Museum der Deutschen Binnenschifffahrt in Duisburg präsentiert: "Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern"

Ausstellung über Mythos und Klischees von der Arbeit auf See

von Andreas Rehnolt/Bec.

Foto © Frank Becker
Ausstellung über Mythos und Klischees von der Arbeit auf See

Museum der Deutschen Binnenschifffahrt
in Duisburg präsentiert:
"Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern"


Duisburg - Neben Leinwandlegenden wie Hans Albers und Freddy Quinn verkörpern auch Comic-Figuren wie Popeye, der Spinat essende Seemann oder Seemannsgarn-Spinner Käpt'n Blaubär die Vorstellung vom Leben auf hoher See. Unter dem Titel "Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern" widmet sich das Museum der Deutschen Binnenschifffahrt in Duisburg ab kommenden Freitag dem Mythos und den Klischees des Seemanns-Daseins. Anlaß ist das diesjährige Kulturfestival Akzente, daß sich unter verschiedensten Aspekten mit der Thematik Arbeit auseinandersetzt.

Ob Blaue Jungs, der Film "Große Freiheit" oder Schlager wie "Junge, komm bald wieder..." und "Die


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Gitarre und das Meer" - Matrosen sind im Kino und auf Schallplatte entweder hart und rauh oder sentimental, zumeist trinkfest und haben in fast jedem Hafen ein Mädchen. Jeder kennt Kapitän Ahab und seine besessene Jagd auf den Weißen Wal, jeder kennt die Meuterei auf der Bounty mit dem grausamen Leuteschinder Kapitän Bligh und Marlon Brando in der Rolle des aufbegehrenden Offiziers Fletcher Christian. Auch der einbeinige Long John Silver aus dem Erfolgsroman "Die Schatzinsel" oder der eher geckenhafte Käpt'n Jack Sparrow alias Johnny Depp und seine gruseligen Gegner zeichnen das Bild des harten Lebens an Bord eines Schiffes.

Das romantische Bild vom Matrosen gibt es vor allem in Deutschland. Seinen historischen Ursprung hat es nach Angaben der Ausstellungsmacher wohl in der Kaiserzeit, in der der Soldat zur See als "ganzer Kerl" gefeiert wurde, der sich in den Dienst der Nation gestellt hat. Viele Facetten des Bildes, etwa das vom sexuell aktiven und vom trinkfreudigen, verruchten Seemann haben sich schon im 19. Jahrhundert mit dem Aufkommen der Seemannsmissionen entwickelt. Hier produzierte man ein eher negatives Bild, um die eigene Arbeit zu rechtfertigen, betonte Museumsleiter Heinrich Kemper vor dem Start der bis zum 7. September laufenden Schau im Museum der Stadt, die über den größten Binnenhafen Europas verfügt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war es die Film- und Schlagerindustrie, die den Seemann als

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souveränen, harten Burschen, oft mit weichem Kern feierte. In den Nachkriegsjahren wurden Wünsche und Begehren nach einer problemfreien, besseren Welt auf ihn projiziert. Ihn konnte so leicht nichts erschüttern, und wenn es allzu schwierig wurde, blieb ihm immer noch die Abfahrt in ferne Länder. Die Ausstellung mit Plakaten, Tondokumenten und Filmausschnitten belegt auch, wie Werbung und Filmindustrie das Bild vom Matrosen verarbeitet und für ihre Zwecke genutzt haben.

Laut Kemper stehen dafür auch die zahllosen Shanty-Chöre in Deutschland, die der Museumschef schmunzelnd "Landratten im Seemannslook" nennt. Nach seinen Worten tönt hier eine fast ausschließliche Männerwelt, die das Leben und die harte Arbeit zur See besingt. Da fällt man als Museumsbesucher leicht ein, wenn Hans Albers sein unvergeßliches "Auf der Reeperbahn nachts um halb eins...." schmettert. Und wer die zahlreichen Produkt-Verpackungen sieht, die mit dem Seemann oder dem Matrosen werben, dem wird leicht wehmütig ums Herz. Immer noch prickelt die "Ahoj-Brause", die es in der Verfilmung der "Blechtrommel" von Günther Grass sogar in einen erstklassigen Film schaffte.


Ahoi!


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Während Käpt'n Iglo mit seinen Fischstäbchen inzwischen im Produkte-Meer der Tiefkühl-Fische untergegangen ist, sorgt eine Pastille mit Namen "Fisherman's Friend" immer noch für starken Atem. Der Hersteller nutzt immer noch das Bild vom abgehärteten Fischer auf hoher See und unter dem Bild eines Trawlers in den Wellen macht der Slogan unmißverständlich klar: "Sind sie zu stark, bist du zu schwach". Natürlich fehlen in der sehenswerten Ausstellung auch nicht Käpt'n Blaubär und sein rattiger Leichtmatrose Hein Blöd. Von Walter Moers vor rund 20 Jahren ausgedacht, nimmt er bis heute das Bild vom harten Leben auf den Weltmeeren verschmitzt und respektlos auf die Schippe. Doch wie sagt schon der Titel der Schau? "Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern!"


Internet: www.binnenschifffahrtsmuseum.de
"Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern"


Noch bis zum 7. September 2008
Öffnungszeiten: Di-So: 10-17 Uhr

 


Fotos und Redaktion: Frank Becker