Ludwig Windstosser - Fotografie der Nachkriegsmoderne

Bis 23. Februar 2020 im Berliner Museum für Fotografie

Red.

Ludwig Windstosser - Kumpel mit Berglehrling, ohne Datum
Ludwig Windstosser

Fotografie der Nachkriegsmoderne
 
Bis 23. Februar 2020 im Museum für Fotografie, Berlin
 
Mit rund 200 Aufnahmen zeigt das Berliner Museum für Fotografie die erste umfassende Einzelausstellung des Stuttgarter Fotografen Ludwig Windstosser (1921–1983). Durch seine Firmenporträts avancierte Windstosser zum führenden Industriefotografen der westdeutschen Nachkriegszeit und ist dennoch bis heute weitgehend unbekannt. Die Ausstellung ermöglicht einen erstmaligen Einblick in Leben und Werk des Fotografen. Die Arbeiten stammen aus der Sammlung der Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin, die den Nachlaß Ludwig Windstossers bewahrt.
In den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg war Windstosser Mitglied der Gruppe fotoform und beteiligte sich an den Ausstellungen und Buchprojekten der subjektiven fotografie. In Anknüpfung an die fotografischen Tendenzen der 1920er- und frühen 1930er-Jahre prägte vor allem fotoform die Bildsprache der fotokünstlerischen Nachkriegsavantgarde. Steile Perspektiven, ungewöhnliche Bildausschnitte und starke Kontraste finden sich auch in den Werbeaufnahmen, die Windstosser als Industriefotograf ab den frühen 1950er-Jahren für viele Firmen – vom Stahlbau über Pharmahersteller bis hin zur Textilbranche – realisierte.
So porträtierte er das Bergbauunternehmen Ruhrkohle AG, das für den Aufschwung der westdeutschen Wirtschaft eine maßgebliche Rolle spielte. In seinen Fotografien zeigt er den Produktionsablauf von den Schächten bis hin in die heimischen Öfen und entwickelt dabei ein Bild vom Bergbau, das auch heute noch im kollektiven Gedächtnis präsent ist.
Auch für seine zahlreichen Buchprojekte fing Windstosser den nachkriegsdeutschen Zeitgeist mit seiner Kamera ein. Die Bildbände führen das Lebensgefühl in Großstädten einerseits sowie ein breites Spektrum an Landschaftsaufnahmen andererseits vor Augen. Der 1972 erschienene Bildband „Berlin: teils teils“ ist ein Porträt West-Berlins, in einer von Wiederaufbau und Fortschritt aber auch dem Wunsch nach Normalität und Sicherheit geprägten Zeit. Dieses Spannungsfeld zieht sich durch geschickte Gegenüberstellungen durch das gesamte Farbfotobuch.


Ludwig Windstosser Aral, Benzin-Raffinerie, 1967

Die Karriere Ludwig Windstossers steht exemplarisch für das Wirken vieler Fotografen in der Zeit des westdeutschen Wirtschaftswunders, seine Arbeit ist andererseits einzigartig in der Vielseitigkeit ihrer Bildsprache. Der zur Ausstellung im Kerber Verlag erscheinende Begleitband vertieft die drei Hauptaspekte im Schaffen Windstossers - künstlerische Fotografie, Industriefotografie, Stadt- und Landschaftsaufnahmen.
 

Ludwig Windstosser Zeitungsfrau, 1970

Ludwig Windstosser. Fotografie der Nachkriegsmoderne
12. Oktober 2019 bis 23. Februar 2020
Eröffnung: Freitag, 11. Oktober 2019, 19 Uhr
Museum für Fotografie