Mit einer Halskette

Ein Foto von Andreas Eckert zu einem Gedicht

von Werner Bergengruen

Nady - Foto © Andreas Eckert
Mit einer Halskette

Die Kette hat nicht Ende
Und hat nicht Anbeginn.
Es gehn durch deine Hände
Die weißen Kugeln hin.

Du willst die Kugeln zählen,
Sie haben keine Zahl.
Willst eine dir erwählen,
Doch keine steht zur Wahl.

Sie sind so glatt geschliffen,
So sänftlich dem Gefühl.
Die Hand, die sie ergriffen,
Die heiße Hand wird kühl.

O edle Kugelründung,
Vollkommene Gestalt!
Verheißung und Verkündung
Der göttlichen Gewalt.

Sie hat nicht lauten Willen,
Schließt alle Form in sich.
Sie ruht gewiß im Stillen
Und unantastbarlich.

Sollst in der Kette finden
Den urgeheimen Sinn.
Sie schien bestimmt, zu binden,
Und wird zur Löserin.

Zum Ring, der unanfänglich
Und endelos sich schließt,
Damit du unvergänglich
Das große Inbild siehst.

Du sollst die Kugeln tragen,
Zu schöner Schnur gereiht.
Du bist in allen Tagen
Ein Kind der Ewigkeit.

 
Werner Bergengruen