Triple im Skulpturenpark Waldfrieden Wuppertal

Michael Sandle / Ian McKeever / Tony Cragg

von Jürgen Kasten

v.l.: Tony Cragg, Michael Sandle, Ian McKeever - Foto © Jürgen Kasten

Triple im Skulpturenpark Waldfrieden Wuppertal
 
Michael Sandle / Ian McKeever / Tony Cragg
 
Skulpturen und Henge Paintings nennt Tony Cragg die Sonderausstellungen, die derzeit in seinem Skulpturenpark gezeigt werden. Michael Sandle belegt mit Gemälden und Skulpturen den oberen Pavillon und mit St. George´s Horse einen Teil der dahinter liegenden Wiese, Ian McKeever und Tony Cragg haben sich den unteren Pavillon geteilt. Der mittlere (Haupt-)Kubus auf der Eingangs-Ebene bleibt leer, weil er renoviert werden muß.

Sandle kennt Tony Cragg bereits seit seiner eigenen Studienzeit in England, weil er damals den Auftrag erhielt, eine seiner Skulpturen zu reparieren. Er sei sehr individuell, kein formaler Bildhauer, der sich einer Konvention unterwirft, sondern ein Bildhauer mit eigener Thematik, der seine Gefühle darstellt. Und das sind der Krieg, der Umgang mit ihm und die menschliche Brutalität.
In dieser Hinsicht sei er kompromißlos, sagt Sandle selber. Er sei gegen jede Heuchelei und deshalb ist seine Kunst konkret. „I´m a troublemaker.“ So sieht er sich. Das alles sollte man wissen, bevor man sich in seine Ausstellung begibt. Die Wucht seiner Darstellungen erschlägt einen zunächst. Und erst beim zweiten Hinblicken erkennt man, daß hier keine Heldenposen gezeigt werden, sondern das Gegenteil, das Grauen des Krieges und der Unmenschlichkeit.
 

Michael Sandle, Caput Mortuum vor Joy of Melancholy - Foto © Jürgen Kasten

Als erstes trifft man auf die „Queen of the Night“, eine 2,40 m große Bronzefigur aus dem Jahr 1999. Sie hält einen riesigen Siegerkranz in die Höhe, auf dem sich Penisse wie Trophäen aneinander reihen. Statt des Kopfes sitzt eine Gittermaske auf dem Hals. Als Vorlage für die Figur diente seine Frau, gab Sandle trocken zum Besten. Nachdem sie die fertige Plastik gesehen hatte, ließ sie sich scheiden.
 

Michael Sandle, Oueen of the Night - Foto © Jürgen Kasten

Der nächste Blick fällt auf die über zwei Meter große Bronzestatue eines Kampfpiloten in voller Montur, der in seiner rechten Hand abgeschnittene Kinderköpfe hält. Eine Allegorie (Jesus) „AS YE SOW SO SHALL YE REAP“ (wie ihr sät, so werdet ihr ernten).
Oder „Caput Mortuum: A Commentary“, eine auf dem Boden liegende Bronzeinstallation, ein Grab mit totem Soldaten, Flammenwerfer und Fahrzeugresten. Auf der Wand dahinter drei Gemälde mit Kriegsszenen (Saudis bombardieren den Jemen). Sandle nennt die Bilder „Joy of melancholy“.
Der absolute Blickfang in der Halle mit großen und kleineren Objekten ist allerdings „Iraq – The Sound of your Silence“. Eine verhüllt auf einem Podest sitzende Frauenfigur aus Lindenholz. Sie hält ein verstümmeltes, bandagiertes Kind in den Armen.
Der Engländer Michael Sandle, Jahrgang 1936, studierte auf der Isle of Man und in London. Seit den 1970er Jahren lebt er überwiegend in Deutschland, hat an mehreren Kunsthochschulen doziert, zuletzt als Professor für Bildhauerei in Karlsruhe. Seine Werke sind u.a. in England, USA, Japan und Deutschland vertreten. Sandle nahm an vielen Gruppenausstellungen teil, u.a. bei der Paris-Biennale  in São Paulo und der Documenta 4 und 6 in Kassel.
 

Michael Sandle, Iraq - The sound of your Silence (Detail) - Foto © Jürgen Kasten

Der Kontrast zu Sandle ist in der unteren Ausstellungshalle zu besichtigen. Großformatige abstrakte Gemälde von Ian McKeever an den Wänden, kongenial in den Raum gestellt, dazu neuere plastische  Arbeiten von Tony Cragg.
McKeever malt untypisch für englische Künstler, erklärt Tony Cragg. Weshalb er auch mehr im europäischen Ausland vertreten ist, als in seinem Heimatland. Seine Henge Paintings, die er als Serie 2016 begann, zeigen schwarzweiße Flächen, graue und rote, in allen Schattierungen. Dazu sagt er selber: „Er stelle sich vor, wie er einen Gedanken, irgendeinen Gedanken, nimmt und ihn faltet, wie man ein Stück Papier falten würde, es zusammendrückt, bis es zur Bedeutung wird. Wie er die Bedeutung dann in seiner Hand halten und ihre Konkretheit, ihre Ausmaße fühlen würde. Danach würde er das Papier langsam wieder ganz entfalten, bis die Bedeutung nicht mehr da wäre, verschwunden wäre, und sein vorheriger  Gedanke wieder auftauchte. Oder vielleicht ein anderer Gedanke, mit dem er den ganzen Vorgang des Zusammenfaltens und Entfaltens von vorne beginnen könnte.“
 
 
Tony Craggs Spring vor Ian McKeevers Henge - Foto © Jürgen Kasten

Im Pressetext heißt es: „McKeever sieht darin das Bedürfnis, die ätherische Qualität seine ´weißen` Gemälde hin und wieder konkreter zu bestimmen und dadurch spürbar zu machen.“
Die Titel der Gemälde Henge I, II, IV und VI, beziehen sich auf die prähistorischen Anlagen in Stonehenge und Avebury, in dessen Nähe er auch lebt und arbeitet. Seine Werke sind international vertreten, in England und den USA, hauptsächlich aber in Skandinavien und im übrigen Europa.
Farblich abgestimmt hat Tony Cragg drei seiner neueren Objekte aus Holz dazugestellt (Sail, Untitled und Spring). Dieser Raum ist eine Wohltat für die Augen, insgesamt aber beide Ausstellungen bemerkens- und nachdenkenswert.

 
Tony Cragg, Untiteled vor Ian McKeevers Henge II - Foto © Jürgen Kasten

Bis zum 01. Juni 2020 im Skulpturenpark Waldfrieden
Hirschstr. 12 - 42285 Wuppertal
noch bis Ende Februar, Fr-So, 11-17 Uhr
ab März, Di.-So., 11-18 Uhr

Weitere Informationen: www.skulpturenpark-waldfrieden.de