Heute weder Hamlet

Thomas Braus in einer seiner Paraderollen

von Oliver Tettenborn
Heute weder Hamlet auf dem Dönberg

ein Parforce-Ritt durch die Welt des Theaters
mit Thomas Braus!

Evangelisches Gemeindehaus Dönberg
Mittwoch, 11.6., 20 Uhr (Karten bei WSW TopTicket)

Zum Stück:

Thomas Braus - Foto: Wuppertaler Bühnen

So etwas kommt vor. Eine Vorstellung fällt aus. Das ist nichts Besonderes. Der Zuschauerraum bleibt leer, die Bühnentechniker sind unter sich, das Publikum zu Hause. Was aber geschieht, wenn die Zuschauer doch kommen und bleiben? Wenn sie zu einer Zeit im Theater sind, zu der sie eigentlich gar nicht dorthin gehören, zu der sie nur stören? „Heute weder Hamlet noch sonst was. Heute keine Vorstellung. Fällt aus. Beinbruch.“ Mit diesen Worten beginnt Ingo Sassmann, der „Held“ des Abends, das Stück. Er ist Schauspieler, besser gesagt, er war Schauspieler, denn seit längerem ist er an einem kleinen Theater als Vorhangzieher engagiert. „Ich bin der Vorhang, müssen Sie wissen. Wenn ich will, kann ich das ganze Theater zum Hörspiel machen. Vorhang zu: fertig. Dann sehen Sie nichts mehr. Nichts!“ Sassmann, der aufgrund der ausgefallenen Vorstellung nun zu der Ehre kommt, ein Publikum vor sich zu haben, erzählt seine Lebensgeschichte, die auch eine Theatergeschichte ist, eine „Karriere“ in den Städten Schleswig, Trier, Kassel und Bruchsal. In Shakespeares Tragödie „Hamlet“ hat er in Schleswig und Trier die Titelrolle gegeben, berichtet über eigenwillige Interpretationen moderner Inszenierungsformen. In Kassel agierte er im Weihnachtsmärchen weniger glücklich, spielte das ganze Stück auf einem Schwamm: „Weihnachten unter Wasser. Ein Schwammthron. Einstudierter Schwachsinn.“
„Heute weder Hamlet“ gibt amüsante Einblicke in die Theaterwelt aus der Perspektive eines Zukurzgekommenen. Ein Solo für einen einsamen Darsteller im doppelten Wortsinn.