und einem interessierten Publikum zur Verfügung gestellt werden, z.B. auch solchen Interessierten die aus verschiedensten Gründen nicht an einem der hoffentlich bald wieder in der Stadthalle stattfindenden Konzerte teilnehmen können. Eine digitale „Konzerthalle SOW“ wäre ein wünschenswertes Projekt. Unter Corona-Bedingungen sind ja einige sehr schöne Kammermusiken bereits entstanden. Immerhin haben dieses erste digital übertragene Konzert heute rund 100 Zuhörer besucht.