Tränen gelacht

„Drei Männer im Schnee“ - Komödie nach Erich Kästner in einer Aufführung der Komödie Steinstraße Düsseldorf

von Frank Becker

Wie alles anfängt... - v.l.: Christof Düro, Michael Schäfer, Ute Stein, Kerstin Bruhn - Foto © Peter Bocklage

Tränen gelacht
 
Drei Männer im Schnee
Komödie nach Erich Kästner
Eine Aufführung der Komödie Steinstraße Düsseldorf

Regie: Fabian Goedecke – Bühne: + Kostüme: NN - Fotos: Peter Bocklage
Besetzung: Fabian Goedecke (Dr. Fritz Hagedorn) - Michael Schäfer (Johann Kesselhut) - Christof Düro (Geheimrat Tobler) - Volker Conradt (Direktor Kühne) - Stefan Leonard (Portier Polter) - Kerstin Bruhn (Hilde Tobler) - Ute Stein (Frau Kunkel) - Christiane Hecker (Frau Mallebré) -  Michaela Klarwein (Frau Casprius)

Wer kennt nicht Erich Kästners heiteren Roman „Drei Männer im Schnee“, in dem es um das Miteinander von Menschen und ihre Macken, vor allem aber um eine Männerfreundschaft, um das kleine Glück und um die große Liebe geht. Jahr für Jahr flimmert um die Weihnachtszeit die kongeniale Verfilmung der charmanten Komödie von Kurt Hoffmann aus dem Jahr 1955 über die Bildschirme der Nation, auch durch die einzigartige Rollen-Besetzung eine Elle, an der sich spätere Aufführungen seither messen lassen müssen.
 
 
Der folgenreiche Anruf im Hotel - Kerstin Bruhn - Foto © Peter Bocklage

Der gutmütige und zugegeben etwas exzentrische Geheimrat Tobler, Besitzer der nach ihm benannten berühmten Tobler-Werke, ein Millionär notabene (polternd sympathisch Christof Düro), will die Menschen studieren. Deshalb beteiligt er sich unter dem Pseudonym Eduard Schulze an einem Preisausschreiben seiner eigenen Firma – und gewinnt den zweiten Preis: Einen zehntägigen Aufenthalt in einem Grandhotel in den Alpen, wo er zum Ensetzen von Hausdame Kunkel (resolut: Ute Stein) und Diener Johann zu erleben gedenkt, wie die Menschen in der piekfeinen Luxusherberge auf einen armen Schlucker wie Schulze reagieren. Und er erlebt es… Doch er fährt nicht allein, denn sein Diener Johann Kesselhut (ein Komiker von Rang, großartig in seiner steifen Unsicherheit: Michael Schäfer) muß mit und im Hotel einen wohlhabenden Reeder spielen. Natürlich wird man sich nicht kennen.

Den ersten Preis hat der trotz großer Fähigkeiten arbeitslose Dr. Fritz Hagedorn (ein Schwiegermutter-Schwarm: Fabian Goedecke) gewonnen, tatsächlich ein armer Schlucker. Weil nun aber Toblers Tochter Hilde (liebenswert: Kerstin Bruhn), um dem Vater in die Parade zu fahren, dem Hotel den heimlichen Tip gegeben hat, ein Millionär steige als verkappter Hungerleider ab, wird Hagedorn für den Millionär gehalten, vom Hoteldirektor (grandios hochmütig und ein wundervoller Komödiant: Volker Konrad) hofiert und von Society Ladies (Christiane Hecker und Michaela Klarwein) umschwärmt. Tobler/Schulze hingegen erfährt jede böswillige Erniedrigung durch den Hotelchef und den Portier Polter (herrlich verschlagen: Stefan Leonard). Schulze und Hagedorn lernen sich sehr bald kennen und mögen, halten zusammen, um den Snobs Paroli zu bieten und ziehen den vermeintlichen Reeder Kesselhut ins Komplott. Nach allerlei Verwirrung und Verwechslung, Spaß und Intrigenspiel gibt es schließlich das zu erwartende Happyend für Fritz und Hilde und den berühmten Schlußgag, als Geheimrat Tobler das Hotel kaufen will.
 
 
Drei Freunde müßt ihr sein - v.l.: Fabian Goedeke, Christof Düro, Michael Schäfer - Foto © Peter Bocklage

Die Düsseldorfer „Komödie in der Steinstraße“ gastierte auf Ihrer Tournee mit ihrer Inszenierung von „Drei Männer im Schnee“ am vergangenen Freitagabend auch im Remscheider Teo Otto Theater. Die Stimmung im nahezu ausverkauften Saal des traumhaft schön restaurierten 50er-Jahre-Hauses war von Anfang an aufgeräumt, das Publikum spürte sogleich die außerordentliche Qualität der Inszenierung und öffnete sich der humorvoll-turbulenten Handlung. Die hatte Fabian Goedecke mit leichter Hand und stimmiger Besetzung und zurückhaltend effektvoll so elegant in Szene gesetzt, daß jeder der Charaktere des Bühnengeschehens als Mensch und nicht nur als Figur vermittelt wurde. Sogar die „Bösen“ blieben eben menschlich und bekamen ihre Sympathie und Lacher, die Protagonisten, eben unsere drei Männer im Schnee, sowieso. Und der völlig entspannten Lacher gab es dank engagiertem Spiel, straffer Handlung, Verzicht auf Klamauk und gekonntem Extemporé reichlich – und Szenenapplaus in Serie. Das Gelingen hatte sicher auch seinen Grund darin, daß  Fabian Goedeke nicht den Versuch unternahm, die Film-Charaktere von 1955 - Paul Dahlke, Claus Biederstaedt, Günther Lüders (vor allem den), Margarete Haagen, Nicole Heesters - zu kopieeren. Das Vergnügen der Zuschauer war quasi mit Händen zu greifen, selten spürt man so viel Empathie für Handlung und Personal.
Nachdem die Lachtränen aus den Augenwinkeln gewischt sind vergebe ich an die Aufführung gerne unser Prädikat, den Musenkuß.
 
Weitere Informationen und Termine: www.komoedie-steinstrasse.de/  
 

v.l.:Michael Schäfer, Christof Düro, Fabian Goedeke - Foto © Peter Bocklage